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376 – Das Kamasutra

19. März 2017

4 Kommentare

  • Sex

Liebe Frauen,

wo steht sie rum, Eure ganz persönliche Kamasutra-Ausgabe?

Irgendwo in der zweiten Reihe im Buchregal hinter der Harry Potter-Gesamtausgabe mit Erwachsenen-Cover? Gleich neben den ebenfalls gut versteckten Shades? Damit der neugierige Besuch nicht sieht, was Ihr da für einen Schweinekram rumstehen habt? Oder liegt sie in der Nachttischschublade, stets griffbereit, falls mal Not am Mann und Ideenlosigkeit im Hirn ist?

Und? Wie oft habt Ihr tatsächlich schonmal „Das Fliegende Entenpaar“ probiert? Oder Euch beim „Po Betrachten“ verlustiert? Oder hat Euch eher „Der Elefant“ angesprochen, weil der so einen schönen und biegsamen und großen, so großen Rüssel hat?

Eben, das hab ich mir gedacht, nicht so oft.

376 - das Kamasutra | Adam sprichtDas ist ok, ich finde ja, man muss auch mal sagen, dass „Missionar“ und „Reiter“ und „Von Hinten“ ihre Vorzüge haben und vor allem eins können: Spaß machen. Orgasmus bescheren. Und darum geht es doch, oder nicht?

Scheinbar nicht. Nicht immer. Denn irgendwer redet uns ein (die bösen Medien gar?), dass Abwechslung erst das A und O (oder Aaaaah und Oooooohhh) im Bett ausmacht. Und ab sofort dürfen wir nicht mehr das praktizieren, was wir seit Jahren (und erfolgreich) im Schlafgemach so treiben, denn das ist nur mehr gähn. Und dann geht sie los, die rhythmische Sportgymnastik, und eins und zwei und drei und Wechsel, eins und zwei und drei und Wechsel … wir pimpern uns von Stellung zu Stellung und je verknoteter wir dabei sind, desto kühner kommen wir uns vor. Und dann? Dann wählen wir am Ende doch wieder eine der null acht fünfzehn Positionen, um verschwitzt und erschöpft zum Höhepunkt zu gelangen. Gut, weil Porno es uns vormacht, darf der Mann sich unter Umständen noch über einen blowjob freuen, egal ob er vielleicht viel lieber in der Frau gekommen wär.

Und damit uns die Phantasie nicht flöten geht bei dieser Betätigung, weil schließlich müssen wir ja auch stundenlang durchhalten, sonst zählt es nicht, alles was unter 60 Minuten liegt, ist höchstens als Quickie zu bezeichnen, suchen wir Inspiration. Und wir hoffen darauf, dass irgendein feist grinsender Freund oder eine leicht hysterisch kichernde Freundin uns einen Billig-Print des Kamasutra zum nächsten Geburtstag schenkt („Damit du auf deine alten Tage auch noch ein wenig Spaß hast, hihihi“), oder wenn das einfach nie passiert, kaufen wir selber, verschämt im Buchladen oder unverschämt übers Netz, eine wunderschöne Ausgabe, welche reich bebildert ist mit Fotos von Pärchen, die es vormachen, die alten indischen Bilder, die kennen wir ja, und von denen wissen wir, dass das ja gar nicht so geht, hallo, echt jetzt, bin ich ein Verrenkungskünstler?, das brauch ich realistischer, bittesehr.

Doch die Enttäuschung währt groß beim ersten Aufschlagen des heiß ersehnten Werkes, denn die Bilder sind irgendwie so prüde, da sieht man vielleicht den einen oder anderen Hintern und ein paar Brüste, aber das, worauf es ankommt, nicht. Und wieder müssen wir rätseln: Wie kriegt der in dieser Position seinen Penis in ihre Vagina? Und wie, sollte er das tatsächlich schaffen, können die sich dann noch bewegen? Und sind die beigefügten Informationen auch nur ansatzweise hilfreich? Und macht das Spaß? Wenn man beim Versuch, es nachzumachen, das dritte Mal auf die Fresse geflogen ist und von einer Erektion aber sowas von keine Rede mehr ist, kann man entweder das blöde Buch in die Ecke hauen und sich ärgern, was definitiv das Gegenteil von Spaß ist, oder man lacht drüber und ja, das kann wiederum antörnend sein, dochdoch.

Und dann ist es kein Wunder, wenn das Kamasutra in der hinteren Reihe verschwindet, denn man braucht es eh nicht mehr, vielmehr erinnert sein Anblick stets an die schmachvolle Niederlage beim Versuch, „Die Offene Blüte“ über mehr als sechzig Sekunden durchzuhalten, oder „Die Schwimmenden Fische“ nicht auf dem Trockenen enden zu lassen.

Was ist die Alternative?

Kamasutra Kamasutra sein lassen und sich im Netz auf die Suche nach modernen Varianten machen? Dann stößt man auf Stellungen wie den „Dirty Sanchez“. Na schön, der ist zwar umsetzbar, aber will man das, sich die mit Sperma durchtränkte aus dem gerade befickten Hintern herausgefischte Kacke des Partners unter die Nase reiben? Oder man erfährt, dass es neben Französisch und Griechisch noch andere nach Nationalitäten benannte Sexvarianten gibt. So ziehen, wenn wir denn dem allwissenden Netz glauben wollen, Araber ihren Penis immer mal wieder aus der Vagina und stecken ihn in warmes Wasser. Die Chinesen machen das Gleiche angeblich mit warmem Öl. Ehrlich jetzt? Das ist nicht Euer Ernst, oder? Oder doch? Also ich brauch keine Fritteuse neben meinem Bett. Und ich brauch auch keinen frittierten Schwanz. Nich einmal hartgekochte Eier brauch ich. Und je länger ich mich damit beschäftige, desto weniger brauch ich irgendwas von alledem.

Ja, liebe Frauen, nennt mich einen Langeweiler in der Kiste, oder einfallslos oder Einfallspinsel, aber mich interessiert das alles nicht. Habt Ihr schon mal einfach so losgelegt? Ohne darauf zu achten, was Ihr grad macht, wie sich das nennt und wie es „richtig“ geht, sondern das gemacht, was Euer Körper wollte? Ohne Hemmungen, ohne Regeln, ohne falsche Scham. Und hattet Ihr am Ende nicht vielleicht wesentlich mehr Spaß als bei irgendwelchen kläglichen Verrenkungen, um etwas aus einem alten Buch nachzumachen?

Eben.

Vielleicht habe ich ja schon mal einen einwandfreien „Fliegenden Weißen Tiger“ hingelegt, und ich weiß es nicht einmal. Oder ich habe den „Bambus Gespalten“ und den „Bogen Gepannt“, mit den „Schwänen“ geschwommen, mit dem „Frosch“ gequakt, um dann aber sowas von „Samapada-Uttanda-Bandha“-mäßig meine Partnerin zum Orgasmus gebracht zu haben.

Euer Adam

Dieser Artikel wurde geschrieben und erschien ursprünglich auf joyclub.de, wo es noch viel mehr zum Thema Kamasutra zu erfahren gibt.

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4 Kommentare zu "376 – Das Kamasutra"

  • Jedem Tierchen sein Plaisierchen. Der Artikel hat mich “leider” wieder an den vor kurzem erneut stattgefundenen Hype um den zweiten Shades-Film erinnert. Hingegen ist für Interessierte die joyclub-Empfehlung zu dem Thema die ganz eindeutig bessere Wahl.

    • Ich hatte eher das Gefühl, es wurde unglaublich viel Geld ins Marketing gesteckt, um einen Hype auszulösen, aber dann verpuffte es viel schneller als gedacht.

      • Wohl wahr, die Marketing-Maschinerie ist meiner Meinung nach noch umfänglicher angelaufen als beim ersten Film. Es gab praktisch gar kein Entkommen mehr. Selbst unter ein paar Frauen in meinem Bekanntenkreis wurde nur noch beratschlagt, wann das nächste Kino aufgesucht wird. Meine beiden Freundinnen dagegen sind mit mir einer Meinung: Filme (und Bücher), die die Welt nicht wirklich gebraucht hat.

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