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366 – Die Erwartungen

8. Januar 2017

10 Kommentare

  • Liebe

Liebe Frauen,

die meisten von uns kennen sie, die Paare, die schon seit immer zusammen sind, die sich als Kinder kennengelernt haben, als Teenager den ersten Kuss ausgetauscht haben, das erste Mal, und jetzt feiern sie goldene Hochzeit.

Und möglicherweise werden wir schnell mal irgendwelche seltsamen Vorstellungen davon haben, etwa: Ein ganzes Leben lang den gleichen Menschen sehen, das ist doch nur fad. Oder: Die hatten mit sonst niemandem Sex. Oder auch: Ja klar, dass die noch zusammen sind, haben sich ja nie die Möglichkeit gegeben, zu schauen, ob es vielleicht wen Besseren gibt. Oder schließlich: Na, wenn es sie glücklich macht, aber für mich wär das nichts.

366 - die Erwartungen | Adam sprichtTatsächlich glaube ich, dass die meisten dieser Sätze banalerweise nur aus Neid sprechen.

Denn bis auf ein paar, die tatsächlich den Zweck ihres Lebens darin sehen, mit so vielen Menschen wie möglich zu vögeln, werden doch die ganzen anderen vom Wunsch nach der einen einzigen und wahren Liebe getrieben. Auch wenn sie es sich nicht zugestehen. Auch wenn sie nicht daran glauben. Aber sie würden so gerne daran glauben. Aber sie zweifeln. Sie zweifeln, dass sowas möglich sein kann, denn wäre es möglich, müssten sie sich die Frage stellen, warum es ihnen nicht möglich ist. Und dann kommt da so ein ewiges Paar vorbei und sagt, unisono: Wir sind glücklich, ha. Das kann ein gepflegter Hoffnungsloser doch nicht auf sich sitzen lassen. Warum sollen die das können, was er einfach nicht hinkriegt? Also kriegen die es auch nicht hin. Die machen sich nur was vor. Die haben Angst, genau, das ist es, sie haben Angst davor, dass sie alleine zurückbleiben, wenn sie nach jemand anderem Ausschau halten, also bleiben sie lieber bei dem, was sie haben, auch wenn es eh nicht so toll ist, aber die Gewohnheit, meingott, und die Bequemlichkeit auch. Und so.

Und ich sage: Ach haltet doch eure Klappe. Bei denen hat es funktioniert, bei Euch nicht. Na und? Das heißt nicht, dass es nicht noch funktionieren kann. Und das heißt nicht, dass es funktionieren muss. Und das heißt nicht, dass die einen glücklich sind und die anderen bis ans Ende ihrer Tage im Eck hocken müssen und leise vor sich hin weinen. Laut hätte nämlich keinen Sinn, ist ja keiner da, der es hört.

Echt jetzt, gibt es nur den einen Weg, den wir alle anstreben, um glücklich und zufrieden zu werden? Und wenn es uns nicht gelingt, ihn zu gehen, müssen wir alle anderen, die ihn trotzdem – und ohne uns – gehen, herabwürdigen? Warum können wir nicht einfach sagen: Super, dass denen das gelingt. Hätte ich auch gern. Habe ich nicht. Macht mich das unglücklich? Nein.

Im Gegenteil. Denn wenn wir uns aufführen wie die letzten Waschlappen – egal ob jammernd oder motzend -, dann werden wir auch so gesehen, wie die letzten Waschlappen. Und ich möchte nicht den Rest meines Lebens mit dem letzten Waschlappen verbringen. Also such ich mir lieber wen, der weder jammert, noch motzt. Und siehe da, schon hat der auch keinen Grund mehr, das eine oder andere zu tun, denn er ist mit mir zusammen und gehört fortan zu jenen, die ein Paar sind, und zwar so, dass alle anderen neidvoll rüberblicken und blöde Sprüche ablassen.

Ha.

Wenn jemand single bleiben will: Viel Spaß.

Wenn nicht: Das hat nichts mit den anderen Paaren zu tun, sondern mit dir. Also sei kein Teenager, der sich von Gott und der Welt und allen anderen vollkommen und bis in den Arsch hinein ungerecht behandelt fühlt. Denn darauf stehen nicht mal Teenager.

Euer Adam

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10 Kommentare zu "366 – Die Erwartungen"

  • Ewig nur den einen Partner ohne sich anzuöden, nicht aus reiner Bequemlichkeit? Kann tatsächlich funktionieren und wenn es ohne öde Bequemlichkeit funktioniert, umso besser.
    Stephans Eltern (60 und 62) kennen sich seit 43 Jahren und sind in diesem Oktober seit 40 Jahren verheiratet. Okay, sie war seine zweite Partnerin, aber er war und ist ihr erster und bisher einziger Mann. An diesem Paar ist nichts öde und von Aufrechterhalten der Partnerschaft nur weil sie so aneinander gewöhnt sind und es so nett bequem haben, kann kaum die Rede sein. Die beiden sind nach wie vor neugierig aufeinander (bessere Beschreibung fällt mir gerade nicht ein) und entdecken aneinander tatsächlich hin und wieder etwas Neues, auch wenn es nur eine Nuance im Wesen des Gegenübers ist. Finde ich spannend zu beobachten, falls ich mal dabei bin, wenn es passiert (ein erstaunter und etwas fragender Blick, gefolgt von einem Anlächeln und einem Augenzwinkern und und und). Ist superschön anzusehen, dass sich ein Paar nach so langer Zeit noch aufregend findet (auch wenn er bis heute Sex in der Dusche nicht so wahnsinnig prickelnd findet).
    Neidisch? Nein! Ich freue mich einfach für die beiden. Sie sagen, dass ihre Ehe vielleicht auch deshalb seit derart langer Zeit so gut funktioniert , weil sie sich jedes Jahr eine kleine Auszeit voneinander gönnen. Sie fliegt jedes Jahr mit ihren beiden besten Freundinnen einmal für eine Woche nach London und noch einmal für eine Woche wohin auch immer, er verzieht sich mit drei Freunden im späten Frühjahr für eine Woche nach Sylt und geht jeden Herbst mit seinem besten Freund eine Woche wandern (den er auch seit Jugendtagen kennt). Beide meinen, dass diese räumliche Distanz ebenfalls dazu beiträgt.

    • ich finde “neugierig aufeinander bleiben” haargenau den richtigen Ausdruck. Darum geht\’s. Weil wir verändern uns ja (nicht nur äußerlich), also gibt es automatisch auch immer wieder Dinge neu zu entdecken. Hin und wieder räumliche Distanz kann dazu natürlich noch sehr hilfreich sein. Kenne aber auch ein paar Paare, wo es sogar ohne diese Auszeiten geht.

      • Mit oder ohne Auszeit, ganz bestimmt ist das von Paar zu Paar verschieden, ebenso verschieden, wir Menschen nun einmal sind.
        Etwas ältere Bekannte von uns haben eine inzwischen 22-jährige Tochter, die unbedingt mit 20, nachdem sie 3 Jahre mit dem ersten Mann ihres Lebens zusammen war, diesen heiraten wollte. Inzwischen sind die beiden soweit, dass sie sich gegenseitig am liebsten die Kehlen aufschlitzen möchten.
        Susanne hat meine Eltern mal gefragt, warum sie glauben, dass ihre Partnerschaft nach derart vielen Jahren noch so gut funktioniert. Meine Eltern erklärten ihr, dass man das sicher nicht pauschalisiert beantworten könnte. Aber für sie persönlich würde garantiert dazu beitragen, dass sie sich eben hin und wieder etwas Distanz voneinander gönnen würden, sich stets ein Stückchen Ich für sich selbst bewahrt hätten, und insbesondere niemals versucht hätten, den Partner umzukrempeln, sondern ihn so zu lassen, wie er nun einmal ist, ihm seine Eigenheiten und Marotten zu lassen. Mein Vater meine noch, auch sich hin und wieder ordentlich zoffen zu können, würde helfen.
        Bei Susanne und mir sind zwar die Vorzeichen andere, von ersten Partnern kann bei mir noch viel weniger die Rede sein als bei ihr, aber wir geben zu, dass wir uns das, was meine Eltern schon so lange Jahre haben, auch wünschen.

        • Ich zitiere mal schnell mich selber: “8. Immer hoffen, dass es für immer ist. 9. Nie erwarten, dass es für immer ist.” (aus 300 – Die 10 Gebote der Liebe). Ich glaube, so blöd waren diese Sätze nicht. So lange ich hoffe, blicke ich positiv in die Zukunft. Wenn ich es aber erwarte, dann mache ich mir entweder Druck, oder aber ich gehe davon aus, ich erwarte eben, dass es eh so passiert. Und tu nix mehr.

  • Auch wenn dieser Artikel schon ein bissl älter ist, möchte ich doch gerne meinen “Senf” dazu geben. Mein Mann (54) und ich (51), sind seit 33 Jahren zusammen und feiern dieses Jahr Silberhochzeit. Mit Höhen und Tiefen und trotzdem glücklich. Lass ich also all die Jahre Revue passieren, dann komme ich zu dem Schluß: “Es hat einfach gepasst.”. Die Jahre sind vergangen und wir haben uns schlicht und ergreifend nie “entliebt”. Gibt es nun DAS “Rezept” für eine gute Beziehung? Ich könnte nun aufzählen wie wir unser Leben zelebrieren, aber daß ist doch sehr individuell und würde hier den Rahmen sprengen. Dennoch haben wir eins festgestellt. All unsere getrennten Freunde haben gemeinsam – sie redeten nicht mehr miteinander. Was nicht heißen soll, daß man nun alles “totreden” muss, aber eine gepflegte Kommunikation scheint wohl doch wichtig zu sein. Und…neugierig bleiben;), auf die Welt und den Partner. Denn dann hat man etwas zum erzählen.

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