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291 – Die Unterwerfung

3. August 2015

22 Kommentare

  • Sex

Liebe Frauen,

seit den berühmten Shades wissen wir ja, was Sub und Dom heißt, nicht?

Und seit den berühmten Shades wissen wir auch, dass das ein ganz ganz wichtiges Thema ist, wenn man ganz ganz guten Sex haben will, nicht?

Und seit den berühmten Shades wissen wir auch, dass man sich echt dämlich vorkommen kann, wenn man eine schlechte Verfilmung eines schlechten Buchs nachspielen will. (Tut mir leid, Ihr, die Ihr das Buch gut gefunden habt, es mag Euch – warum auch immer – gefallen haben, aber schlecht geschrieben bleibt es trotzdem. Aber zurück zum Thema:) Nur dürfen wir eines nicht vergessen: Diese ganze Sache mit der Unterwerfung beim Sex, die gibt es nicht erst seit den berühmten Shades, und es hat auch nur sehr wenig mit dem berühmten Shades-Kitsch zu tun, der da propagiert wird. Und es geht auch nicht um Hingabe, denn es geht nicht um Genießen im Sinne von: sich zurücklehnen und in aller entspannten Spannung nehmen, was kommt. Während bei der 291 - die Unterwerfung | Adam sprichtHingabe derjenige im Mittelpunkt steht, der sich hingibt, ist es bei der Unterwerfung ein ganz anderes Spiel.Und ein Spiel ist es. Ein Spiel um Macht und Machtausübung. Und um das Ausloten der Grenze zum Machtmissbrauch. Nicht umsonst gibt es bei den SM-Spielen das safe-word, jenes Wort, das das Spiel zu jedem Zeitpunkt beendet („Gurkensalat“ zum Beispiel). Wenn es nämlich einem der Beteiligten zu weit geht. Weil es nämlich zu weit gehen kann. Und würde es nicht zu weit gehen können, wäre es aller Wahrscheinlichkeit recht bald recht fad. Alleine die Tatsache, dass es die Möglichkeit gibt, dass das Sicherheitswort ausgesprochen werden muss, macht die Sache spannend, prickelnd, fesselnd.

Natürlich wäre es ein Fehler anzunehmen, dass es nur um den dominanten Part geht, dass nur der Unterwerfer bekommt, was er will. Es ist im wahrsten Sinn ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten. Und beide Seiten sind es, die ihre Sicherheitszonen verlassen. Wer sich unterwirft, weiß nicht, was mit ihm passiert, weil er die Kontrolle abgibt. Und er weiß nicht, was er tun wird, weil er trotzdem handeln wird. Auf Befehl. Und zugleich weiß der Unterwerfer, wenn wir ihn denn auch weiterhin so nennen wollen, nicht, wohin es führen wird, wohin es ihn führen wird, wenn er sich auf das Spiel einlässt, denn es ist ein Spiel, das die vertrauten Normen auf den Kopf stellt. Was ist möglich? Wir wissen es nicht. Was Vertrauen voraussetzt. Unbedingtes Vertrauen. Und Vertrauen wiederum bedeutet, dass die Beteiligten im Grunde auf einer gleichen Ebene stehen. Zumindest außerhalb des Spielraums. Im echten Leben sozusagen. Vertrauen funktioniert nur, wenn es gegenseitig ist. Wenn ich Zweifel daran habe, dass wer mir vertraut, dann ist es bereits dieser Zweifel, der mein Vertrauen diesem Menschen gegenüber untergräbt. Und vielleicht liegt auch da (neben der unglaublich schlechten Sprache) das Problem, das ich mit den berühmten Shades habe: Das, was mir da erzählt wird, gibt mir nicht das Gefühl, dass die Beteiligten in irgendeiner Weise gleichberechtigt sind. Im Gegenteil, deutlicher könnte man Hochstatus versus Tiefstatus kaum darstellen (also doch etwas Gutes an dem Ding gefunden). In dem Fall ist die Unterwerfung der naiven Hübschen allerdings auf keinen Fall eine freiwillige, egal wie viele Verträge sie unterzeichnet und Orgasmen sie erlebt. Und wenn es nicht freiwillig ist, ist es kein Spiel mehr. Und wenn es kein Spiel mehr ist, ist es bitterer Ernst. Und dann erleben wir eine Frau, die dazu („freiwillig“) gezwungen wird, sich in die vom Mann vorgegebene Richtung hin zu entwickeln. Ja, vielleicht könnte man sagen, sie wurde zu ihrem Glück gezwungen. Es bleibt Zwang. Und ja, vielleicht kann man anmerken, dass sie sich irgendwie doch emanzipiert und ihn bekehren will und so, aber es bleibt der Anfang, wie er ist. Und da frage ich mich, warum eine so konservative Sichtweise auf Mann und Frau dermaßen populär sein kann. Aber ich schweife massiv ab und der Wunsch nach traditionellen Werten und die Neuentdeckung alter Prüderie trotz oder wegen irgendwelcher Shades und anderer Verpornoisierung der Wahrnehmung ist ein anderes Thema, das …

… vielleicht doch etwas mit dem Thema Unterwerfung zu tun hat. Denn ist Unterwerfung nicht auch ein Spiel damit, die Verantwortung abzugeben? In die vertrauensvollen Hände einer anderen Person. Und haben wir nicht alle ab und an die Tendenz, auch gesellschaftliche Verantwortung abzugeben, statt sie zu übernehmen und einzutreten für die Dinge, die uns wichtig sind? Da muss ich mich allerdings fragen, wem die Hände gehören, die sich mir vertrauenerweckend entgegenstrecken. Eher empfinde ich auch da ein deutliches Ungleichgewicht. Was sich eben darin zeigt, dass mir vorgeschrieben wird, wie ich zu denken und zu fühlen habe, das mir aber kein Safe-word mitgegeben wird, das ich jederzeit in die Welt schreien kann. Ich bin ein Mensch, holt mich hier raus. Oder so.

Nein, ich möchte nicht weiter rumpolitisieren, ich rede über Sex. Über Unterwerfung. Darüber, dass es Spaß machen kann, sich zu unterwerfen. Dass nichts Verächtliches daran ist, das (auch mal) zu wollen. Dass man sich selber eben nicht aufgibt, wenn man das will, sondern im Gegenteil, sehr genau weiß, was man will, wenn man dazu bereit ist, sich aus freien Stücken und bis auf Widerruf einem Menschen zu unterwerfen.

Euer Adam

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22 Kommentare zu "291 – Die Unterwerfung"

  • Lieber Adam!

    Meine Zustimmung hast du auf jeden Fall: Ich finde die Shades-Bücher (habe mich in den ersten Band im Internet kurz reingelesen und das weltweite Theater verfolgt, war so gut wie unmöglich, es nicht mitzubekommen) inklusive dem ganzen Bohei darum extrem entbehrlich und sehr unnötig. Endlich hat es einmal jemand offen ausgesprochen! Die paar Seiten, die ich gelesen habe, fand ich nur am Thema vorbei!

    Liebe Grüße
    Susanne

      • Gähn!!! Das Theater findet kein Ende, daher komme ich noch einmal darauf zurück. Ich war am Samstag mal wieder in meiner Lieblingsbuchhandlung und was sah ich dort und zwar stapelweise? Die Shades, allem Anschein nach Band 1 aus seiner Sicht erzählt. Wenn das nicht überflüssig ist, zumal eine Frau meint, die Story aus Männersicht darstellen zu können. Pure Geldmacherei oder was denkst du?

        • natürlich ist das nichts anderes als Geldmacherei. Und nächstes Jahr wird es das Ganze nochmal aus Sicht des Hubschrauberpiloten und des Dildos und des Goldfisches geben. Und dann hat die Protagonistin noch eine verschollene Zwillingsschwester, die genau genau das Gleich erlebt, hurra. Und zumindest bei diesem neuen Shades-Buch: die Leute kaufen es: Uh, was hat sich wohl der schöne Christian gedacht, als er die Peitsche ausgepackt hat, uh …

          • Nun ja, zumindest Verlag und Buchhändler sind damit glücklich. Auf die Frage, ob er wenigstens glaubt, man braucht diese Bücher, antwortete mein Lieblingsbuchhändler: “Nö, braucht kein Mensch, nicht einen einzigen Band, aber es verkauft sich wie geschnitten Brot. Eine “normale”, also nicht spezialisierte Buchhandlung kann es sich nicht leisten, diese “Werke” nicht im Angebot zu haben.” Tja, das scheint mir das einzige Argument pro Shades zu sein, auch wenn Millionen Leser/innen dies anders sehen mögen.

            • ich denk mir immer, wenn irgendwelche schlechten Bücher zu Bestsellern werden: Besser das lesen, als nichts lesen. Und mit ein wenig Glück finden ja ein paar, die über sowas überhaupt erst zum Lesen gekommen sind, dadurch sogar zu Literatur, die auch was taugt.

          • Lieber Adam,

            ja sicher, besser sowas lesen als überhaupt kein Buch anzufassen (auch der Buchhandel möchte leben). Ich fürchte, speziell bei diesen Büchern, weil ich sie so elend finde und nach wenigen Seiten schon genug hatte, bin ich sehr voreingenommen. Ich möchte jedoch eine kleine Entschuldigung für meine “Sturheit” vorbringen. Ich habe u. a. eine Ausbildung als Antiquariatsbuchhändlerin, da bekommt man eine etwas andere Einstellung, was halbwegs gute Literatur ist und was nicht. Daher: wer diese Shades-Bücher gerne liest… soll weiter Spaß daran haben.

  • Lieber Adam, guten Tag!

    Nicht nur stinklangweilig, auch stilistisch teilweise recht fragwürdig (ich hatte nach 5 oder 6 Seiten genug davon). Übrigens ist auch die Merchandising-Maschinerie vollumfänglich angelaufen. Ich war auf der Suche nach einem neuen Spielzeug und was wurde mir an sehr prominenter Stelle präsentiert: die Shades-Collection. Ebenso öde, da war ich eher fast in Versuchung, einen Vibrator in Form einer gelben Quietscheente zu kaufen, die war optisch aufregender.
    Übrigens bin ich gespannt, was mein Mann heute Abend sagt, wenn er erfährt, dass du dich des Themas Weibchen angenommen hast.

    Liebe Grüße
    Susanne

    • gelbes Quietscheentchen als Alternative finde ich super 😛 Das gibt es als Vibrator? Ist mir bis jetzt noch nicht untergekommen. Weil so ein Entchen so besonders sexy ist, oder weil der Vibrator dann nicht so auffällt, wenn er am Badewannenrand rum liegt und auf seinen Einsatz wartet? Bin auch gespannt, was dein mann dazu sagt.
      Liebe Grüße
      Adam

      • Gibt es tatsächlich als gelbe Quietscheentchen (I Rub My Duckie). Gibt es im schwarz-roten Bondage-Look und in weiß, pink und lila mit fedrigem Puschelkragen. Ja, so ein Entchen ist irgendwie sexy (habe am Ende das lilafarbige Entchen gekauft, etwas verruchte Farbe an so einem Tier). Sieht außerdem witzig aus und warum nicht einmal über sowas beim Sex lachen? Mein Mann ist bei dem Anblick erst einmal in hemmungsloses Gelächter ausgebrochen. Ein Grinsen zaubert es dir allemale ins Gesicht.

  • Danke für den Artikel. Ich finde eh so toll, wie du schreibst, weil deine Texte sich nie “nur” um Sex drehen, sondern immer etwas tiefes, menschliches an sich haben. Und auch weil mir deine Einstellung gefällt.
    Ich fand Shades auch nicht so Bombe und hab es auch nicht fertig gelesen. Und trotzdem habe ich viel über diese Sache nachgedacht. Später habe ich ein Buch gelesen (damals gab es das noch kostenlos auf der Büchercommuntiy Wattpad), das sich “Plaumenlila” nannte und eine ähnliche Thematik ansprach, nur in sehr viel realistischer. Und erst da hab ich es irgendwie verstanden.
    Dein Artikel ist sehr kritisch und sehr echt. Danke, für deine Sichtweise.

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