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385 – Der Sexroboter

21. Mai 2017

11 Kommentare

  • Sex

Liebe Frauen,

Stay on the scene, like a sex machine.

Wer hat’s erfunden? Richtig, James Brown. Und der fand das wohl ziemlich geil, eine Sexmaschine zu sein. Klar, Männertraum, immer bereit, immer standhaft, immer der Mann, der man sein möchte.

Und die Männer grölen mit. Stay on the scene, like a sex machine. Und sie verdrehen die Augen und schürzen die Lippen und wackeln mit den Ärschen und sind doch nie auch nur ansatzweise so sexy wie sich James Brown vorgekommen ist.

Interessanterweise lassen sich aber recht wenige Männer Teile in ihre Penisse einbauen, dass sie tatsächlich immer bereit und standhaft und der Mann sind, der sie sein möchten. Halt nur, wenn sonst wirklich gar nichts mehr geht. Aber von wegen Körperoptimierung und wir werden alle Cyborgs? Interessanterweise dann doch nicht. Stattdessen wird aber kräftig an den Sexrobotern 385 - der Sexroboter | Adam sprichtgebastelt. Und das sind (nach meinen Recherchen mit einer einzigen Ausnahme, welche sich aber derzeit lediglich in der Planungsphase befindet) weibliche Körper, die den Männern zur Verfügung stehen sollen. Plastikmuschis mit Körper dran. Oh, klar, natürlich heißt es, dass die dann auch mit künstlicher Intelligenz ausgestattet werden und interaktiv sind und zu einem richtigen Gesprächspartner werden können. Genau.

Und dann glauben wir auch gleich mal den Männern, die nach Thailand fahren und sich dort eine Frau für drei Wochen kaufen (oder drei Frauen für eine Woche), dass es ihnen um die tiefgreifenden Diskussionen zu solch wichtigen Themen wie Politik und Umweltschutz geht. Und der Sex, ja, der passiert ja auch, aber natürlich natürlich natürlich könnten die jederzeit auch drauf verzichten.

Sexpuppen zeigen, wie Männer über Frauen denken. Was nämlich immer fehlen wird – oder sagen wir mal: noch sehr sehr sehr sehr lange fehlen wird – das ist das Bewusstsein. Und der eigene freie(!) Wille. Das ist, dass einem ein Mensch gegenübersitzt, der tatsächliche Gefühle hat, die nicht programmierbar sind. Ein Mensch mit Vergangenheit. Und Zukunft. Und, ja, auch einem Ende. Wenn man bereit ist, sich auf einen solchen Menschen einzulassen, und einen solchen Menschen einem künstlichen vorzieht, dann kann man sagen, dass es um mehr als nur Sex geht. Aber leider tun das auch jetzt schon manche Männer nicht.

Jetzt schreien gleich die Produzenten dieser Sexroboter und sagen: Ja, aber. Ja, aber es gibt doch auch jetzt ganz einsame Männer, die alleine in ihren erbärmlichen Wohnungen rumsitzen. Wir müssen denen doch helfen. Indem wir ihnen Plastik- und Elektroteile im Wert von mehreren Tausenden Euro abluchsen. Dass sie nicht mehr einsam sind.

Falsch, die werden nur noch einsamer. So wie sie einsam vorm PC sitzen und einsam vorm Fernseher sitzen und einsam vorm Radio sitzen und einsam vorm Kaminfeuer sitzen. Und umso mehr können sie sich vorgaukeln, nicht einsam zu sein. Weil das alles einen anderen Menschen nicht ersetzt. Und um mehrere Tausende Euro könnte man durchaus das eine oder andere tun, um Einsamkeit tatsächlich zu durchbrechen. Und wenn es nur ist, dass man mal in ein Wirtshaus geht und mit den Wirten volllabert. Reichen auch weniger als mehrere Tausend.

Und wenn es dann heißt, dass schon jetzt ganz ganz tolle Resultate mit Robotern in der Pflege von alten und dementen Menschen gemacht werden, sage ich abermals: Klar, lieber mit einem Roboter reden, als gar nicht. Aber wenn es um Kontakt zu einem anderen Lebewesen geht, bringt eine Katze oder ein Hund oder ein Kaninchen sicher mehr als der bestkonstruierte Roboter es jemals können wird.

Also bleibt mir zuhaus mit Euren Sexrobotern, so lange Ihr sagt, dass es darum geht, dass die all das können, was ein anderer Mensch kann.

Wenn Ihr aber bereit seid, zuzugeben, Sex haben zu wollen, mit etwas, das immer bereit und standhaft respektive willig ist, keine eigene Vorlieben hat, nicht einmal Meinungen, ein Ding also, das nicht befriedigt werden will, dem es (und damit meine ich das Leben) egal ist, dann sage ich: Viel Spaß. Aber kommt nachher nicht meckern, wenn Euch was fehlt.

Euer Adam

P.S.: Chemische Hilfsmittel gewünscht: für die Potenz

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11 Kommentare zu "385 – Der Sexroboter"

  • “…und interaktiv und Gesprächspartner…”
    Selbst wenn, schon der Gedanke, mich a) mit so einem Ding zu verlustieren und b) mich mit einem wie auch immer geformten Stück PVC oder Silikon (oder woraus sind die Dinger) zu unterhalten, ist mehr als erschreckend.
    Bist du soweit gekommen, dass du dich mit irgendwie annähernd menschlich geformtem Kunststoff unterhälst, dann bist du aber ein ganz armes Schwein. Und es dauert nicht mehr lange, dann bist du zu einem Gespräch mit einem echten Menschen gar nicht mehr fähig. Weil der Reaktionen und Regungen zeigt, auf die wiederum du reagieren musst. Und ich glaube nicht, dass eine Gummipuppe je in der Lage sein wird, Stimmungen wahrzunehmen und darauf zu reagieren usw.
    Meine Frau meint dazu, sie fände schon den Gedanken, so ein Ding anzufassen, abschreckend. Die Wärme oder Kühle von Haut zu spüren, die unterschiedlichen Strukturen und Texturen, die Knochen unter der Haut, den Geruch, den Puls z. B. am Handgelenk und und und. Welche Puppe bzw. welcher Roboter könnte das schon bieten?
    Ist offensichtlich nichts für uns!

    • “… dann bist du aber ein ganz armes Schwein”. Und genau die sind es, die von dieser sich entwickelnden Industrie ausgenutzt werden. Unter dem Vorwand, ihnen zu helfen. Und wie du sagst: Das Gegenteil passiert.

  • “Der Familienvater lebt zwar noch mit Frau und Kind unter einem Dach, aber seit er seine Silikonpuppe hat, gibt er nicht mehr viel auf zwischenmenschliche Beziehungen.” Genau das ist es, was ich meine, wenn die Hersteller argumentieren, damit könne jenen, die Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten haben, geholfen werden. Klingt als Argument ein wenig wie das eines Drogendealers. Der Artikel zum Zitat: http://derstandard.at/2000061027351/Silikonpuppen-fuer-Japans-Maenner-Moechte-mit-ihr-begraben-werden

    • DAS ist eine der traurigsten Geschichten, die ich je gelesen habe. “Und Männer wie Senji Nakajima, denen das Leben mit echten Frauen zu anstrengend ist” und “die sind so fordernd…”
      Und genau deshalb finde ich das Leben mit echten Frauen (Menschen) so spannend. Ja, kann anstrengend sein, und ja, Frauen sind durchaus fordernd (sind wir Männer das nie?). Aber dadurch sind sie auch fördernd, weil sie mich vor Herausforderungen stellen, auf die ich reagieren muss/soll, weil sie andere Denkweisen und Sichtweisen haben, weil sie anders agieren und reagieren und und und.
      Ich möchte nicht mit so einem widerspruchslosen Ding leben, das mich nicht fordert/herausfordert. Und diese Herstellerargumentation, es würde jenen mit Schwierigkeiten bei sozialen Kontakten helfen, halte ich für absolut schwachsinnig und sehr gefährlich, denn dadurch werden deren Schwierigkeiten nicht behoben, sondern nur noch verstärkt.
      Nach meinem Verständnis sollten diese Menschen besser dich (in deinem anderen Leben neben Adam) aufsuchen zwecks Suche nach dem auslösenden Grund für deren Unvermögen, sich mit echten Frauen auseinandersetzen zu wollen/können.

      • bisher hatte ich (in meinem anderen Leben neben Adam) noch nicht mit wem zu tun, der lieber mit Puppen als mit Menschen lebte, aber es gibt noch so viele andere Verhaltensweisen, die zur Flucht vor menschlichem Kontakt dienen können. Und die allen Beteiligten am Ende nur schaden.

  • Sexpuppen zeigen, wie Männer über Frauen denken. Was nämlich immer fehlen wird – oder sagen wir mal: noch sehr sehr sehr sehr lange fehlen wird – das ist das Bewusstsein. Und der eigene freie(!) Wille. Das ist, dass einem ein Mensch gegenübersitzt, der tatsächliche Gefühle hat, die nicht programmierbar sind. Ein Mensch mit Vergangenheit. Und Zukunft. Und, ja, auch einem Ende. Wenn man bereit ist, sich auf einen solchen Menschen einzulassen, und einen solchen Menschen einem künstlichen vorzieht, dann kann man sagen, dass es um mehr als nur Sex geht. Aber leider tun das auch jetzt schon manche Männer nicht.

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