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292 – Das Weibchen

10. August 2015

8 Kommentare

  • Liebe
  • Männer

Liebe Frauen,

hurra, wir emanzipieren noch.

Ja, liebe Frauen, so schnell ist das Thema wohl nicht erledigt, das mit der Emanzipation, das mit der Gleichberechtigung, das mit „Frauen verdienen endlich für die gleiche Arbeit das gleiche Geld“ und „eine Frau muss nicht nur Kinder und Küche ihr Reich nennen“ und „wenn eine Frau keine Kinder will, dann ist sie deswegen noch lange kein Egoist“ und „wenn eine Frau Kinder und Karriere will, dann ist auch das kein Problem“ und „Männer tun nicht ihrer Frau einen Gefallen, wenn sie mal im Haushalt helfen, denn es ist eine Sebstverständlichkeit, dass sie ihren Teil dazu beitragen, herrgott“ und … so weiter.

Und dann?

292 - das Weibchen | Adam sprichtDann haben wir ein Problem, wenn eine Frau plötzlich da steht und sagt: Was aber, wenn … Wenn ich doch zuhause bleiben will?Wenn ich Kinder haben will? Wenn ich mich um die Kinder kümmern will? Wenn ich nicht einen anderen Job haben will als den? Wenn ich gerne für meinen Ehegatten sorge? Wenn ich es gut finde, wenn der das Geld verdient, von dem auch ich lebe? Wenn … Wenn ich ein Hausmütterchen sein will, was dann?

Ja, dann fliegen sie tief, die Argumente, dass sie sich doch auch entfalten muss, ihr Ding finden muss, ein eigenes Leben, verfickt, ein eigenes Leben leben.

Was aber, wenn genau das ihr eigenes Leben ist?

Gleichberechtigung muss sein, da gibt es kein wenn und aber.

Aber.

Aber das heißt noch lange nicht, dass jeder Mensch (ja, ich schreibe bewusst Mensch) sich dann dazu gezwungen fühlen muss, sich wieder diesem Bild entsprechend zu benehmen. Es geht ja um Rechte, nicht um Pflichten, neue Rechte, die für alle gleich sind. Also muss es auch möglich sein, dass ein Mensch sich dazu entscheidet, manche der ihm zustehenden Rechte nicht für sich zu nutzen. Das ist sein gutes Recht. Und zwar ohne, dass dann alle wir-sind-aber-sowas-von-modernen Frauen und Männer die Nase rümpfen, weil eine Frau sowas Ekelerregendes ausspricht, wie dass sie so ein altbackenes Lebensideal verfolgen will.

Und noch mehr gerümpft wird, wenn es dann auch noch Männer gibt, stellt Euch das nur mal vor, die heutzutage zugeben, dass sie sich eine solche Frau wünschen. Jetzt wird es prickelnd. Denn darf ein Mann das? Den Wunsch äußern, dass seine Frau ein Hausmütterchen ist?

Gegenfrage: Darf eine Frau sich wünschen, dass ihr Mann groß und stark ist, eine Schulter zum Anlehnen bietet und so ein richtiger Mann ist, der beschützen kann und all sowas?

Wenn das eine, dann das andere.

Allerdings möchte ich Einschränkungen anbringen: Der Mann sollte seine Frau nicht Hausmütterchen nennen, und die Frau ihren Mann nicht „richtig“. Denn das eine ist abwertend, das andere diskriminierend. Eine Frau, die den Haushalt schmeißt, weil sie es gerne tut, kann eben auch eine emanzipierte Frau sein, und nicht ein Weibchen. Wie sie sich dann selber definiert, das ist immer noch ihr überlassen. Und was den „richtigen Mann“ angeht: Ich fänd’s schön, wenn auch da endlich mal die ganzen Klischees fallen gelassen werden könnten, denn es gibt auch Männer, die gerne den Haushalt führen und deswegen keine Männchen sind, sondern eben auch „richtig“.

Euer Adam

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8 Kommentare zu "292 – Das Weibchen"

  • Lieber Adam!

    Ich bedanke mich für die Aufnahme und Ausarbeitung des Themas Weibchen. Eines vorab, was mir sicherlich Ohrfeigen einbringen wird: ich mag das Wort Weibchen (sofern ich es für mich persönlich definiere, umfasst es Begriffe wie Weiblichkeit, Sinnlichkeit, auch Fürsorglichkeit usw., übrigens sorge ich umgekehrt gerne für meine Frau) in Verbindung mit einer Frau, ohne mich in Richtung Diskriminierung bewegen zu wollen und solange man damit eben nichts Negatives impliziert, solange dieses Wort nicht abwertend/entwürdigend oder beleidigend benutzt/verstanden wird. Auch wenn es manchem schwer fällt, möchte ich es positiv gewertet wissen, zumal ich das als große Stärke/Kraft/Macht von Frauen empfinde. Warum soll sich eine Frau nicht selbstbewusst damit identifizieren? Nicht einmal meine Frau tritt mir deswegen in die Weichteile.

    Ich habe eine Frau, für die das, ich beschreibe es jetzt einmal so, „Hausfrau sein“ durchaus keinen negativen Beigeschmack hat (und ich käme niemals auf die Idee, sie als „Hausmütterchen“ zu bezeichnen. Das Wort hat für mich ein negatives Geschmäckle). Allerdings „praktiziert“ sie das nicht in seiner reinsten Form, sprich „nur“ das Hausfrau sein (von dem Klischee sollten wir uns eh verabschieden, es ist ein Fulltime-Job, den Haushalt zu bewältigen plus möglicherweise noch die Erziehung von Kindern, ich bin nicht so verblendet, dies nicht zu sehen).

    Susanne ist am Amtsgericht zugelassene Dolmetscherin für vier Sprachen. Sie arbeitet stundenweise von zu Hause und erstellt für die Anwaltskanzlei, in der ich Partner bin, Übersetzungen auf Honorarbasis. Sie mag es allerdings, dies bei freier Zeiteinteilung zu machen. Und sie hat sich bei unserer Heirat bewusst dafür entschieden, daheim zu bleiben und ihren Job bis auf ca. 25 % des vorherigen Umfangs zu reduzieren. Ja, sie wusste, dass ich mich darüber sehr freuen würde. Da wir Kinder haben möchten (meine Frau will vier), will sie aufgrund eigener Entscheidung/Planung auch diesen Teilzeit-Job dann wohl aufgeben.

    Demgegenüber (ich zitiere sie jetzt) sieht sie absolut nichts Verwerfliches daran, für uns beide ein Zuhause zu schaffen, mich zu nähren und zu umsorgen. Ich gebe es gerne zu (auch wenn das eventuell weitere Ohrfeigen durch andere Leserinnen und Leser deiner Kolumne auslöst), ich kann das durchaus genießen und bin ehrlich froh und dankbar dafür. Möglicherweise sieht mich mancher dann doch als rückständigen Stoffel, nur weil ich persönlich es mag, wenn meine Frau daheim bleibt.

    Dabei sollte niemand denken, dass sie nicht gleichzeitig emanzipiert ist. Sie weiß sehr genau, wer und was sie ist. Sie weiß sehr genau, was sie wie und wann will und dass sie jederzeit das Recht zu eigenen Entscheidungen hat und zudem teilweise recht reaktionäre Ansichten zu manchen Themen. Das eine schließt das andere nicht aus. Noch ein Zitat (von heute): „Ich sehe nicht, inwiefern es mich in irgendeiner Weise herabsetzen sollte, wenn ich für dich sorgen möchte und mich um dich kümmern. Und ich sehe nichts in Richtung traditionelle Rollenverteilung im negativen Sinn. Ich möchte es gerne so und mag das, außerdem bin ich dadurch letztendlich nicht ein anderer Mensch.“ Ende der Diskussion! Auch das war ihre höchsteigene Entscheidung.

    Allerdings hätte ich immer akzeptiert, wenn sie mir erklärt hätte „hör mal, mein Freund, du kannst mich mal, entweder wir machen das komplett zusammen oder gar nicht.“ Um Missverständnissen vorzubeugen: ich habe Susanne niemals um etwas in der Richtung gebeten (ja ja ja, auch wenn ich es sehr gerne mag und mich ehrlicherweise darüber freue, dass meine Frau gegen das Hausfrau sein nichts einzuwenden hat).

    Lieber Adam, ich stimme dir zu, jeder sollte die Entscheidung, wie er sein Leben führen möchte, selbst treffen. Und wenn sich ein Paar dafür entscheidet, doch eher in der traditionellen Rollenverteilung zu verbleiben, dann ist das eben so. Hauptsache, beide fühlen sich dabei wohl und sind glücklich damit, auch wenn sie beispielsweise den Umkehrschluss zur Tradition leben (führt er den Haushalt, bleibt er trotzdem ein Mann). Genauso bleibt meine Frau ein eigenständiger, sehr selbstbewusster und selbstbestimmter Mensch.

    Einen Aspekt soll und kann man bei dieser Entscheidung jedoch nicht außer Acht lassen (ist in unserer Gesellschaft leider noch immer so): wir können uns das finanziell leisten, sollte meine Frau eines Tages auch ihren Teilzeit-Job aufgeben wollen. Wir denken beide, dass vielen Paaren diese traditionelle Rollenverteilung nicht möglich ist, auch wenn beide das möchten, weil sie es sich schlichtweg nicht leisten können. Okay, das ist wiederum ein anderes Thema. Bei uns würde die Lebensgestaltung höchstwahrscheinlich auch anders aussehen, wären wir auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen. Insofern hat das Susanne ihre Entscheidung doch sehr erleichtert, so leben zu können, wie sie es will. Und ja, auch wie es letztlich mir gefällt. Abschließende Wiederholung, egal, wieviel Tritte und Ohrfeigen es dafür setzt: ich bin glücklich, dass genau diese Frau meine Frau ist, insbesondere, weil sie selbst es so entschieden hat.

    Wie immer war es mir eine Freude, deine Kolumne zu lesen. Ach so, ich bin der Typ mit der lila Ente. Sie wurde mir als Geschenk überreicht mit den Worten: Sieh mal zu, was du damit anfangen kannst.

    Viele Grüße
    Stephan

    • Lieber Stephan,
      vielen Dank dafür, dass du deine Ansichten und Lebensweise zusammen mit deiner Frau – selbst auf die Gefahr hin, Ohrfeigen dafür zu kassieren – mitgeteilt hast. Tatsächlich glaube ich nicht, dass es Ohrfeigen hageln wird 😉
      Zum Gebrauch des Wortes “Weibchen”. Da du und deine Frau dieses Wort in der gleichen Bedeutung interpretiert und diese Interpretation auch noch das zum Ausdruck bringt, was Ihr beide gut findet, besteht natürlich überhaupt kein Problem damit. Ich nehme aber an, dass die Mehrheit der Menschen das Wort “Weibchen” eher ähnlich interpretiert wie du das Wort “Hausmütterchen”, was du ja ablehnst. Deshalb: Vorsicht vor Ohrfeigen in der zwischenmenschlichen Kommunikation 😛
      Ansonsten hoffe ich, du hast gewusst, was du mit der lila Ente anfangen konntest.
      Liebe Grüße
      Adam

      • Lieber Adam!

        Endlich Urlaub, musste allerdings noch zwei Schriftsätze verschicken und habe daher gerade die Info über einen Kommentar von dir gesehen.

        Ich möchte noch eine für einige möglicherweise ewig gestrige Sichtweise anfügen: Ich persönlich finde es hin und wieder doch ganz nett, bei aller Emanzipation auch einmal den starken Max geben zu können.

        Frauen haben doch eine sehr viel andere Erlebens- und Gefühlswelt als wir Kerle. Gestern war für meine Frau anscheinend so ein richtiger Scheißtag, ohne dass sie es präzise erklären konnte und wollte. Also hat sie sich abends irgendwie schutz- und haltsuchend an mich gekuschelt und wir haben zufrieden miteinander geschwiegen. So stark und insbesondere selbstbestimmt und selbstbewusst sie tatsächlich ist, war sie gestern Abend schlichtweg völlig down und alle mit der Welt (warum wird sie mir schon noch erzählen, wenn sie eine Weile daran rumgekaut hat). Mehr wollte sie nicht, außer sich einfach nur die altbewährte starke Schulter zu suchen.

        Es geschieht sehr sehr selten, mich freut es jedoch. Auch das zählt für mich zu meiner persönlichen Definition von Weibchen. Warum nicht, wenn ihr danach ist?

        Liebe Grüße
        Stephan

        • Lieber Stephan,
          eben, warum nicht, wenn wem danach ist? Deswegen würde ich gerne bei allem, was du schreibst, und allgemein geschrieben wird, einfach Mann und Frau durch Mensch ersetzen. Denn ist es nicht vollkommen egal, welches Geschlecht der Mensch hat, der uns Halt gibt, wenn wir ihn brauchen? Denn den brauchen auch jene Menschen ab und an, die einen Zipfel zwischen den Beinen haben.
          Liebe Grüße
          Adam

          • Lieber Adam!

            Ich antworte einmal für Stephan (ich weiß aus eigener Erfahrung, dass er zustimmt). Selbstverständlich hast du vollkommen Recht mit der generellen Ersetzung durch Mensch. Selbstverständlich bin umgekehrt ich ebenso für ihn da. Selbstverständlich erleben auch Männer Zeiten, in denen sie froh sind, wenn da jemand ist. Gestern war Frau halt froh, dass Mann da war.

    • Hallo Stephan und Susanne,
      meine Frau und ich (68 + 69) haben ungefähr die gleiche ARBEITSTEILUNG wie ihr, weil vor 50 Jahren die Denkweise so war, weil ich mehr verdiene als meine Frau, weil ich meistens noch Nebentätigkeiten gemacht habe, weil ich deshalb keine Zeit für Hausarbeit hatte, weil ich ein Haus meist selbst gebaut habe, weil ich niemals die Hausarbeit so gut hinbekommen würde wie meine Frau, weil ich mind. dreimal so viel Zeit dazu bräuchte, weil wir 2 Kinder haben, weil meine Frau das so will, weil meiner Frau die Hausarbeit Spaß macht, weil meine Frau eine gute Hausfrau ist, weil meine Frau eine begnadete Köchin ist, aber vor allem, weil wir beide damit zufrieden sind.

      Wir haben nicht die gleichen Rechte und Pflichten. Jeder hat sein Sachgebiet, d. h. jeder macht das, was er am besten kann, und deshalb wird es gut.
      Wir schreiben hier auch über Sex. Ich mag die Aussage nicht: Der Mann hat die Frau gevögelt. Nein, wir vögeln gemeinsam! Diese Einstellung ist auch maßgeblich für die Arbeitsteilung und das gesamte Zusammenleben. Im Spaß habe ich mal im Kollegenkreis gesagt, dass wir eine Stempeluhr haben. Immer wenn jemand arbeitet, drückt er die Uhr.

      Eine Hausfrau ist unternehmerisch tätig. Sie kann sich im Wesentlichen die Zeit einteilen, aber die Arbeit muss gemacht werden. Das ist für manche Leute nicht einfach.
      Der ganz große Unterschied zwischen einer Hausfrau und einem Arbeitnehmer: Die Hausfrau arbeitet für ihre Familie, die sie liebt. Wir AN arbeiten für fremde Leute und wenn wir nicht mehr können werden wir durch einen anderen ersetzt.

      Ich habe noch nie gehört, dass sich ein Mann negativ über eine Hausfrau geäußert hat, aber mehrfach von Frauen. Meine Frau wurde mal gefragt: „Arbeitest du nichts?“ Und das von einer Frau, die nur halbtags arbeitet und deren Hausarbeit von ihrer Mutter gemacht wird.

      Es ist natürlich eine wunderbare Sache, wenn man von der Arbeit kommt und so ein wenig umsorgt wird. Wenn ich z. B. noch mal geschäftlich weg musste und Anzug, Hemd usw. lagen schon auf dem Bett ausgebreitet. Wegen dieses Genusses war meine Frau auch nur gelegentlich als AN tätig und haben gerne auf ihr Einkommen verzichtet.

      Ich hatte vor einigen Jahren mal bei einem Prof. für Völkerkunde angefragt, ob es irgendwann in der Geschichte mal ein Volk gegeben hat, wo Männer und Frauen die gleiche Arbeit gemacht haben. Ich hatte ergänzt, dass es mir nicht um die Wertigkeit, sondern um den Unterschied. Er hat mir nichts genannt, aber sich kritisch zum den Girlsday geäußert.

  • Ja, ich stimme Dir zu. Was eine Frau leistet, die daheim bleibt und die für ihre Familie sorgt, ist Arbeit, es ist ein Vollzeitjob reinster Prägung und niemand sollte die erbrachten Leistungen gering schätzen.
    Uns fiel die Entscheidung auch deshalb leicht, weil es eine gemeinsam getragene war, weil sie dem entsprach, was wir beide wollten und nach wie vor wollen.
    Und außerdem war es für mich ein Vertrauensbeweis, den sie musste darauf vertrauen können, dass ich für sie und mittlerweile auch für unsere Kinder sorge, dass durch meine Arbeitsleistung garantiert ist, dass wir ein ein Dach über dem Kopf zu haben, jederzeit zu essen etc. etc. etc.
    Man kann das auch abkürzen: sie hält mir den Rücken frei. Und ich genieße das durchaus. Ich genieße es, in ein wirkliches Zuhause kommen zu können, unser Zuhause.

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