483 – Der Slow Sex
7. April 2019
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- Sex
Liebe Frauen,
mehr und besser, das ist es doch, was wir brauchen.
Mehr und besser arbeiten, mehr und besser verdienen, mehr und besser leben, mehr und besser lieben, mehr und besser ficken.
Und weil es so ist, und weil wir alle so schlecht darin sind, wird uns ständig und überall, mehr und besser gezeigt, wie’s geht.
Die Magazine
Die Frauen- und Männerheftchen strotzen nur so vor Artikeln, die uns anleiten, wie wir unser ganzes Leben mehr und besser machen können. Und vor allem den Sex. Die Top Ten der Sexpositionen, die besten Methoden, ihn zu befriedigen, die sichersten Tricks, sie zum Höhepunkt zu bringen, die grandiosesten Anregungen, mit sich selbst dermaßen zufrieden zu sein, dass es auch alle anderen sein müssen, die schönsten Liebeshotels der Welt, die heißesten Tipps, das eigene Zuhause zur trauten Sexhöhle umzugestalten, der G-Punkt, der K-Punkt, das Y-Komma und das ABZ-Semikolon.
Und das Kamasutra, immer und immer wieder.
Und wenn wir uns an all das halten, dann garantieren alle Magazine und Ratgeber der Welt, dass es aber sowas von ultimativ orgasmisch im Bett abgeht, dass die Wände krachen, damit die Nachbarn auch was davon haben.
Und ich garantiere Euch: Es wird genauso nicht sein.
Das Paradoxon der Sexratgeber
Denn wäre es so und würden all diese Tipps und Tricks uns alle zu glücklichen und zufriedenen Liebhabern machen, bräuchten wir die ganzen Tipps und Tricks ja nicht mehr. Tatsächlich aber gibt es immer mehr und mehr davon, was also nur ein Anzeichen dafür sein kann, dass die ganzen Tipps und Tricks genau das tun: Uns zu immer weniger glücklichen und zufriedenen Liebhabern. Und ich traue mich zu sagen, dass das absolut gar nichts mit dem zu tun hat, was wir tun, sondern nur, was wir glauben tun zu müssen, weil es uns so gesagt wird.
Doch gottseidank naht die Rettung vor dem Ratschlägerwahn in Form des Slow Sex.
Die Gegeninitiative
Auf einmal lesen wir das genaue Gegenteil von dem, was bisher Sache zu sein hatte. Wir sollen uns Zeit nehmen. Wir sollen aufeinander achten. Wir sollen auf uns selbst achten. Und wir sollen uns Zeit nehmen. Habe ich das schon gesagt? Egal, denn darum geht’s, dass wir uns Zeit nehmen. Sehr viel Zeit.
Und das ist auch richtig so.
Habe ich nicht erst letzte Woche geschrieben, dass es um was anderes auch noch gehen können sollte, als nur das Rumgeficke? Eben. Und dass man sich dafür Zeit nehmen kann, ist auch nichts Neues, habe ich auch schon mal erwähnt. Oder mehrmals. Zum Beispiel dann, wenn es draußen einfach zu kalt ist, um heiße Nächte am Strand zu verbringen (Der Wintersex).
Also, liebe Frauen, bremst Eure Männer ein und sagt ihnen, was Trend ist. Weg mit dem Druck, immer besser sein zu müssen, immer mehr haben zu müssen, ruhig, Brauner, ruhig.
Und wehe, Ihr werdet dann auf einmal doch übermannt und Ihr legt los. Wehe, wehe, das wäre schlimm, auf einmal die ganze Langsamkeit über Bord zu schmeißen, weil Ihr Euch nicht mehr halten könnt. Was würdet Ihr da nur anstellen? All Euren teuer über Bord geschmissenen Druck wieder reinholen? Halt, Stopp, Verbot. Das dürft Ihr nicht, kein Druck, hört Ihr, Schluss damit, aus und vorbei. Lasst. Euch. Zeit. Jetzt. Sofort.
Aber lasst Euch nur nicht unter Druck setzen, dass Ihr keinen Druck haben dürft, alles easy. Und slow. Vor allem slow. Slooooooooooooowwwwwwwww.
Und dann wundert man sich, wenn sich wieder nur zwei unzufriedene Menschen gegenübersitzen, aber alles befolgen, was ihnen die Magazine sagen.
Euer Adam
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