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211 – Die alte Socke

20. Januar 2014

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  • Körper
  • Männer

Liebe Frauen,

wir schreiben das Jahr 2014, und doch hat sich eines nicht geändert: Männer haben keine Ahnung von Socken.

Das beginnt bei der klassischen weißen Socke in Sandalen. Es ist heißester Sommer, der Schweiß rinnt, der Mann trägt kurze Hose und grell leuchten die immerhin frisch gewaschenen Fußbekleidungsstücke zwischen den braunen Riemen der guten alten Birkenstocks hervor, dass einem die Sonnebrille von der Nase zu rutschen droht. Und ich stelle mir die Frage: Warum? Ist Sinn und Zweck einer Sandale nicht, dass mal Luft an die Zehelein kommt? Dass der Fußpilz durchatmen und der Geruch sich verflüchtigen kann? Ich kann verstehen, dass man bei geschlossenen Schuhen nicht ohne Socken hineinschlüpft, selbst wenn es warm ist, denn Fußgeruch setzt sich fest in Schuhen, dass auch das längste Durchlüften und der härteste Spray nichts mehr helfen 211 - die alte Socke | Adam sprichtkönnen. Spätestens wenn das nächste Mal die Fußwärme das Material aktiviert, weiß man, dass der Schuh nicht frisch aus dem Laden kommt. Da ist eine Soche schon nützlich, denn die kann und sollte man am gleichen Abend in die Wäsche schmeißen. Aber gerade Stinkefüße, für die man unter Umständen tatsächlich nichts kann, denn manche Männer schwitzen einfach an den Füßen, egal wie reinlich sie sind, sollten ab und zu mal an die frische Luft. Und nicht in Socken gesteckt werden. In weiße. Im Sommer. Iiih.

Ebenfalls Iiih sind weiße Socken generell, sofern sie nicht in Sportschuhen stecken. Es gibt absolut gar keine Entschuldigung für weiße Sochen außerhalb des Sportplatzes. Und selbst da mag ich meine Zweifel anbringen, ob sie dem letzten Schrei entsprechen, den die Sportbekleidungsmodeindustrie hervorgebracht hat. Wenn ich es so recht überlege, so gibt es absolut gar keinen Grund für weiße Socken. Höchstens weiße Schuhe. Eventuell. Das hängt aber dann auch wieder von der restlichen Bekleidung ab. Weiße Socken, nein.

Ebenfalls nein sind braune Socken in schwarzen Schuhen oder schwarze Socken in braunen Schuhen. Da laufen sie rum, die Herren, die ihr Geld in gestylten Managementbüros scheffeln, lassen sich den Zwirn maßanfertigen, tragen Aktentaschen, die teurer sind als mein komplettes Outfit, welches ich als mein bestes bezeichnen möchte, und die Schuhe der werten Herren sind aus Italien importiert, wo der ganz persönliche Leisten beim Schuster verwahrt wird, der nichts anderes tut, als bei ihm zu bleiben, und dann brennt da ein hässliches Braun aus dem edlen schwarzen Leder hervor, dass ich mir denk: Stil kann man nicht kaufen. Genausowenig wie Geschmack.

Aber Ihr, liebe Frauen, wollt von mir wohl eher keine Modetipps für Männer hören, oder? Nein. Und deswegen darf ich das Muss zum Thema Socken nicht umgehen: Socken beim Sex. Natürlich ist es in der Zwischenzeit ein verbreiteter Witz über Männer, dass sie sich beim Sex so schnell wie möglich nackig machen, aber die Socken bleiben an. Und doch passiert es immer wieder, dass Männer genau dies tun. Gerade so als wollten sie das Klischee bestätigen, weil es ja sonst weder Hand noch Fuß hätte, und das braucht ein Klischee zum Überleben. Und keine Angst, ich werde jetzt nicht anfangen, irgendwelche Entschuldigungen für dieses Verhalten zu finden. Es gibt keine. Und wenn Ihr einen Mann habt, der das so tut, dann sagt ihm, dass Socken beim Sex nicht so besonders sexy sind. Und wenn er was von kalten Füßen faselt, dann kontert mit dem nächsten Klischee: Dass nämlich nur Frauen immer kalte Füße haben und trotzdem nicht in Wollsocken ficken. Oder tut Ihr das?

Wobei, wenn ich mir das jetzt so vorstell, könnte schon fast wieder was haben. Weil es ein wenig unerwartet wär und unerwartet ist beim Sex oft nicht schlecht. Dochdoch.

Und heutzutage, da ja alles mit einem Augenzwinken in den Bereich der Ironie verfrachtet und also doch gemacht werden kann: Ja, es kann lustig sein, wenn ein Mann da steht, bereit, und ich meine erigiert, und an seinen Füßen stecken die Socken, die weißen, die dem Anblick vielleicht etwas Lächerliches geben, vielleicht aber auch etwas weniger Ernstes. Und wenn es um Sex geht, finde ich den kurzen Moment, der den Beteiligten ein Lächeln ins Gesicht zaubert, unbedingt wichtig. Nur darf man nicht vergessen, die Socken im richtigen Moment wieder loszuwerden. Und nein, das muss nicht elegant oder gekonnt oder was auch immer sein. Einfach weg damit.

Euer Adam

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0 Kommentare zu "211 – Die alte Socke"

  • Hallo Adam!

    Zunächst herzlichen Dank für diese superguten Artikel. Ich habe mich gerade durch die Nummern 282-287 gelesen, sie fehlten bislang noch. Klasse geschrieben, wobei ich von Zeit zu Zeit doch grinsen muss (insbesondere dann, wenn ich ich beim Lesen merke, ach je, das kenne ich doch…).

    Ich hätte gerne irgendwann einen Nachtrag zu Nummer 2: Das richtige Geschenk. Dieses immer zu finden, ist ein äußerst komplizierter Vorgang, man kann auch schon einmal heftig daneben greifen (und der dann ein wenig bedröppelte Gesichtsausdruck des geliebten Mannes muss nicht sein, andererseits mag er auch nicht mit der Sprache herausrücken, frage ich ihn. Oftmals habe ich dafür zwar das “richtige Händchen”, aber…). Folglich würde ich einen diebezüglichen Artikel von kompetenter Seite zu schätzen wissen mit der Hoffnung, dann in Zukunft nicht mehr die unter Umständen falsche Wahl zu treffen.

    Ansonsten: Bitte weiter so!!!! Köstlich!!!

    Gruß aus Köln
    Susanne

    • Liebe Susanne,
      vielen vielen Dank für deine Rückmeldung. Und auch für den Hinweis auf Nummer 2, ist ja schon eine ganze lange Weile her, dass ich das geschrieben habe. Mal sehen, ob mir dazu etwas Hilfreiches einfällt …
      Liebe Grüße
      Adam

  • Adam, ein Mann, der sich so um Mode Schert!? Was ist Mode?
    Senta Berger: Mode ist ein Befehl den sich Frauen wünschen
    Oder: Mode ist die bereitwillige Bejahung der rätselhaften Tatsache, dass heute etwas schön ist, was gestern hässlich war und morgen unerträglich sein wird.
    Denke dran, dass man vor wenigen Jahren blau und grün nicht kombinieren durfte.

    Die Farbzusammenstellung ist allerdings für mich nicht unwichtig. Heute nur Brauntöne: Schuhe, Socken, Hosen, Hemd braun karriert, Pullover nicht braun, aber passend, Mantel braun.

    • es kann zwei Gründe geben, warum ein mann sich um Mode schert: Erstens, weil er sich wirklich dafür interessiert, weil er sich attraktiver findet, wenn er nach einer gewissen Mode (welcher auch immer) gekleidet ist, weil er sich dann wohler fühlt, es ihm Sicherheit gibt, er sich zu einer bestimmten Gruppe zugehörig fühlt usw. Zweitens, weil er annimmt, dass es Frauen interessiert, und er den Frauen zeigen will, dass er Geschmack hat. Dass Mode sich von Tag zu Tag ändert, ist nicht zu leugnen, hat aber nach dem Wunsch nach Mode nur sehr sehr wenig zu tun.
      Übrigens: Für mich ist braun mit schwarz ein no-go. Warum auch immer, ich ertrag es nicht. Weder an mir, noch an anderen. Finde ich iiih. Aber ich tu es mal als recht harmlosen Spleen ab.

      • Hallo Adam,
        ich bin nicht gegen jede Mode, aber sie muss mir persönlich gefallen und nicht dem Burda-Verlag. Man muss seinen eigenen Geschmack entwickeln und die Kleidung muss zum Typ passen. Wer jedem Trend nachläuft, hat keinen eigenen Geschmack.
        Es gab mal eine Zeit, da trugen Männer zu einem dunkelblauen Anzug rotbraune Schuhe – igit.
        Als die Mini-Mode kam, trugen das auch Frauen mit furchbar dicken Beinen.

        Auch ich trage nie braun mit schwarz, aber schwarz mit blau.

        • Klar geht es um den persönlichen Geschmack, aber auch der kann sich verändern. Und ich finde es nicht schlimm, sich an aktueller Mode zu orientieren. Aber wie du sagst, nur weil die Mode etwas vorgibt, muss man es noch lange nicht gut finden.
          Und schwarz mit blau ist auch für mich vollkommen in Ordnung.

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