340 – Die Bescheidenheit
11. Juli 2016
6 Kommentare
- Männer
Liebe Frauen,
könnt Ihr Euch an die Werbung erinnern: Mein Haus, mein Auto, meine Yacht?
Zwei Männer sitzen sich gegenüber. Der erste legt nacheinander drei Fotos auf den Tisch und sagt dazu: „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht.“ Auf den Fotos sind ein schönes Haus, ein schönes Auto und eine schöne Yacht zu sehen. Darauf legt der andere Mann ebenfalls drei Fotos auf den Tisch, ebenfalls mit den Worten: „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht.“ Zu sehen ist ein größeres Haus, ein größeres Auto, eine größere Yacht. Keine Ahnung, wofür die Werbung war, Geldanlagen oder so. Neunziger halt, da durfte man noch Angeber sein.
Denn eben, heute würde man sagen: Angeber. Die Zeit der Yuppies, die mit dem Arm, an dem die goldene Rolex prangt, lässig über die Tür des brandneuen Ferrari vor der Edelboutique parken und auf ihre getunte Geliebte warten, sind vorbei. Gottseidank. Das heißt allerdings nicht, dass Männer heutzutage nicht mehr reich sein sollten. Ganz sicher nicht.Als Mann arm zu sein, das ist nach wie vor ein massives Problem. Ja, eh, nicht für alle Frauen, nein, ich rede so vom Durchschnitt. Und ich rede auch nicht unbedingt vom ewig großen Reichtum, aber mal ganz ehrlich, auch wenn die Frau in der Zwischenzeit in der Lage ist, ihr Essen selber zu zahlen und auch den Drink, so ist die allgemeine Erwartung doch immer noch, dass der Mann einlädt. Einen ausgibt. Großzügig ist. Sonst wird er schief angeschaut. Oder? Date? Kerzenlicht, Hummer, Champagner, Mousse au Chocolat, getrennte Rechnung? Irgendwie nein. Und wenn wer für beide aufkommt, dann doch in 99% der Fälle der Mann. Aber: Er sollte auf keinen Fall angeben damit, dass er es sich leisten kann. Er sollte auf keinen Fall damit prahlen, dass er sehr sehr sehr viel verdient. Er sollte unter keinen Umständen ein Angeber sein. Bescheidenheit ist, was zieht. Wobei man eines nicht vergessen darf: Bescheiden sein kann man nur, wenn es etwas gibt, was man verschweigen kann, um bescheiden zu sein. Die finanzielle Lebenssituation zum Beispiel.
Ich sage ja nichts Neues, wenn ich darauf hinweise, dass der hippe Mann von heute gerne mal mit Vollbart rumlaufen kann. Etwas, das vor nicht allzu langer Zeit noch den Hippies vorbehalten war. Und den Sandlern. Und die Brille sieht genau so aus, wie vor zwanzig Jahren das Kassengestell. Aber die Brille ist vom Luxusdesigner und der Bart vom Barbier des Vertrauens getrimmt. Und entweder steckt der Bartträger im Maßanzug oder aber im Flanellkarohemd von Dolce und Gabbana.
Der Mann von heute muss gütig sein. Generös. Lässig.
Aber wenn er dann da steht, der bescheidene Mann aus guter Gesellschaft, dann gibt es kein schnell-noch-ein-Sofa-zum-Drauffallen-lassen-Zurechtrücken mehr, da stürzen sich die Frauen gleich reihenweise in metaphorische Ohnmacht aufgrund ihrer Verzücktheit, hach.
Und weil wir Männer das wissen, sind wir bescheiden, was das Zeug hält. Wir kaufen nur mehr im secondhand-Laden und nennen es Vintage. Wir fahren in Omis Auto und lassen nebenher fallen, dass der Wagen aber aus erster Hand ist. Und wie ihn damals Opi gekauft hat, abgespart vom täglichen Brot, und wie stolz dass er war und wie hingerissen Omi und wie schnell dies zur Zeugung des Nachwuchses geführt hat, also zu eigenen Mama, hurra, ja, da, auf dieser Rückbank, das ist noch der Oroginallederbezug, jaja, und da sieht man noch die Sper …, genau. Und wir suhlen uns in unserer Bescheidenheit. Wir machen wahre Wettkämpfe der Bescheidenheit. Wir wollen alle der bescheidenste Mann der Welt sein, niemand reicht an unsere Bescheidenheit heran. Bescheiden as can be, das hat die Welt noch nicht gesehen. Wir sind so bescheiden, keine Frau wird sich uns noch zur Wehr setzen können.
Ja.
Nur dass Ihr Bescheid wisst, wie das ist, wenn ein Mann sich in Bescheidenheit übt.
Und was dann doch dahintersteckt.
Mein Haus, mein Auto, meine Yacht. Meine Frau.
Euer Adam
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Generös im Sinne von “ich lade dich zu einem Bierchen im örtlichen Biergarten ein” oder “…zu einer Pizza in der Pizzeria um die Ecke?” Doch, wird gerne mal akzeptiert. Ich glaube, es ist eine Frage der Wortwahl. Der, der einlädt, zahlt, oder? Ansonsten kann man das auch vorher klären.
Ist es echte Bescheidenheit, dann okay, ist doch kein Negativmerkmal. Aber ist es absichtlich aufgesetzte, die man fast schon riechen und als falsch entlarven kann, dann ist sie ebenso schlimm wie das Geprotze “mein Haus, mein Auto, meine Yacht” (und meine stets frisch renovierte Frau).
Aber hast du nicht etwas übersehen, was es tatsächlich in der heutigen emanzipierten Zeit noch gibt (man glaubt es kaum)? Es gibt noch immer Männer, denen es hochgradig peinlich ist, wenn eine Frau den Geldbeutel zückt. Doch doch, es gibt noch reichlich ewig gestrige.
Und wie definierst du armer Mann? Viele, muss ich leider zugeben, meiner Geschlechtsgenossinnen sind berechnend. Sehr viele sind es aber nicht. Die stören sich nicht daran, wenn es nur zur Pizzabude um die Ecke langt, und zwar ohne Prickelwasser und Hummer usw. Die Geste an sich ist es, die zählt! Mancher Mann könnte die Sache ruhig etwas souveräner angehen und sagen “wir müssen uns die Zeche teilen” oder Ähnliches. Wenn sich das Objekt der Begierde dann angewidert abdreht, tut das zwar im Moment weh, aber dann war sie eh die falsche.
ja, der gedanke, einfach mal die Teilung der Rechnung anbieten, und wenn sie nicht drauf eingeht, war sie die falsche, ist mir auch gekommen, aber dann höre ich wieder: also wenn der gleich beim ersten date Rechnung teilen möchte … nein, dafür muss ich ihn doch mal kennenlernen. Tja.
Und auf der anderen Seite gibt es auch jene Männer, die sich ärgern, wenn sie die Rechnung zahlen (egal ob Döner oder nur ein Bier oder das 5 Gänge Menü), und dann doch nicht rangelassen werden (ja, Sex). Warum legen die sich dann so ins Zeug. Deren Argument, nicht meines.
Ich finde es schade, dass das nach wie vor ein so unentspanntes Thema ist, und wie es scheint von zwei Seiten, denn es ist natürlich richtig, dass viele Männer das peinlich finden, sich einladen zu lassen. Und mit “arm” habe ich tatsächlich an Menschen gedacht, die von der Mindestsicherung (Hartz 4) leben müssen, und es sogar bei 2 Pizzen statt einer schon eng wird. Ich höre sehr oft, dass es denen sehr schwer fällt, mit Frauen in Kontakt zu kommen, weil genau das im Weg steht. Selbst wenn es nur in ihren Köpfen ist.
Lieber Adam,
die Schwierigkeit von Männern, die Hartz IV beziehen, mit Frauen in Kontakt zu kommen, ist teilweise nicht nur in deren Köpfen ein Problem, sondern noch immer ein gesellschaftliches. Nach wie vor werden an Männer deutlich eher als an Frauen durch die Gesellschaft andere Maßstäbe angelegt.
Noch immer hat ein Mann dahingehend erfolgreich zu sein, dass er doch bitte ein gewisses “Mindesteinkommen” als Zeichen seines Erfolges (sprich einen Job, der insofern einen angenehmen Lebensstandard garantiert, dass man halbwegs gemütlich durch den Monat kommen und evtl. noch etwas zurücklegen kann) vorzuweisen hat und zwar dahingehend, dass eben nicht jeder Cent umgedreht werden muss.
In großen Teilen der Bevölkerung wird ein Mann, der Hartz IV bezieht, leider noch immer als Verlierer abgestempelt, ähnlich einem Stigma. Gleichgültig und oberflächlich wird aber nie hinterfragt, wieso es dazu gekommen ist. Das kann mannigfaltige Gründe haben.
Es ist ein Teufelskreis, denn bei etlichen Männern widerspricht es auch irgendwie ihrem Selbstverständnis, ganz abgesehen davon, dass ihr Selbstwertgefühl und insbesondere ihr Selbstbewusstsein einen deutlichen Knacks erfährt. Die Ausstrahlung ist eine vollkommen andere, die Unsicherheit höher, und das spüren die Frauen. Und damit beginnt der nächste Teufelskreis.
Okay, auch für eine Frau ist die H4-Situation absolut kein Zuckerschlecken, ich weiß, wovon ich da rede und wie es ist, wenn man schon eine Woche vor Ultimo Kreuzchen im Kalender macht, das habe ich hinter mir. Aber einer Frau wird das ein ganz klein bisschen (wirklich minimal) eher “verziehen”, weil die gesellschaftliche Erwartungshaltung an eine Frau in Teilen der Bevölkerung doch noch ein wenig anders ist als die an Männer.
Nochmal (gebe natürlich nur meine eigene Meinung wieder, egal, wie verquer die manchem vorkommen mag): wenn entsprechend dieser H4-Definition ein Mann bei einer Frau nur deswegen vor die Wand läuft, dann war sie es ohnehin nicht wert. Auch wenn es schwer fällt und Überwindung kostet, Männer in dieser Einkommenssituation müssen einfach lernen, mit etwas breiterer Brust daherzukommen bzw. soviel Gelassenheit aufzubringen, um einer Frau auch mal zu sagen “Zeche teilen” oder “bitte zahl du.” Aber dafür müssen sie auch an ihrem Selbstbild arbeiten.
ich gebe dir vollkommen recht. Nur: so wie Männer lernen müssen, dass sie ruhig auch mal eine geteilte Rechnung haben wollen oder sich ganz einladen lassen, so müssen halt auch viele Frauen (erst) lernen, dass das vollkommen ok ist. Sprich: Wenn eine Frau das jetzt nicht ok findet und einen Mann, der das so sagt, abblitzen lässt, ja, dann kann ich sie als Mann aufs Schiff schicken, weil sie es nicht wert war. Vielleicht wär sie es aber trotzdem wert, wenn sie die Gelegenheit bekommt, sich damit auseinanderzusetzen und sich, so wie der Mann, mit neu definierten Ansichten gegen gesellschaftliche Normen stellt. Was meistens alles andere als einfach ist. Für alle Beteiligten.
Sehr gut, Susanne,
mit beiden Artikeln bringst du es auf den Punkt. Aber die berechnenden Frauen gibt es immer noch. Bei sehr jungen wahrscheinlich nicht, aber wer heiratet heute noch jung?
Sieh dir die Frauen und Freundinnen der Millionäre an. Z. B. der Fußballer. Meist Model oder Schauspielerinnen. Weil das so tolle Typen sind, die Frauen auf Händen tragen, die Wünsche von den Augen ablesen, super Liebhaber usw. Hat aber nichts mit dem Geld zu tun. Die Damen bei der Formel 1 nennt man jetzt Boxenluder. Wie hießen die früher?
Und wenn eine Frau im Alter einen Partner sucht, worauf achten sie? Meine Frau erzählt mir das. Wenn er Geld hat bleibt man zusammen auch wenn ständig Zoff ist und der Sex wird geduldet.
In der Wohnmobil-Zeitung suchen oft Frauen einen Mann, natürlich mit Womo. Der kann nicht arm sein. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Frau mal etwas dagegen geboten hat. Evtl. Kostenbeteiligung oder Kochen. Eine hat mal geschrieben: Ohne Potenzprobleme. Wenigstens etwas.
Es ist ein Handel: Manche Frauen, denen das wichtig ist, verkaufen sich an reiche Männer. Diese kaufen sich einen Schmuck, um den sie (aus ihrer Sicht zumindest) die anderen Männer beneiden: junge Sexgespielinnen. Aber geht ja auch umgekehrt, siehe Madonna und Konsorten.