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555 – Die Pause

23. August 2020

10 Kommentare

  • Liebe

Liebe Frauen,

was lange währt … wird auch mal fad.

Und dann sitzen sich zwei Menschen gegenüber, die sich mal geliebt haben, die sich noch immer lieben, wenn man sie zu diesem Zeitpunkt fragt, aber die spüren, irgendwas ist nicht mehr so, wie es mal war, es ist nicht mehr prickelnd, nicht mehr spannend, es macht keinen Spaß mehr, es fühlt sich nicht mehr richtig an. Und weil man ja gefragt wird, antwortet man: Es ist nicht so, dass ich dich nicht mehr liebe. Aber …

Aber, bedeutet nichts Gutes.

Aber weil es sich nicht mehr so anfühlt, wie es sich anfühlen sollte, oder wie man erwartet, dass es sich anfühlt, oder wie man sich erhofft, dass es sich anfühlt, ist man unwillkürlich zu dem Schluss gekommen, dass man was ändern muss.

Unterbrechung

Man unterbricht, was ist. Man legt eine Pause ein. Weil: Ich glaube, es ist gut, wenn wir mal wieder mehr Zeit für uns haben, wenn wir mal wieder was anderes erleben, wenn wir uns wieder auf das besinnen können, was uns wirklich wichtig ist. Machen wir eine Pause. Nein, das bedeutet nicht, dass es aus ist, aber nein, nur eine zeitlich begrenzte Trennung, eine räumliche Trennung, ja?

Und die Antwort lautet: Ja.

Und man versichert sich abermals der gegenseitigen Liebe.

Und geht getrennte Wege.

Und steckt man drin, glaubt man, dass sich diese Wege natürlich wieder kreuzen werden, dass man nur getrennte Wege geht, damit sie sich wieder kreuzen.

Doch schaut man von draußen drauf, denkt man sich: Aus.

Oder, liebe Frauen, liebe Männer, liebe *? Beziehungspause ist nichts anderes, als die endgültige Trennung zu verschieben. Weil man zu feige ist. Sich selbst gegenüber. Weil man noch nicht gecheckt hat, dass es einfach aus ist.

Oder nicht?

Oder nicht. Eine Pause kann auch einfach nur das sein, was sie vorgibt zu sein: eine Pause. Kindern gönnt man nach jeder Schulstunde eine Pause, damit sie kurz an die Frischluft kommen und Energie tanken für das nächste Fach. Raucher wissen, wie wichtig es ist, einfach mal weg vom Schreibtisch zu kommen. Aus diesem Grund rauchen sie doch, aus keinem anderen. Und alle Nichtraucher wissen es auch, nur müssen sie sich halt jeweils anders dafür rechtfertigen, ihre scheinbare Produktivität zu unterbrechen. Aber wenn es um die Liebe geht, dann muss das alles glatt verlaufen, da darf es kein Holpern und Stolpern und Anhalten und Durchschnaufen geben?

Da die Liebe nichts anderes als so vieles andere ist, mit dem wir uns im Leben durchschlagen, möchte ich in diesem Fall auch keine andere Herangehensweise als bei all dem anderen anwenden, und ihr eine Pause gönnen.

Adam

Meine große Beziehung ist das hier. Diese Kolumne. Dies ist Folge 555. Seit 555 Wochen schreibe ich alle sieben Tage einen neuen Text. Keine einzige Woche habe ich ausgelassen. Das sind fast 130 Monate. Das sind über zehneinhalb Jahre. Wie viele Beziehungen haben so lange gehalten?

Es ist nicht so, dass die Liebe weg wäre. Es ist nicht so, dass es nichts mehr gäbe, worüber ich schreiben könnte. Es ist nicht einmal so, dass es nichts mehr gäbe, worüber ich schreiben wollte. Einige Themen stehen auf meiner Liste, die ich nur sehr schweren Herzens dort stehen lasse, weil ich dieses hier vorgezogen habe. Weil es Zeit für eine Pause ist.

Und auch wenn viele denken: Pause = hinausgeschobenes Ende, sage ich: Pause ist Pause. Ich sag mal: über den Sommer. Ich sag mal: mal schauen.

Und dann werde ich sehen, was nach der Pause ist.

Ob ich die wartenden Themen doch noch bearbeite. Ob ich neue Themen in Angriff nehme. Ob ich was anders mach. Ob ich was anderes mach. Ob ich alles gleich mach. Ob ich Schluss mach. Oder ob ich merke, wie sehr es mir fehlt.

Ihr werdet es sehen.

Wir werden es sehen.

Ich weiß es noch nicht.

Euer Adam

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10 Kommentare zu "555 – Die Pause"

  • Seit Folge 195 hab ich mich jeden (anfangs war’s Montag) Sonntag auf dich gefreut und ich danke dir dafür.
    Ich wünsche dir das Allerbeste – und vielleicht bis bald… =)
    Anne

  • Hallo, ich finde deinen Blog super! Ich bin erst kürzlich auf dich gestoßen und habe mir jetzt erstmal ein paar Artikel reingezogen. Einfach genial. So einen Blog habe ich sonst noch nirgends entdeckt. Wirklich sehr unterhaltsam und ich werde mir jetzt direkt den nächsten Artikel zu Gemüte führen.
    LG Laura

  • Ich bin relativ frisch verliebt. Fast ein Jahr zusammen. An dem Punkt denkt man noch nicht so weit. Aber jetzt muss ich mich doch fragen: Erreicht jede Beziehung irgendwann diesen Punkt? Oder ist dies ein verbreitetes Beziehungs-Klischee? Leider habe ich zu wenige Vorbilder, um diese Bild zu vervollständigen. Es gilt wohl selbst herauszufinden.

    • Nicht jede Beziehung muss diesen Punkt erreichen. Meistens kommt es dann dazu, wenn man nicht schon vorher merkt, dass es was gibt, woran man drehen könnte. Und das gibt es mit ziemlicher Sicherheit irgendwann, weil wir uns halt alle über die zeit verändern. Pause bedeutet ja zuerst mal: „So geht es nicht weiter“. Und die Pause kann genutzt werden, um rauszufinden, ob und/oder wie es weitergehen kann.

  • Einfach genial dein Durchhaltevermögen bei den Texten und das seit mehr als 130 Monaten. Mit der sarkastischen Frage, wie viele Beziehung schon so lange gehalten haben – der Stil passt! Mach genau weiter so und du wirst mich weiter als Leser animieren. Man sollte immer wieder pepp in eine Beziehung bringen und gemeinsame Hobbies, bei denen man sich verausgaben kann und den Kopf freibekommt helfen auch immens! So komme ich mit meiner Freundin schon viele Jahre gut zurecht und kann es genießen.

    Schöne Grüße!

  • Lieber Adam, gerade habe ich dich entdeckt. Wow deine Worte sind der Hammer. Sie beruhigen mich derartig und machen mich neugierig. Mitten im Leben und es gibt noch so viel das ich durch dich und deine Leser offen und ehrlich kennen lernen darf. Stande kurz vor dem Wahnsinn. Danke Universum das ich durch dich, Adam entdeckt habe. Werde viel Zeit in den nächsten Tagen mit dir verbringen ***

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