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532 – Die Liebe in Zeiten von Corona

15. März 2020

8 Kommentare

  • Körper
  • Liebe

Liebe Frauen,

Corona geht um. Nur wir tun’s nicht.

Ach, was haben wir die Nasen gerümpft ob der Panikmacherei, als die Meldungen aus China kamen, dass es ein paar Hundert Infizierte gab und ein paar Tote, über die paar Politiker, die Zeter und Mordio schrien, auch Europa müsse etwas tun, sich vorbereiten, dicht machen. Klar, manche Menschen nutzen ja gerne jede Gelegenheit, um dicht zu machen, die Grenzen zu sperren, die Länder von ihren Nachbarn abzuschotten, nur ja ganz allein das eigene Süppchen zu kochen.

Und dann? Dann kam Italien. Und vielleicht haben wir uns schon gedacht: Hm. Aber auch: Naja.

Und dann kam der Rest.

Und auf einmal hat man sich gedacht: Vielleicht vielleicht vielleicht. Vielleicht ist es ja doch gut, schon zu reagieren, ehe die Zahlen in die Zehntausende gehen. Und man begrüßt die eine oder andere Maßnahme dann doch.

Und jetzt? Jetzt sagen wir unsere Urlaube ab, wir gehen nicht mehr ins Kino, bedauern, dass auch die Geburtstagsfeier ins Wasser fällt. Wir sperren uns zuhause ein. Und denken: Aber es ist ganz gut so, dochdoch.

Kontakt

Wir graben uns ein zuhause in unseren vier Wänden, weil uns genau das angeraten wird. Jeder zwischenmenschliche Kontakt, den wir weniger haben, reduziert auch die Möglichkeiten einer Ansteckung um eine. Und wenn wir doch rausgehen, dürfen wir nicht die liebe Freundin mit Küsschen begrüßen, den guten Freund umarmen, irgendwelchen Menschen die Hand geben.

Auch anfassen sollten wir möglichst nichts. Ist ja auch klar. Derzeit niesen und husten ja alle in ihre Ellenbogen. Und womit drücken sie die Türklinken runter? Richtig, auch mit den Ellenbogen. Und begrüßen tun wir uns ebenfalls mit den Ellenbogen. Wir sollten also auch tunlichst jeden Handkontakt mit Ellenbogen vermeiden. Gottseidank können nur sehr sehr wenige Menschen ihr Gesicht mit ihren Ellenbogen berühren.

Zusätzlich müssen wir die Hände waschen. Ständig, immer wieder. Auch desinfizieren. Ständig, immer wieder. Egal, ob wir wen oder was berührt haben.

Uns selber sollen wir auch nicht betatschen. Finger weg vom Gesicht. Kein Nasebohren, kein Augenreiben, kein Fingerabschlecken.

Wir werden kontaktlos.

Das ist bei Zahlung mittels Handy vielleicht ganz lustig. Für uns ist es das nicht.

Haut

Der Mensch braucht Kontakt. Zwischenmenschlichen. Er braucht Hautkontakt. Wenn ein Mensch geboren wird, beruhigt er sich, wenn er auf die nackte Haut der Mutter gelegt wird. Und auch Väter werden angehalten, ihre Neugeborenen auf die nicht-behemdete Brust zu legen. Weil das Baby das braucht. Das haben wir in der Zwischenzeit erkannt. Und das führt sich weiter.

Wir wollen Hände schütteln, das kommt nicht von ungefähr. Berührung schafft Vertrauen. Es schafft das Gefühl von Zusammengehörigkeit. Meine haut auf deiner Haut, da passt kein Blatt dazwischen. Und auch kein Einweghandschuh. Tatsächlich passiert im Moment, da Haut und Haut aneinanderliegen, ein Austausch. Wir sind ja übersät mit Kleinstlebewesen, Mikroben, Bakterien. Unsere Hautflora vermischt sich also automatisch ein klein wenig, wenn eine Berührung stattfindet. Wir geben etwas von uns, wir nehmen etwas vom anderen. Das führt zu Verständnis. Ja, ich meine das durchaus jetzt auch im übertragenen Sinn, aber ist es nicht so, dass wir etwas von einem anderen Menschen aufnehmen müssen, ein wenig seiner Gefühle, ein Fitzelchen seiner Gedanken, um ihn zumindest ansatzweise verstehen zu können?

Das fehlt dann plötzlich auch.

Doch wir Menschen sind noch mit mehr ausgestattet. Wir können kompensieren. Wir können Augenkontakt aufnehmen. Wir können uns anlächeln. Wir können uns durch einen Blick mit dem anderen vernetzen. Und auch dadurch zu einem ganz kleinen Teil für einen kurzen Moment zu einem teil des anderen werden. Und er von uns.

Der Sex

Wenn wir aber zuhause eingesperrt sind, und wenn wir aber nicht alleine zuhause eingesperrt sind, wenn wir vielleicht sogar das Glück haben, mit dem Menschen zuhause eingesperrt sind, den wir lieben, dann, ja, dann sollte uns nichts und niemand daran hindern, mit diesem Menschen jeden möglichen Körperkontakt einzugehen, den wir uns nur vorstellen können. Angesteckt haben wir uns gegenseitig eh.

Und in etwa neun Monaten wird es einen schönen Bevölkerungszuwachs geben.

Denn das Leben geht weiter.

Euer Adam

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8 Kommentare zu "532 – Die Liebe in Zeiten von Corona"

  • Die aktuelle Situation ist sehr ernst, entsprechend besonnen und bedacht muss sie behandelt werden, ihr angepasst gehandelt werden. Notgedrungen wird unser Leben in Teilen eingeschränkt. Auch durch abgesagte Sportveranstaltungen usw. Ein Wochenende, obwohl Saison ist, ohne Bundesliga etc.? Fühlt sich zwar etwas seltsam an, aber Vorsicht walten zu lassen ist meiner Meinung nach der richtige Weg, um zumindest die Möglichkeit der Verbreitung des Virus einzudämmen.
    Man muss sich auch davor bewahren, nun in Panik auszubrechen. Scheint vielen nicht zu gelingen. War am Freitag für das Wochenende einkaufen und hatte den Eindruck, in eine Horde Wildsäue geraten zu sein, die Frischlinge führen. Kein Witz: Bodycheck von links, Einkaufswagen absichtlich vors Knie gerammt bekommen, um etwas nicht in meinen Wagen packen zu können, heißer Kampf um Milchprodukte bei schon recht abgegraster Kühltheke… Völlig überzogene Reaktionen (zumal wir nicht in einem Mangelland leben und recht sicher sein können, dass die Geschäfte ihren Bestand wieder auffüllen können und werden). Ein Teil der Bevölkerung dreht definitiv am Rad!
    Ich nehme mich davon nicht komplett aus. Waschbecken und WCs werden jetzt dreimal am Tag geschrubbt (habe mich schon gefragt, ob ich ebenfalls bereits austicke), und obwohl wir recht reinliche Menschen sind, werden Hände vermehrt gewaschen (mit Seife, nein, habe kein Desinfektionsmittel gekauft).

    ABER die zwischenmenschlichen Kontakte werden nicht komplett eingestellt. Familie und enge Freunde werden nach wie vor umarmt, mit den Kindern wird geschmust und gekuschelt, der Sex wurde ebenfalls nicht eingestellt. Du hast vollkommen recht, der Mensch braucht den Kontakt mit anderen, auch und insbesondere den Hautkontakt.

    Die Lage ist angespannt, Vorsicht sicherlich angebracht, aber ich denke, man muss das auch nicht übertreiben und sich komplett abschotten.
    Was ich jedoch nicht verstehen kann und etwas absurd finde, ist tatsächlich die Aktion eines staatlichen Trägers der Sozialhilfe. Meine beste Freundin bekommt Hartz IV. Frau Merkel erzählt etwas von der Reduzierung sozialer Kontakte und davon, nach Möglichkeit daheim zu bleiben etc. pp. Und was macht das Jobcenter? Organisiert eine Großveranstaltung zu informativen Zwecken und “lädt” dazu ein. Ich habe Einladung immer als etwas definiert, was in einer freiwilligen Reaktion mündet. Der Brief, den sie erst gestern (!) erhielt und als Folge darauf am Montag zu erscheinen hat (ich habe das deshalb erfahren, weil sie fragte, ob ich in der Zeit auf ihre Kinder aufpassen kann, da Schule und KiTa geschlossen sind), beinhaltet eine Textpassage, dass Nichterscheinen mit Abzug von Bezügen geahndet wird. Es sei denn, ein wichtiger Grund würde vorliegen. Erhöhte Ansteckungsgefahr bei Großveranstaltungen gehört offensichtlich für das Jobcenter nicht dazu.

    • ich frage mich, wie lange solche “Einladungen” mit Bestrafung bei nicht-Annahme noch durchzusetzen sind. Aber manche denken offensichtlich nicht über ihre eigene Nasenspitze hinaus.

  • Ich denke, wer mehrmals pro Tag putzt, ist bereits hysterisch, aber wenn er trotzdem weiterhin knutscht und knuddelt, auch inkonsequent bei seinen Schutzmaßnahmen. Die Sylter drehen gerade durch, weil die Insel von “Corona-Feriengästen” überschwemmt wird, eine Menge Leute haben also einfach nichts verstanden und daher denke ich, wird es erst noch richtig schlimm. Es scheint, als gäbe es zwischen Hysterie und Gleichgültigkeit keine Ratio mehr. Am Ende läuft es wohl aufs Einsperren hinaus und dann hat jeder an Nudeln und Klopapier, aber keiner an Verhütungsmittel gedacht 😉

    • Nori, ja, habe mich auch schon gefragt, ob ich bezüglich WCs und Waschbecken überreagiere. Aber wir haben eine große Familie, man ist schnell zu Fuß bei den anderen, dadurch gibt es bei uns nach wie vor verhältnismäßig viel Hin und Her, wir wollen uns nicht völlig gegeneinander abschotten. Fühle mich einfach wohler damit (oder etwas sicherer?), zumindest in dem Bereich die Hygienemaßnahmen zu verstärken. Deshalb hysterisch? Gut möglich!

    • das hat System, dass nicht an Verhütungsmittel gedacht wird, weil sonst erfüllt sich ja die Prognose des Bevölkerungszuwachses zu Weihnachten nicht 😉 Dass es noch schlimmer wird, das steht außer Frage, denn all jene Fälle, die heute bekannt sind, gab es ja (bei einer Inkubationszeit von 2 bis 14 Tagen) schon vor (durchschnittlich) einer Woche. Sprich: Erst in einer Woche wissen wir, wie viele genau jetzt infiziert sind aber noch lustig durch die Gegend laufen und unwissentlich eine Gefahr für andere sind.

  • Bei der vorletzten “normalen” Grippe sind 25.000 Menschen gestorben. Aber nicht in kürzester Zeit. Deshalb ging das Leben weiter.
    Ich nehme an, dass es durch Corona auch so viele Tote geben wird. Durch diese Abschottung wird nur die Dauer verlängert. Dadurch bleiben die Auswirkungen erträglich. Wirtschaft, Verwaltung ……

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