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137 – Der Beziehungsstatus

20. August 2012

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  • Liebe

Liebe Frauen,

Wer glücklich ist, möchte dieses Glück am liebsten in die ganze Welt hinausschreien.

Dazu braucht man: Einen Wecker, damit man sehr früh aufstehen kann; festes Schuhwerk und andere Ausrüstungs-gegenstände, die Bergsteigen ermöglichen; einen Berg, um selbiges zu erproben; ein paar Stunden Zeit, um den Berg zu erklimmen; einen Gipfel, auf den man sich stellen kann, die Hände zu einem Trichter geformt an die Lippen gelegt, um so laut man kann über das ganze Erdenrund zu brüllen: „Ich bin glücklich“.

137 - der Beziehungsstatus | Adam sprichtUnd dann kann man nach Belieben den Grund für dieses Glück anhängen: „Weil ich grad den besten Menschen der Welt getroffen hab, und dieser Mensch denkt das Gleiche über mich, und überhaupt bin ich nicht mehr alleine, nein, zu zweit, und das ist gut so, und der Name dieses Menschen lautet…“

Ja, so kann man das machen.

So wurde das vielleicht ja auch früher gemacht.

So wurde das Jodeln erfunden. Pech nur, dass niemand verstanden hat, dass einfach nur das schiere Glück der Grund für dieses seltsame Geschrei war, weshalb es heut nur mehr eine volkstümelnde Nebenbeschäftigungen für Bergbewohner und ältliche Hausfrauen in Loriot-Sketchen ist.

Dafür wurde in den Niederungen der Aushang erfunden. Wer zusammen sein wollte, musste heiraten. Wer heiraten wollte, musste dies öffentlich bekannt geben. So dass alle es wussten. Je größer aber die zu informierende Bevölkerung wurde, desto schwieriger wurde es, alle vom eigenen Glück zu benachrichtigen. Da übernahmen die Zeitungen diesen Job: „Wir geben bekannt, dass die Dings und der Dings sich gefunden haben…“

Aber Zeiten ändern sich, das Glück einer neuen Liebe nicht.

Und deshalb hat facebook den Job übernommen. Was ist dein Beziehungsstatus? In einer Beziehung? Single? Es ist kompliziert? Facebook hat es fertig gebracht, dieses unglaubliche Gefühl der neuen Liebe auf ein paar Möglichkeiten herunterzubrechen, die man anklickt, und schon weiß die ganze Welt bescheid. Und wehe, es kommen auf einen geänderten Beziehungsstatus keine zigtausend Kommentare und likes. Und dann ist es auch noch so, dass man gleich mal angeben kann, mit wem man denn jetzt in einer Beziehung ist, praktisch, denn da wird dann gleich mal das Profil durchstöbert, ob der oder die auch passt, keine dunklen Geheimnisse zu verbergen hat, schlimme Sauf- und/oder Nacktfotos kursieren. Und bei Gefallen wird diese Person gleich mal per Anfragenklick in den eigenen Freundeskreis aufgenommen. Da fällt dann auch dieses lästige Kennenlernen weg, wo man bei einem Glas Wein nebeneinander sitzt und einfach nicht in ein Gespräch kommt mit dem/der Neuen. Oder aber, noch schlimmer, das glückliche Paar ist dermaßen glücklich, dass es nichts anderes tut, als sich gegenseitig abzuschlecken, um immer mal wieder kurz aufzuschauen und zu fragen: „Entschuldige, was hast du grad gesagt?“ „Ah, eh nix.“ Aber gedacht: Habt Ihr keine Wohnung? Oder: Na hoffentlich geht das nicht lang.

Ach ja, facebook ist schon schön, nicht? Dochdoch.

Und dann, wenn’s mal nicht mehr ganz so glücklich ist, kann man auch das der ganzen Welt mit einem einzigen Klick mitteilen.

Und dann kommen sie, die ganzen Kommentare, die man vorher vermisst hat: „Moah, das tut mir aber leid, echt, und ich konnte sie/ihn noch nicht mal kennenlernen. Aber ist eh besser so, glaub mir, ich hab sie/ihn schon aus meiner Freundesliste gekickt, ha.“

Ja, haha, so schnell kann’s gehen.

Man kann aber auch, doch, das geht, ganz einfach keinen Beziehungsstatus angeben.

Und trotzdem: Der Reiz ist groß, kurz mal hinzuklicken und vielleicht doch da was umzuändern, weil schließlich ist der Berg verschneit und das Jodeln aus der Mode und …

Euer Adam

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