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104 – Die Anbandelung

2. Januar 2012

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  • Singles

Liebe Frauen,

stellt Euch mal folgende Situation vor: Nach getanem Tagwerk (z.B. Arbeit) geht Ihr mit einem Mann (z.B. einem Arbeitskollegen), weil der Zufall es so will, ein Stück Weg bis zur nächsten U-Bahn. Auf diesem Weg redet Ihr miteinander, über dieses und jenes, die Arbeit und die Freizeit und das Wetter. Small-Talk eben. Und dann, in der U-Bahn-Station, statt dass gleich jeder zu seinem Bahnsteig eilt, bleibt Ihr noch ein paar Minütchen stehen und redet weiter, hört Euch an, was der andere denn jetzt zu Weihnachten macht, lasst Euch von der Hoffnung auf viel Schnee am Urlaubsort oder dem Ausbleiben von Stress beim Besuch der werten Familie erzählen oder Ihr erzählt selber selbiges. Und dabei lasst Ihr vielleicht sogar die nächste U-Bahn einfach so ohne Euch wegfahren.

Oder Ihr redet mit einem Mann in der Pause eines Theaterstücks und trinkt zusammen ein Bier/Sekt/Wasser.

104 - die Anbandelung | Adam sprichtOder Ihr begegnet einem Euch bekannten Mann zufällig auf der Straße und stellt die Frage, die man in solchen Momenten nunmal stellt: „Und? Was machst du so? Wie geht’s dir denn?“

Oder eine andere beliebige Situation, in der Ihr mit einem Mann quatscht.

Was habt Ihr davon? Ein kleines Pläuschchen nebenher, Informationen sammeln über einen lange nicht mehr gesehenen Bekannten, die Zeit totschlagen, was auch immer. Nett. Oder? Doch, nett ist sowas hin und wieder. Mehr aber auch nicht.

Nicht so für den Mann.

Ein Mann denkt sich nämlich: Aha, Anbandelung.

Naja, das denkt er sich nicht wörtlich, wer gebraucht heutzutage schon noch das Wort „Anbandelung“? Aber dieses so schöne altmodische Wort beschreibt genau das, was der Mann empfindet. Er denkt sich: Wenn die jetzt einfach so mal mit mir redet, heißt das, es könnte mehr werden. Und was mit mehr gemeint ist, könnt Ihr Euch doch wohl denken.

Richtig, Sex.

Es ist so, da gibt es sogar Studien drüber: Ein Mann denkt, wenn er mit einer Frau redet, an Sex. Und meistens an Sex mit der Frau, mit der er gerade redet. Und das Gespräch, das er gerade führt, sieht er als ersten Schritt dazu. Irgendwie muss man ja anfangen. Eigentlich alles, was Mann so tut, wenn in irgendeiner Weise Frauen involviert sind, dient nur diesem einen Zweck. Sex.

Sexsexsexsexsex.

Natürlich sind auch wir Männer keine Halbaffen mehr, die einer Frau die Banane reichen, und kaum hat sie sie ergriffen, wird sie auch schon flachgelegt, nein. Aber die Gedanken daran, die sind da.

Warum?

Weil der Mann nunmal so ist.

Na schön, blödes Argument und noch blödere Entschuldigung, ich weiß. Ich könnte jetzt auch über althergebrachtes und immer noch in unseren Köpfen herumschwirrendes Patriarchat schreiben, über hegemoniale Denkstrukturen, den Einfluss diverser nächstenliebender Religionen und das alles würzen mit an den Haaren herbeigezogenem Biologismus, aber das will doch niemand lesen. Also bleibt es dabei: Der Mann ist so.

Heißt nicht, dass er nicht auch anders sein könnte, aber …

Aber Ihr fragt Euch, was Ihr nun mit dieser Info anfangen könnt.

Nun, Ihr könntet zum Beispiel alle Männer stets verachten, da Ihr wisst, welche Gedanken sich in ihren Schädeln tummeln. Ihr könntet auch alle zufälligen oder nicht zufälligen Gespräche mit Männern hinkünftig vermeiden, um nicht Inhalt dieser Gedanken zu werden. Ihr könntet es auch als Kompliment sehen, so lange er seine Finger bei sich behält. Oder Ihr könntet all das, was ich Euch mitgeteilt habe, wieder vergessen oder als Blödsinn oder unwichtig abtun und gut ist.

Aber das tut Ihr natürlich nicht.

Also möchte ich Euch doch noch einen anderen Gedanken mit zu Euren zukünftigen Plaudereien mit Männern geben: Manche Männer denken über Sex hinaus. Manche Männer denken tatsächlich an die Frau selber, daran, dass sie es gerade super toll finden, mit ihr zu reden, weil sie feststellen, sie reden gerne mit ihr, sie genießen ihre Gegenwart, sie schauen sie gerne an, sie bemerken plötzlich, während sie über das Ausbleiben von Schnee und die oftmals herbeizitierten aber im Grunde völlig überbewerteten Zusammenhänge mit dem Klimawandel referieren, dass diese Frau unglaublich schöne Augen hat. Und sie freuen sich darüber. Und sie hoffen, dass sich ein solches Gespräch irgendwann, wenn der Zufall oder etwas anderes es denn will, wiederholen wird. Und dass es der Frau genau so geht, dass es auch für sie vielleicht ein wenig mehr ist, als nur Zeit Totschlagen, dass sie ganz bewusst die U-Bahn hat vorbeirauschen lassen, um noch zwei oder drei Minuten lang mit diesem Mann und keinem anderen zu reden und festzustellen, dass er unglaublich schöne Augen hat.

Und wenn beide Gesprächspartner finden, der andere hat unglaublich schöne Augen, naja, dann ist es auch nicht mehr ganz so weit bis zum Sex …

Euer Adam

Übrigens: Dieser Artikel erschien auch auf Im Gegenteil.

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0 Kommentare zu "104 – Die Anbandelung"

  • Der Anfang ist nicht ganz richtig. Wenn ich so ein Gespräch führen, dann will ich prüfen, ob die Frau erotische Signale aussendet. Wenn ich es nicht merke, dann ärgere ich mich und die Frau fühlt sich abgewiesen. Es gibt auch Frauen, die später Bemerkungen machen.

    • “dann will ich prüfen, ob die Frau erotische Signale aussendet” Ja, wenn sie es denn tut. Das ist es, was ich meine: Der Mann denkt daran, dass unter Umständen erotische Signale ausgesendet werden könnten. Die Frau in den meisten Fällen nur dann, wenn sie welche aussendet oder welche zu empfangen hofft. Wenn nicht: Kann es auch einfach nur ein nettes Gespräch ohne HIntergedanken sein.

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