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179 – Der Kuss

10. Juni 2013

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  • Körper
  • Liebe

Liebe Frauen,

jaja, ich weiß, Küssen ist schön und super und so, keine Frage, daran zweifle ich nicht, aber jetzt mal vollkommen emotionslos betrachtet: Küssen ist doch auch seltsam, nicht?

Da pressen sich zwei Menschen die Lippen aneinander. Und unter Umständen öffnen sie dann den Mund und berühren sich mit ihren Zungen. Das ist doch schon irgendwie ein komisches Verhalten. Weil man sich unwillkürlich fragt: Was soll das? Da hätte sich die Natur doch auch was anderes ausdenken können, um sich gegenseitig Zärtlichkeit und Vertrauen und Nähe zu signalisieren. Oder denke ich da verkehrt?

Also. Warum gerade küssen?

179 - der Kuss | Adam sprichtEs gibt die Theorie, von der auch ich lange Anhänger war, dass das Küssen tatsächlich ein sehr natürliches Verhalten ist, da es sich von einem Verhalten ableiten lässt, welches man bei Tieren beobachten kann: Nahrung wird von Mund zu Mund weitergeben. Und das machen so ziemlich alle Säugetiere, die Vögel tun es, und wenn ich mir das so vorstell bei den Urmenschen, die das Fleisch nicht weichgekocht haben, wenn da das kleine Kind so langsam an feste Nahrung gewähnt werden musste, war es wohl die Mutter, die es vorgekaut hat. Und das wiederum wurde als ein Zeichen von Nähe und Zuneigung von der Mutter zum Kind wahrgenommen und als solches ins Erwachsenenalter weitergetragen. Klingt einleuchtend.

Problem aber: Küssen ist durchaus nicht weltweit verbreitet. Und war es bis vor ein paar Jahrzehnten noch weniger, als es das jetzt ist, da die Globalisierung auch in Verhaltensweisen um sich greift. Aber auch heute wird dieses Lippen aufeinander Pressen in manchen Kulturen als befremdlich bis abstoßend wahrgenommen. Und auch in unseren Kulturkreisen ist das kein so besonders altes Phänomen. Was darauf hindeutet, dass es nichts Natürliches ist, sondern etwas Angelerntes.

Aber dass Menschen manch seltsam anmutende Gewohnheit haben, das wissen wir längst.

Und man muss ja nicht alls hinterfragen, oder?

Man kann auch mal einfach nur genießen, wenn man geküsst wird.

Oder küsst.

Küssen wird als besonders intime Geste verstanden. Intimer als Sex. Dabei ist es das nun, wenn wir einmal ehrlich sind, nicht. Sich berührende und ineinander eindringende Geschlechtsteile sind dann doch „privater“ als die Lippen, die ja von allen zu sehen sind. Aber es ist mehr als eine urban legend, dass Prostituierte den Kuss verweigern, während sie alles andere zulassen. Aber der Kuss spielt sich auch näher dort ab, wo man etwas wahrnimmt. Während der Unterleib von Augen und Mund und Ohren und Hirn doch weiter weg ist. Kann also scheinbar auch leichter vom Selbst abgespalten werden. Was da unten passiert, hat nichts mit mir zu tun. Es wird ja auch der Verräterkuss als schlimmer wahrgenommen, als etwa ein Verräterfick. Den gibt es nicht einmal. Aber jemanden zu küssen, den man eigentlich hasst, dessen Tod man sich wünscht oder durch den Kuss gar besiegelt, das kennen wir aus Mafiafilmen und der Bibel gleichermaßen.

Der französische Philisoph Alexandre Lacroix meint, es sei der Anfang vom Ende einer Beziehung, wenn man das Küssen vergisst. Und in Paartherapien wird auch gerne nach dem Küssverhalten gefragt. Nach dem Sexverhalten wohl auch, aber doch scheint das Küssen einen tieferen Einblick in eine Beziehung zu gewähren.

Und das alles macht mich dann noch perplexer: Küssen ist nicht nur eine irgendwie komische Handlung, es ist auch noch eine der wichtigsten, die ein Mensch im Umgang mit anderen setzen kann.

Menschen sind schon seltsame Tiere.

Aber küssen ist trotzdem schön.

Also: Küsst.

Euer Adam

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