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335 – Die Ehe

6. Juni 2016

29 Kommentare

  • Liebe

Liebe Frauen,

dass ich ganze 335 Wochen gebraucht habe, um endlich das Thema Ehe in Angriff zu nehmen, dürfte doch schon einiges zu meiner Haltung dazu offenbaren.

Aber urteilt nicht zu schnell. Ich habe nichts gegen die Ehe. Ich weiß nur nicht, wozu ich sie brauch.

Ja, ich weiß, ich weiß, es ist wunderschön, es ist romantisch und tralala, wenn sich zwei Menschen versprechen, auf immer und schlimmer zusammenbleiben zu wollen und sich zu lieben und nie nie nie anderer Meinung sein zu wollen.

335 - die Ehe | Adam sprichtUnd es ist noch viel romantischer, wenn das in einem unglaublich teuren weißen Kleid und einem nicht ganz so aber immer noch sehr teuren schwarzen Anzug gemacht wird. Denn dann ist der Schwur der Ehe natürlich auch viel mehr wert, klar. Und nein, ich werde mir jetzt nicht die Blöße geben und erwähnen, dass eben dieser Wert unter Umständen ja bereits dann flöten geht, wenn das unglaublich teure Kleid auf willhaben verscherbelt wird, weil eine neue Waschmaschine angeschafft werden muss, oder es praktischerweise etwas entrüscht und rot eingefärbt zu einem schönen Abendkleid zusammengestaucht wird. Denn es geht ja nicht nur um das Kleid.Es geht auch um den Strand, an den sich ach so viele Paare träumen, wenn sie in der Hinterstube des Standesamtes stehen und der halbwegs begabte Neffe Gitarre zupft und die halbwegs begabte Standesbeamtin halbwegs flüssig eine halbwegs inspirierte Rede vom Blatt abliest, und es wird ganzwegs ignoriert, dass genau diese Rede genau jedes Paar um die Ohren geschlagen bekommt. Na, da lob ich mir doch die Kirche, die kann noch Pomp, auch wenn man nicht glaubt, dass dieser seltsame Mann, der nun wirklich keine Ahnung haben sollte, sofern er Kathole ist, was Ehe bedeutet, von Gott gesalbt ist. Dafür ist seine Rede keine Rede, sondern eine Predigt, was bedeutet, dass sie vielleicht vielleicht vielleicht sogar etwas mehr hermacht als die der Beamtin. So von wegen Pomp. Und den will man ja. Auch wenn man ansonsten zuletzt zur Erstkommunion in einer Kirche war. Muss ja niemand wissen. Es geht ja hier nicht um einen Schwur vor Gott oder so.

Ach so, doch, eigentlich …

Nein, es geht um einen Schwur vor dem Menschen, den man liebt. Und vor den anderen Menschen, die man für würdig erklärt, dem beizuwohnen.

Ja, ignoriert mal all meine Sarkasmen und glaubt mir, wenn ich sage: Von mir aus, wenn es euch glücklich macht.

Ich glaube nur, dass es eben nicht alle von Euch glücklich macht.

Ich glaube, dass es einige von Euch unglücklich macht.

Weil?

Erstens: Weil, und das habe ich tatsächlich schon genau so gehört, dann das Thema Partnerwahl ein für alle Mal abgehakt ist. Was dazu führt, dass man sich nicht mehr ganz so viel Mühe gibt, als man es noch bei der Anbandelung gemacht hat. Weil man ist sich ja seines Partners sicher. Schließlich hat man geschworen. Und der Partner auch. Sich sicher fühlen, führt aber leider zu Schludrigkeit im Umgang miteinander. Und das ist aller Zerwürfnisse Anfang.

Zweitens: Weil so eine pompöse Zeremonie mit Gott und Strand und Kleid und Familie und Kuchen und One-Man-Band, die die Schwiegereltern Scheiße finden, weil sie Musik spielt, auf die man nicht tanzen kann (ungeachtet der Tatsache, dass die Tanzfläche voll ist, nachdem die Walzer und Chachachas zurecht eingemottet wurden) sehr sehr teuer ist. All das macht Druck. Das baut was auf. Erwartungen. So wie die Hochzeitsfeier perfekt sein muss (und die Schwiegereltern können sich noch jahrelang über die Musik aufregen), so muss ab genau diesem einen Tag, den man zudem auch noch höchstwahrscheinlich besoffen beendet, alles perfektestest sein. Wird es aber nicht. Versprochen. Aber was für ein Drama.

Deshalb, liebe Frauen, bin ich, zumindest was mich angeht, kein Befürworter der Ehe.

Aber.

Das gilt nicht für all die Männer da draußen, die euch nicht und nicht vor den Traualtar führen wollen. Nein, die sind einfach nur feige und unsicher und wollen sich alle Türen offen halten, weil es könnte ja …

Euer Adam

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29 Kommentare zu "335 – Die Ehe"

  • Also ich freu mich auf meine Hochzeit in einem Monat und habe wirklich keinen Perfektionsanspruch. Ich freue mich auch darauf, den Namen meines Mannes zu tragen.
    Mit über 30 noch “mein Freund” oder “meine Freundin” zu sagen, kommt mir irgendwie so unreif und unfertig vor. Aber das ist nur meine Meinung.

    • Ich gratuliere dir zu deiner Hochzeit. Und das meine ich wirklich so, komplett ironiefrei. Denn wenn ich sage, dass nicht alle in einer Ehe glücklich werden, dann tu ich das doch nur, um darauf aufmerksam zu machen, dass man das, was glücklich machen kann, nicht aus den Augen verliert …

  • Lieber Adam,

    ich muss Dir in Teilen widersprechen, weil doch etwas anderer Ansicht, jeder kann das anders sehen.
    Romantisch ja, funktioniert aber auch in einem weniger kostenintensiven Kleid. Ich habe an der Veranstaltung in einem Fummel für 525,00 € teilgenommen (bin eh nicht der Sissi- oder Meerjungenfrauentyp und fand das schon schweineteuer), schlicht, trotzdem sehr schön, ohne großen Firlefanz. Und ja, tatsächlich, ich habe dieses weniger teure Kleid hinterher auf knappe Knielänge ändern und türkis umfärben lassen. Ist jetzt ein hübsches Sommerkleidchen.
    Partnerwahl abgehakt und man gibt sich nicht mehr so viel Mühe? Nein, so funktioniert das nicht, wäre der Kardinalfehler schlechthin. Eine Ehe ist wahrlich kein Selbstläufer, sie bedarf auch weiterhin der Aufmerksamkeit gegenüber dem Partner, weiterhin offenen Augen und weiterhin dem Willen zur Wahrnehmung seiner Facetten der Persönlichkeit und und und… Auch das ist mit Sicherheit von Mensch zu Mensch verschieden.
    Übrigens ist die Hochzeitsnacht ausgefallen, aber nicht, weil wir stockbesoffen waren, sondern müde. Wir sind morgens um 4:00 Uhr annähernd scheintot ins Bett gekrochen.
    In einer Sache gebe ich Dir Recht. Das muss jeder für sich entscheiden, ob er dieses Tamtam mit Standesamt und Predigt in der Kirche durchziehen möchte. Zum Glück sind die Ansichten heutzutage nicht mehr so verquast, dass es fast einem Zwang nahe kommt (vielleicht noch in einem erzkatholischen Dörfchen).

  • 525€ ist schon tatsächlich ein erwähnenswert, supergünstiges, bescheidenes Schnäppchen für ein Kleid!
    Wow…..
    Da kriegt man aber ne ordentliche Waschmaschine von….

    • Sag ich doch, fand schon das sauteuer für ein Brautkleid!!! Aber wenn man dann sieht, dass das ganz schnell das fünf- oder zehnfache kosten kann… war es echt ein Schnäppchen.

      • wär ich jetzt ganz böse, würde ich sagen: “Schnäppchenhochzeit, sagt doch schon alles.” Aber ich bin ja nicht böse. Deswegen sag ich das auch nicht 😛

          • Ich habe mir ja sagen lassen, dass Frauen es nicht so besonders sexy finden, wenn der Mann mit dem Motto “Geiz ist geil” durchs Leben geht. Vor allem in Bezug auf die betroffene Frau. Vielleicht sollte man denen als Argument für ihre (vielleicht übertriebene) Sparsamkeit den Satz “So manches Schnäppchen kann dich sehr positiv überraschen!” mit auf den Weg geben. Allerdings müssen sie das dann auch hinkriegen, das mit dem positiv überraschen.

        • Ach, das war nicht Stephans Idee. Ich war der Geizkragen und wollte partout nicht einsehen, noch mehr Geld für ein Brautkleid auszugeben.

    • da kriegt man von dem, was man sich erspart hat, nicht nur eine Waschmaschine, sondern auch einen Trockner, einen Spüler und eine Putzhilfe. Eine männliche. Nackt.

        • Die Nacktputzer oder die Trockner? Nacktputzer sind recht günstig, wenn du nicht darauf bestehst, dass sie zur Fixbesetzung der Chippendales gehören.

          • Ich mag Menschen ungern mit irgendwelchen Geräten/Maschinen vergleichen, schon gar nicht mit Trocknern usw. Wenn ich also Männern Tätigkeiten dergestalt zuordnen soll, dann nehme ich doch eindeutig lieber einen Humidor (auch wenn der nicht einen der Sauberkeit dienenden Nutzen hat): Ist immer perfekt temperiert und sorgt stets für ausreichende Feuchtigkeit. Okay?

          • Es gelingt Dir doch immer wieder, meiner Frau merkwürdige Ideen einzuimpfen. Als wenn es nicht ausreichen würde, dass aufgrund Deines plakativen Schreibstils recht häufig der Start-Schalter ihres Kopfkinos betätigt wird.

  • Eine langfristige verbindliche Partnerschaft hat durchaus erstrebenswerte Entwicklungsmöglichkeiten für das Individuum, die ohne eine solche kaum gegeben sind.
    Siehe: David Schnarch:”Die Psychologie sexueller Leidenschaft”

      • Die Ehe ist ein Zeichen für einander und für andere, dass ein Paar gewillt ist langfristig verbindlich zusammenzuleben. Dieses Zeichen hilft dem Paar an einer wichtigen Entscheidung festzuhalten und auch in schwierigen Zeiten das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

        • Die Ehe ist ein Zeichen, richtig, und ein Versprechen. Andererseits würde ich niemals behaupten wollen, dass eine Partnerschaft ohne Trauschein und das ganze Brimborium nicht ebenso verbindlich auf Langfristigkeit angelegt sein kann. Zum Glück hat man heutzutage die Wahl! Für uns ist es die bestmöglich denkbare Form des Zusammenlebens, andere können das mit jeglicher Berechtigung vollkommen anders sehen und fühlen sich ohne dieses Tamtan genauso gebunden und miteinander verbunden.

          • … “ohne dieses Tamtam genauso gebunden und miteinander verbunden”. Das habe ich eine Zeit lang auch gedacht. Es stimmt im wesentlichen natürlich. Wenn eine 15-jährige Partnerschaft zu Ende geht, wird sich das vermutlich, glaube ich, nicht anders anfühlen wie eine Ehescheidung nur mit weniger Papierkram. Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass man die Ehe erfinden müsste, wenn es sie noch nicht gäbe. Dazu beitragen hat das schon erwähnte Buch.
            Daher bleibt es formell eine spannenden Frage wie ich das mache, wenn ich zum meinem Partner sage will: Ich bin zu 100% bei dir. In guten wie in schlechten Zeiten. Ich setzte mich dafür ein, dass nur der Tod uns scheiden kann. Der Ring an meinem Finger sagt mir, das ich dieses Versprechen gegeben habe. Wie machen das Paare, die nicht verheiratet sind?

            • die Paare, die nicht verheiratet sind, sagen sich – im besten Fall natürlich – jeden Tag aufs Neue, dass sie sich füreinander entscheiden. Statt des einen großen Versprechens, an das sie per Ring erinnert werden, gibt es jeden Tag ein neues Versprechen. Dass sie auch weiterhin zusammen sein wollen. Dass sie auch weiterhin nichts an der Liebe füreinander geändert hat. Dass man auch weiterhin gute und schlechte Zeiten miteinander erleben will. Natürlich könnte man sagen: Damit macht man es sich einfach, an irgendeinem bestimmten Tag zusagen: Nö, heute nicht mehr. Ich glaube aber, dass die vielen kleinen Versprechen es ermöglichen, sich jeden Tag erneut der Liebe zum anderen zu stellen. Das einmalige Versprechen per Ring birgt – unter Umständen – die Gefahr, dass man sich zwar noch an das Versprechen erinnert, aber die Liebe mit der Zeit schwindet.

        • Hallo Ulli,

          Freunde haben uns einmal erzählt, dass sie den Ring nicht als Symbol für das gegebene Versprechen empfinden, sondern eher als Fessel, als Zeichen einer Art Besitzanspruch, und der Sache deshalb ablehnend gegenüberstehen. Sie haben sich dieses Versprechen, in guten wie in schlechten Zeiten zueinander zu halten, in einer ganz “privaten Zeremonie” gegeben. Sehr intime Veranstaltung, es waren nur zwei weitere Paare dabei. Ist auch eine Möglichkeit. Und sie fühlen sich nicht weniger miteinander verbunden als wir.

  • Hallo Adam,
    gibt es noch einen Artikel mit 24 Kommentaren?
    Meine Frau hat in einem Kleid von Ihrer Schwerster geheiratet und wir schaffen trotzdem die Goldene Hochzeit. Nach der Hochzeit betrug meine Barschaft 20 DM.
    Was Susanne am 6. Juni von der Mühe geschrieben hat, stimmt vollkommen. Eine Frau zu bekommen ist kein großes Problem, aber eine Frau zu halten schon!!! Gilt auch umgekehrt. Vielleicht scheitern deshalb so viele Ehen.
    Auch bei uns ist die Hochzeitsnacht aus dem gleichen Grund ausgefallen. Wir hatten sie schon vorgezogen.

    Anfangs wurde mir der Ehering morgens zum Frühstück gelegt und zum Feierabend habe ich ihn abgemacht. Nur die ersten Jahre, dann ganz weg. Ich habe auch sonst keinen einzigen Schmuck. Ich hatte mich am Ring verletzt und meiner Oma musste ich ihn aufschneiden.

    Eine Ehe mit Trauschein ist für die BEIDEN nicht verbindlicher als ohne. Der Trauschein zieht aber eine Menge rechtlicher Folgen nach sich. Mit Kindern noch mehr. Ich denke dabei nicht nur ans Erben sondern auch an Entscheidungen im Krankheitsfall. Dazu kann Stephen mehr sagen.

    • Lieber macho: ganz schnell überflogen: derzeit top 5: 295 – Der Sex mit Nai: 23 Kommentare; 236 – Das Orgasmus-Gesicht: 24 Kommentare; 301 – Das Vorbild: 26 Kommentare; 335 – Die Ehe: 26 Kommentare; 317 – Der Penis-Stolz: 29 Kommentare.
      Was das teure Hochzeitskleid/Hochzeitsfeier angeht: Wenn sich da manche Paare in Unkosten stürzen, nur um die Hochzeit groß zu feiern, schaffen sie sich unter Umständen bereits den ersten großen Punkt, der ihnen in der Zukunft für eine erfolgreiche Ehe im Wege stehen könnte: Schulden. Sehr sehr oft ein Scheidungsgrund.

      • Adam, du hast Recht mit den Schulden, aber wahrscheinlich nur in der heutigen Zeit. Damals hat man damit gelebt und sich eingeschränkt, ohne Zoff.
        Für Prunk konnten wir nichts ausgeben. Meine Eltern wollten für den einzigen Sohn eine größere Hochzeit, also haben sie sie auch bezahlt. Wir konnten nicht.

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