451 – Die Boyfriends of Instagram

Liebe Frauen,

seid Ihr auch Instagirls?

Brav.

Und? Seid Ihr so richtige Profis, oder macht Ihr noch Selfies?

Ihr gehört zur Selfie-Fraktion? Echt? Arm. Das ist es nämlich, was man dann sieht: den Arm. Und auch wenn manche durchaus attraktive Arme haben mögen, so wollen die Instaboys doch was anderes auf an Instapics auf Instagram sehen. Euch. Und Eure wohlgeformten Körper. Und deswegen ist es wichtig, den nächsten Schritt zu gehen, weg vom Selfie, hin zum richtig guten Foto.

Was man dazu braucht?

Einen Mann.

Die Profis

Na gut, es muss nicht ein Mann sein, es kann auch eine Frau sein, aber Ihr braucht unbedingt einen anderen Menschen. Der nämlich das Foto macht, das Euch zeigt. Wenn Ihr träumerisch in den Sonnenuntergang blickt. Wenn Ihr wagemutig über Felsvorsprünge hüpft. Wenn Ihr abenteuerlustig über Hängebrücken stapft. Immer im Bikini. Denn, ja, es zeigt sich klar das professionelle Instagirl daran, dass es ganz zu sehen ist, vielleicht sogar in weiterer Entfernung, damit man wirklich sieht, wo das Leben gerade besonders fotoattraktiv dahinschlendert, auf Hawaii, am Himalaya, in Kärnten am Weißensee.

Was weiter wichtig ist, das ist, dass das Instagirl allein dort ist. Denn es will ja ihre Follower nicht vergrämen, wenn die sich ihren Phantasien sie betreffend hingeben. Ihre männlichen Follower. Sonst müsste die junge Zeigewillige ja nicht unbedingt immer im Bikini zu sehen sein. Aber die Männer auf Insta, die wollen, dass die schönen Frauen solo sind. Kein neues Phänomen. Gilt natürlich auch andersrum. Aber wenn so ein hypergeiler Teenager weiß, dass der Mann der unglaublich tollen und anbetungswürdigen Instabraut einen leider ebenfalls unglaublich tollen und deswegen verabscheuungswürdigen Mann an ihrer Seite hat, dann vergeht dem Bepickelten die Hypergeilheit schnell. Oder er verabschiedet sich wieder auf youporn, da weiß er, was er bekommt. Nämlich auf gar keinen Fall irgendwas vorgegaukelt, was so nicht stimmt, nicht wahr?

Hinter jedem Instagirl steht ein Mann

Und so ist der wichtigste Mensch für den Erfolg eines Instagirls der Mann, der den Auslöser betätigt. Der sich vor seiner lieben Frau in den Dreck schmeißt, damit er aus der Mehlwurmperspektive ein Bild ihrer sich im Bikinihöschen abzeichnenden Schamlippen auf palmengesäumten himmelblauem Hintergrund möglichst saftig darstellen kann. Und aus den ehemals Pärchen-Urlaubsfotos werden Wichsvorlagen.

Da muss ich mich fragen, was der Mann hinter dem Objektiv davon hat, stets der Mann dahinter zu sein, ja, sich verstecken zu müssen, anonym zu bleiben, am besten verschwiegen zu werden.

Er hat davon, dass er weiß, dass alle anderen Männer beim Anblick seiner Frau eben diese gerne aus dem Bikinihöschen herausschälen würden. Aber nur er es darf. Er weiß, dass jeder Follower seiner Frau ihn als Mann aufwertet. Nicht weil er der Fotograf, der Mann dahinter ist, sondern – im von allen Followern herbeigesehnten richtigen Moment – der Mann drin.

Worin?

Ja.

Oder …

Oder ist er es gar, der seine liebe Frau dazu drängt, sich möglichst sexy fotografieren zu lassen, weil auch er was davon hat, wenn sie von irgendwelchen dubiosen Reisemagazinen nach Thailand geschickt wird, um von dort aus Insta mit einer kleinen Werbeeinschaltung zu bedienen. Hm. Das wäre ja fast sowas wie, nein, oder?, wie Zuhälterei?

Neinnein, so ist das natürlich nicht.

Euer Adam

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