176 – Die Häufigkeit
20. Mai 2013
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- Sex
Liebe Frauen,
der Mensch vergleicht sich ja gern in allem, was er tut, mit seinen Mitmenschen. Um festzustellen, dass er selber besser ist als alle anderen. Als die meisten. Als viele. Als der Durchschnitt halt. Und weil Sex nunmal mehr als nur eine schöne Nebensache ist, ist dem Menschen wichtig, auch im Sex nicht nur gut, sondern besser zu sein. Oder größer. Oder öfter. Weshalb sich vor nicht allzulanger Zeit mal wieder zwei österreichische Printmedien in Zusammenarbeit mit einem Privatfernsehsender und einem Marktforschungsinstitut daran gemacht haben, das Sexualverhalten des gemeinen Österreichers in Zahlen zu fassen. Und diese Zahlen möchte ich Euch, liebe Frauen, nicht vorenthalten.
In der ersten Zeitung lesen wir, schön in einer Tabelle zusammengefasst, dass der Österreicher im Durchschnitt 106 Mal im Jahr Sex hat (Kronenzeitung, Sonntag 14. April 2013, S. 39). Das klingt doch vernünftig. Und auch irgendwie nachvollziehbar, das wäre zwei Mal in der Woche. Aber wir wollen es genauer wissen, weshalb wir das Konkurrenzblatt am gleichen Tag konsultieren, und dort lesen: „Lediglich 52-mal im Jahr hat der durchschnittliche Österreicher Sex“ (Österreich, 14. April 2013, S. 14). Oha, denken wir uns sehr zurecht, wie kann denn das sein, das ist ja gerade einmal die Hälfte?Weshalb wir wagemutig weiterlesen, wo in einem Interview eine Frage an eine Ex-Bundeskanzlertochter, welche nun eine Sextalkshow moderiert, mit folgendem denkwürdigen Satz eingeleitet wird: „Laut der Puls-4-Umfrage haben die Österreicher im Jahr 100-mal Sex. Also sprich ungefähr dreimal pro Woche“ (Österreich, 14. April 2013, S. 15). Also hatte doch die Kronenzeitung recht? Aber Moment, da stolpert der aufmerksame Leser und die aufmerksame Leserin doch noch ein zweites Mal. Nämlich außer über den holprigen Stil über die Rechnung: dreimal pro Woche („also sprich ungefähr“) gleich 100 Mal im Jahr. Bei 52 Wochen im Jahr … Richtig, komme ich auf also sprich ungefähr 150 Mal. Und nun ist die Konfusion komplett. Hat der Österreicher also nun also sprich ungefähr 50 Mal, 100 Mal oder gar 150 Mal im Jahr Sex. Oder anders formuliert: einmal, zwei Mal oder drei Mal in der Woche?
Wisst Ihr, liebe Frauen, was ich mir bei solchen Zahlenspielereien denke?
Na da haben sie es endlich auf den Punkt gebracht: Diese und alle anderen Statistiken dieser Art kann man sich getrost in die Haare schmieren oder sich mit dem Papier, auf dem sie stehen, den Hintern wischen oder sich darüber lustig machen oder was einem auch immer dazu einfällt. Nur glauben sollte man sie nicht.
Und deswegen fällt es mir dieses Mal umso leichter, zu meiner Konklusio zu kommen:
Hört doch auf, Euch ständig mit irgendwem zu vergleichen. Ihr wisst nicht, wie oft andere Menschen Sex haben. Und Ihr werdet es, wie die „Krone“ und die „Österreich“ es trefflich bewiesen haben, auch nie erfahren. Oder, um es also sprich ungefähr mit Churchill zusagen: Ich glaube nur an jene Statistiken, die ich selber gefälscht habe.
Habt so oft Sex, wie Ihr wollt. Und könnt. Und es wird genug sein. Und wenn Ihr denkt, wer anderer macht es öfter: Na und, soll er, wenn er das braucht. Und wenn Ihr mit Eurem Sexleben nicht zufrieden seid, dann sagt Euch immer Folgendes: Rund ein Prozent der österreichischen Frauen und fast vier Prozent der österreichischen Männer finden, dass Schürzen (!) Objekte sind, die sexuell stimulieren (Kronenzeitung, 14. April 2013, S. 39). Denn habt Ihr, liebe Frauen, dieses Wissen verinnerlicht, werdet Ihr weise über allen anderen Zahlenspielereien stehen, die Euch noch unterkommen werden.
Euer Adam
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