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454 – Das Fade Out der Liebe

16. September 2018

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  • Liebe

Liebe Frauen,

ach, wie war das doch schön, als Ihr noch so richtig verknallt ward.

Oder?

Eben.

454 - das fade Out der Liebe | Adam sprichtDas Liebeslied

Wir drehen das Radio auf und lassen uns überraschen von dem, was kommt. Wird es eine fette Rocknummer? Eine Schlagerschnulze? Ein wehmütiges Liebeslied? Na gut, ein wenig können wir es einschränken, weil wir uns ja den Radiosender ausgesucht haben. Da wissen wir zumindest, ob es eher Mainstream-Pop ist, den wir uns geben werden, oder vielleicht was aus dem Elektro-Bereich? Punk? Metal? Oldies? Aber Radio ist eben anders als Playlist: Es kann auch was kommen, das wir zuvor noch nie gehört haben. Mal legt der Song ganz leise los, ein Intro, das Lust auf mehr und mehr macht, oder aber gleich der erste Akkord sagt, was Sache ist (ja, Intros werden leider immer weniger populär, weil die Menschen dann einfach weiterklicken, wenn nichts und nichts passiert). Auf jeden Fall aber ergreift es uns, wir hören hin, finden gut, bewegen uns im Takt, summen mit, singen mit, klatschen mit, tanzen mit … Wir finden den Song geil. Wir sind verliebt. Und wir hören hin und finden gut, wir verlieren uns, mehr und mehr, gehen in einer Melodie und einem Beat auf.

Alle Lieder enden einmal. Manchen ist es anzuhören, der Refrain kommt, vielleicht noch einmal wiederholt, und die Gesetze der Harmonie bestimmen, dass wir wissen: Das war der Schlussakkord. Aus. Und wir warten, was als nächstes kommt.

Andere Lieder aber faden aus. Sie hören nicht auf, nicht wirklich, sie werden nur leiser, verschwinden unmerklich, und leben doch in unserem Ohr und unserem Hirn weiter. Längst ist nichts mehr zu hören, und doch bleibt die letzte Zeile wie ein Ohrwurm da. Und wir hängen nach. Dem Lied. Ach schade. Schon aus? Wir haben nicht einmal mitbekommen, dass das Lied zu Ende gegangen ist. Es hätte ewig so weitergehen können.

Schluss mit Analogie

Ich rede natürlich nicht über Musik. Ich rede über die Liebe. Wie Ihr natürlich wisst. Mal beginnt es so, mal anders. Mal endet es so, mal anders. Und wenn es ein plötzlicher Schluss ist, dann tut das weh, es macht auch traurig, es kann so vieles auslösen. Aber wir wissen: Das war’s.

Wenn die Liebe aber langsam ausfadet, einfach weniger wird, wir kriegen es gar nicht mit, weil wir vom Gefühl her immer noch im Mittelteil rumhängen, als noch alles gut und schön und mitreißend war, dann sind wir vielleicht überrascht, wenn wir feststellen, dass unser Song längst aus ist. Aber … sagen wir, da war doch noch grad … Nein, längst nicht mehr.

Doch während es bei Musik gar nicht mal so schlecht ist, ein Lied ausfaden zu lassen, weil die Geschichte vielleicht eben nicht in drei Minuten auserzählt ist, weil der Musiker will, dass sie in uns weiterlebt, über die drei Minuten hinaus, so ist das in der Liebe vielleicht nicht immer die beste Methode. Aber eine häufige. Weil wir nicht hinhören. Auf uns.

Oder weil wir nicht hinhören wollen. Weil wir nicht wahrhaben wollen, dass da etwas verschwindet, was wir mal gut gefunden haben. Weil wir uns an Vergangenem festklammern wollen. Was aber nicht geht.

Die eigene Band

Komponisten und Produzenten bestimmen, ob ein Song ausfadet, da können wir nichts tun.

Wir bestimmen, ob unsere Liebe ausfadet. Wenn wir rechtzeitig hinhören. Wenn wir, statt es ausklingen zu lassen, den Refrain wiederholen, und wenn wir ihn nicht nur wiederholen, sondern steigern, wenn wir die Bläser einsetzen lassen, die Chöre, meinetwegen mit einem kitschigen Halbtonsprung, wenn wir neue Strophen erfinden und Orchester integrieren oder … oder auch alles bombastische Weglassen und uns auf das Wesentliche besinnen, die Melodie, den Text, wenn wir a capella weitersingen, was uns der verknallte Liebessong ins Ohr gesäuselt hat, im Duett.

Euer Adam

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