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516 – Die Sex-WG

24. November 2019

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  • Liebe

Liebe Frauen,

wohnt Ihr mit Eurem Mann im gleichen Haushalt? Und habt Ihr (zumindest ab und zu mal) Sex mit ihm? Gratuliere, dann wohnt Ihr in einer Sex-WG.

Jaja, ich weiß, Ihr habt jetzt gedacht, ich berichte darüber, wie sich junge Student*innen aus Kostengründen eine Wohnung teilen und dann draufkommen, dass man ja nicht nur finanziell, sondern auch sexuell davon profitieren kann, wenn man es mal nötig hat. Nicht einmal verabreden muss man sich, nein, man klopft einfach mal an der Zimmertür desder Mitbewohner*in an und fragt: Hast du Zucker? Wollen wir fernsehen? Wie wär’s mit Pimpern? Perfektes Porno-Drehbuch.

Aber darüber schreibe ich nicht.

Und sehr zurecht denkt Ihr Euch eh schon die ganze Zeit: Hm, irgendwie hinkt der Vergleich zwischen dem, worunter ich mir eine WG vorstelle, und dem, wie ich mir mein Leben vorstelle, dann doch.

Die WG

Was macht eine WG aus? Normalerweise nicht der Sex. Normalerweise, dass Menschen, die sich halbwegs verstehen, die Miete teilen. Manche ziehen bewusst zusammen, weil sie sich schon immer kennen, sie ziehen gemeinsam aus dem Heimatdorf in die große Stadt, und da hat man noch kein Geld. Und man will ja auch nicht gleich so komplett auf sich allein gestellt sein. WG bietet sich an. Bis dann der*die Erste mit einem anderen Menschen in die Wohnung kommt und der*die zweite entweder nächtens gegen die Zimmerwand pumpern oder sich Ohrenstöpsel kaufen muss, um bei dem ganzen Geficke und Gestöhne von der anderen Seite irgendwie auch mal zu ein wenig Schlaf zu kommen. Das ist dann das Ende der WG. Und vielleicht der Anfang der ersten Paarwohnung.

Manchmal werden aber auch einfach Menschen gesucht, um ein Zimmer in einer größeren Wohnung, in einer bestehenden WG zu übernehmen. Dann ist Zweckgemeinschaft noch offensichtlicher. Selten entstehen daraus Freundschaften. Vor allem lernt man, mit jemand anderem klarzukommen. Und mit dessen Macken. Aber so lange er die Miete zahlt und sein Geficke und Gestöhne halbwegs ruhig vonstattengeht und er sich an den Putzplan hält, ist alles gut. Für eine gewisse Zeit.

Und ja, doch, ganz vielleicht passiert es ganz manchmal, dass die WG-Mitbewohner*innen auch auf sexueller Ebene zueinanderfinden. Allerdings am manchmalsten so, dass es tatsächlich nichts weiter ist als WG mit Sex. Als eine Sex-WG eben. Eher entsteht aus den Mitbewohner*innen ein Paar. Und besteht die WG aus noch weiteren Menschen, müssen sich diese unter Umständen alsbald eine neue WG suchen, denn das Paar braucht eine Paarwohnung. Und das dritte Zimmer wird zum Kinderzimmer.

Und all das ist nicht das, was Ihr, liebe Frauen, mit dem Menschen tut, mit dem Ihr zusammenwohnt und (zumindest ab und zu mal) Sex habt. Oder?

Nein, schließlich ist das, was Ihr da habt, eine Beziehung.

Die Beziehung

Und der Unterschied ist genau der: Weil eine WG zusammenbricht, wenn eine Beziehung dazwischenfunkt. Weil die Beziehung mehr kann als WG.

Natürlich muss man sich auch in einer Beziehung mit den Macken des anderen auseinandersetzen. Und natürlich ist man sich auch in einer Beziehung am Anfang fremd. Und natürlich ist es auch in einer Beziehung gut, wenn man sich die Miete teilen kann. Der Unterschied aber ist nicht der Sex, sondern dass der Zweck der Gemeinschaft noch ein anderer ist. Nämlich der andere.

Wenn Ihr diesen Unterschied einfach spüren wollt, dann achtet mal auf das, was Ihr fühlt, wenn der andere, also Euer lieber Mann nach Hause kommt. Oder wenn Ihr nach Hause kommt und Euer lieber Mann ist bereits da. Freut Ihr Euch? Und zwar nicht nur aufs nach Hause Kommen, sondern ganz einfach, dass dieser eine Mensch da ist, dass Ihr wisst, da ist nicht irgendwer, den ich höre und ich hoffe, dass er einfach an meinem Zimmer vorbeigeht und nicht allzu laut sein Geficke und Gestöhne vollzieht, sondern dass er zu mir kommt und mir einen Kuss gibt und die Welt ist einfach nur durch diese Anwesenheit ein kleines Stückchen schöner?

Oder Ihr kommt nach Hause und der andere ist nicht da?

In der WG kann das auch schon mal ein gutes Gefühl auslösen.

In der (glücklichen) Beziehung nicht.

Deswegen dürft Ihr nachträglich gegen meine Anfangsbehauptung, Ihr würdet in einer Sex-WG leben, gerne Einspruch erheben.

Euer Adam

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