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357 – Die Glotze

7. November 2016

6 Kommentare

  • Liebe

Liebe Frauen,

was ist der größte Feind einer Beziehung?

Der Fernseher.

Heißt es.

357 - die Glotze | Adam sprichtDenn das ist es doch, das Bild, das man sich dann macht, wenn man von einer Beziehung, meist einer langjährigen spricht, aus der die Luft raus ist, das Prickeln auch: Zwei Menschen sitzen auf dem Sofa und starren in die Glotze. Fad. Da passiert nichts mehr. Die langweilen sich. Die haben sich nichts mehr zu sagen. Die sind froh, wenn der Tag um ist. Die beschäftigen sich lieber mit dem fiktiven Schicksal irgendwelcher Bildschirmfiguren als mit dem eigenen. Oder dem des Partners oder der Partnerin. Die wollen doch eh nicht mehr. Längst nicht mehr. Die sind schon innerlich tot. Die sollten sich trennen. Und neue Wege gehen.

Und als single alleine vor der Glotze hängen.

Aber nein, denn singles gehen aus, weil sie nicht single bleiben wollen.

Und Pärchen, die sich lieben, die haben Besseres zu tun, als fern zu sehen. Hey, die ficken miteinander, Tag und Nacht. Und dazwischen gehen sie in Kino oder auf die Piste oder in Altwarenläden oder auf Mittelalterfeste oder zu Spieleabenden oder sie reden miteinander, ja, das tun die, über ihre Ängste und Sorgen, aber auch über das, was sie freut und erbaut. Und sie versichern sich die ganze Zeit ihrer Liebe. Und wenn sie das nicht verbal tun, dann denken sie sich aus, wie sie es non-verbal tun können. Sie bestellen Blumen. Und Flugzeuge, die Spruchbänder hinter sich herziehen. Und wenn sie müde sind, ja, dann genießen sie auch gerne mal den sich gemütlich niederlegenden Tag, indem sie nebeneinander sitzen und lesen. Ein gutes Buch. Und sie wissen, sie sind nicht allein. Sie teilen das gemeinsame Schweigen, denn sie schätzen es, dass sie nicht ständig reden müssen, wenn sie es nicht wollen, ach, es reicht ihnen doch, wenn sie ab und zu mal von den Seiten aufschauen können und dann sehen sie, abermals ach, den Menschen, den sie lieben. Und sie lächeln und lesen weiter.

So, und jetzt frage ich: Was ist falsch am Fernsehn?

Ist es nicht intellektuell genug?

Fehlt da die Romantikkomponente, weil blau flackerndes Bildschirmlicht nicht warm flackerndes Kerzenlicht ist?

Tschulgung, aber man kann sich doch auch vor dem TV-Gerät zusammenkuscheln. Man kann auch vor der Glotze Händchen halten. Man kann auch vom Fernsehapparat wegschauen zu dem Menschen, den man liebt, und lächeln. Und man kann eine Fernsehsendung zusammen anschauen, weil man sich für das Gleiche interessiert. Meinetwegen sogar für den gleichen Scheiß. Und manchmal ist es besser, man interessiert sich für den gleichen Scheiß, als man macht sein eigenes Ding, auch wenn das ganz besonders gut angesehen ist. Sie geht joggen und er tüftelt an einem Oldtimer-Motorrad.

Echt jetzt, müssen wie so snob sein? Und uns ganz ganz hohe Ansprüche ausdenken, denen wir eh nicht gerecht werden können? Nur um auf andere Paare hinabschauen zu können? Weil die vor der Glotze abhängen?

Na, dann tut das, ich tu’s nicht. Ich rede gern, ich lese gern, ich tu gern Dinge, ja, ich ficke gern, aber ich schau auch gerne fern, und zwar mit dem Menschen, den ich liebe, Hand in Hand.

Euer Adam

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6 Kommentare zu "357 – Die Glotze"

  • “…als man macht sein eigenes Ding…” Auch das muss hin und wieder sein, auch dagegen ist nichts zu sagen. Jeder braucht etwas für sich alleine, was ihm gut tut.
    Wir hängen durchaus gerne mal zusammen vor der Glotze, zusammengekuschelt in einer Sofaecke und bei dem usseligen Wetter kommt noch eine Decke drüber. Wir sind beide Serien-Fans und zwar von CSI und Hawaii five-O. Sehr entspannend: man muss keine intellektuellen Höchstleistungen erbringen, um den Inhalt zu verstehen, sondern kann einfach nur ganz gemütlich und genüsslich 45 Minuten zusammen schweigen. Und wir finden zusammen schweigen auch schön.
    Alternativ dazu gestern Abend der Talk bei Anne Will zum Thema “Mein Leben für Allah – Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?” Mit genüsslichem Schweigen war es da vorbei, wir haben uns gleichermaßen zusammen aufgeregt. Und regen uns fast noch mehr auf, wenn wir uns zusammen eine Übertragung aus der NFL ansehen.
    Aber was soll es, ob CSI oder ein Talk oder Sport, ob zusammen schweigen oder sich ereifern, man hängt zusammen vor der Glotze ab. Bietet unter Umständen sogar noch Gesprächsstoff für hinterher.
    Und es ist uns piepegal, ob andere das für geistig nicht anregend genug oder spießbürgerlich oder für was auch immer halten. Uns macht das hin und wieder richtig Spaß. Gibt wirklich keinen Grund, immer nur auf Hochtouren zu laufen.

    • Abgesehen davon, dass ich Hawaii five-O noch nie ausprobiert habe und ich mich über CSI seit Längerem eher ärgere, stimme ich dir voll und ganz zu. Und von wegen, hin und wieder auch mal sein eigenes Ding durchziehen: Selbst das geht mit Serien. Schaut man halt, wenn man ein paar Stunden für sich hat.

  • Wir sehen das einfach als ein wenig Zeit, die wir gemütlich zusammen verbringen, ist gleichzeitig ein klein wenig zusammen die Seele baumeln lassen.
    Five-O besteht aus US-Patriotismus bis zur Schmerzgrenze und jeder Menge Bumm und Peng in James-Bond-Manier. Gibt nicht viel zu denken dabei.
    Die besten CSI-Folgen sind für uns die mit Gil Grissom oder Dr. Raymond Langston und Mac Taylor. D. B. Russel mögen wir nicht (den Schauspieler übrigens auch nicht) und der gute Horatio in Miami kommt uns zu arrogant daher.

  • Wenn sonst nichts anliegt dann sehen wir ABENDS fern. Selten Privatfernsehen, nie Serien, erst Recht nicht am Nachmittag, kein Horror, kein Krieg. Ein Zweiteiler wie heute Abend “Spuren der Rache” sind gerade noch akzeptabel. Wir haben aber am Montag geprüft, ob heute etwas vorliegt.
    Heute Morgen war meine Frau beim Arzt, ich hatte im Büro zu tun und war spazieren. Am Nachmittag hatten wir Sex und sind später beide spazieren gegangen.
    Der Tag klingt mit dem Fernseher aus.

      • Ja Adam, da hast du vollkommen Recht.
        Wir sind Rentner, wir können uns das einteilen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich der einzige dt. Rentner bin, der Zeit hat.
        Heute Morgen habe ich einer Bekannten beim Ausfüllen eines Formulars geholfen. Jetzt schreibe ich hier kurz, dann Mittagessen, dann ein größerer Spaziergang. Wir wollen ja lange fit bleiben und die Rente nutzen, die ihr uns großzügig bezahlt.
        Kürzlich habe ich was im Garten gemacht, da hat ein anderer Rentner gemeint, ich würde viel arbeiten. Ich habe ihm erklärt, dass ich nie mehr arbeiten werde, ich beschäftige mich.

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