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482 – Die Romantik

31. März 2019

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  • Liebe

Liebe Frauen,

habe ich das ernst gemeint? Wir sollen uns mehr langweilen? In der Beziehung? Und Spiel, Spaß und Spannung ist für’n Hintern?

Nein, das habe ich nicht ernst gemeint. Vor allem habe ich es nicht so gemeint letzte Woche. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass nicht nur die Leidenschaft das Maß all dessen sein sollte, was wir anstreben. Denn die Langeweile hat den einen riesigen Vorteil: Wir haben Zeit.

Was tun?

Wenn wir nicht mehr ständig nach neuen Herausforderungen und Abenteuern suchen müssen, wenn wir nicht mehr darauf angewiesen sind, dass uns was noch nie Dagewesenes einfällt, dass wir den/die Partner*in mit einer Überraschung nach der anderen beglücken und ebenso beglückt werden, dann gibt es plötzlich einen riesigen Raum, den man Langeweile nennen kann, den man aber auch mit Gelegenheit übertiteln könnte. Und zwar die Gelegenheit all das zu tun, was die großen Abenteurer der Beziehungsgeschichte als langweilig bezeichnen würden. Es ist die Gelegenheit zur Romantik.

482 - Die Romantik | Adam spricht

Und nein, ich meine nicht schon wieder die Hollywood-Romantik, welche mit Tausenden von Rosen, welche aus einem Heißluftballon in Herzform hinabregnen gelassen werden, daherkommt. Keine riesige Liebeserklärungen, welche mittels Kleinflugzeug in den Himmel geschrieben werden, keine nächtlichen Entführung nach Hawaii oder Paris oder Venedig, nicht einmal der im Sektglas beim Italiener ums Eck versenkte Ring.

Ich meine die Romantik des Nichtstuns.

Und die tut viel mehr, als man denkt.

Vor allem aber denkt sie viel weniger, als sie fühlt.

Das Tun

Denn ja, einfach nur mal Hand in Hand durch den Supermarkt gehen, statt sich gegenseitig dahin und dorthin zu hetzen, – wir brauchen noch Butter, holst du Saft?, und Bier?, und bringst du mir auch Tampons mit, wo du grad bei den Chips rumstehst? – das macht man doch nicht. Dabei beginnt sie genau da, die Romantik. Im Innehalten. Im Dasein. Im Moment. Mit dem anderen. Egal, was um einen herum alles wuselt und wackelt.

Es ist der eine Moment, der in einem Lächeln besteht, wenn man aneinander vorbei zum Klo geht.

Es ist das Augen Schließen und sich an den anderen anlehnen, wenn man mit dem Lift fährt.

Es ist das sich Anschauen, wenn man sich auszieht, wenn man zu Bett geht, ohne dass man denkt: So, und jetzt wird gefickt. Und auch ohne dass man denkt: Wir sollten auch mal wieder ficken.

Es ist die Entscheidung, Netflix einfach laufen zu lassen und sich die nächste Sendung über die Gartenpflege im Winter auch noch anzuschauen, weil man sich den Sommer herbeiwünscht, in dem man die bis dahin gemeinsam gestaltete Terrasse von innen anschaut, weil es regnet.

Es ist der Moment, an dem man weiß, dass es gut ist, so wie es ist, weil es mit dem anderen ist, auch wenn es alles andere als super toll ist, weil es so alltäglich ist. Und weil es langweilig ist.

Romantik ist, wenn es egal ist, dass es langweilig ist, weil es mit dem Menschen ist, den man liebt.

Und weil es ja auch immer ein wenig um Sex geht: Romantik ist, wenn man den Sex hat, den man haben möchte, weil man weiß, dass der Mensch, den man liebt, ihn mag.

Euer Adam

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