409 – Die Pornopaare

Liebe Frauen,

schaut Ihr gerne Porno?

Ich weiß, das habe ich schon ein paar Mal gefragt, deswegen lasst mich die Frage neu formulieren: Schaut Ihr gerne Porno mit jemand anderem? Eurem Mann? Um Euch aufzugeilen? Und ihn?

Allein ins Kino gehen hat gerne mal was von arm, traurig, erbärmlich. Wer geht schon allein ins Kino? Wer alleine ist. Wer so alleine ist, dass er es mit sich alleine allein zu Hause nicht mehr aushält. Damit er wenigstens unter Menschen ist. Allein unter Menschen. Damit er sich einen Film im dunklem Kinosaal anschauen kann, wo niemand sieht, dass der Mensch neben ihm nicht zu ihm gehört, aber jeder das denken könnte. Tut zwar auch niemand, aber allein zuhause sitzend weiß einfach jeder Anwesende, dass man einfach nur allein ist. Traurig traurig.

Stimmt natürlich so nicht, ich weiß, man kann auch alleine ins Kino gehen, weil … Ach ja, richtig, weil man sich einen Film ansehen will, hatte ich fast schon wieder vergessen.

Als es noch Pornokinos gab, da ist man(n) aber wohl eher ziemlich sicher allein hingegangen. Obwohl die Pornokinos gerne damit geworben haben, Paare kämen umsonst rein. Als Paar ins Pornokino? Warum? Um einsamen Männern beim Wichsen zuzuschauen? Ach so, nein, um sich den Film anzuschauen. Und sich aufzugeilen. Und es dann miteinander zu treiben. Im Kino. Huch, da hat man den anderen Besuchern natürlich was voraus, wenn man da zu zweit tun kann, was die sich lediglich am Bildschirm anschauen können. Oder sie schielen rüber. Und haben das doppelte Vergnügen. Ohne Aufpreis. Live und in Farbe. Und Geruch. Ist wohl der Grund, warum Pornokinobetreiber unbedingt Pärchen anlocken wollten. Ob’s geklappt hat? Keine Ahnung. Aber ich kann mir vorstellen, dass der geneigte einsame Mann, der vor der Wahl mehrerer Etablissements sich gerne jenes ausgesucht hat, in dem es zumindest die Möglichkeit eines live-Aktes in der hinteren Reihe gab.

Aber leider leider sterben Pornokinos aus, weil es gibt das Internet und alle Wichsen nur mehr vor youporn und Konsorten.

Und während sich die einsamen Männer halt die Muschis am Bildschirm und die Hand in der Hose geben, hören sie von jenen Paaren, die das gemeinsam tun, zuhaus. Porno schauen zu zweit? Wie geil ist das denn? Nie mehr vor der lieben Angetrauten verstecken, dass man so gerne zuschaut, wenn die dickbusige Blonde vom dickschwänzigen Schwarzen von hinten genommen wird. Weil das die liebe Angetraute auch anmacht. Ja, es macht sie so sehr an, dass nicht meine Hand in der Hose ist, sondern ihre. Und dann ist es auch egal, dass mein Schwanz kleiner ist als seiner und ihr Busen kleiner ist als …

Ich weiß, dass es diese Paare gibt. Und meingott, wenn sie ihren Spaß daran haben, sehe ich nicht, was falsch daran sein könnte. Nachvollziehen aber kann ich es nur bis zu einem gewissen Grad. Nämlich dem, etwas Verbotenes, Ungehöriges zu tun. Zu zweit. So wie es geil machen kann, sich in eine Umkleidekabine zu schleichen und loszulegen. Nicht weil das an sich so toll ist, sondern weil man sowas doch nicht macht. Obwohl man sich genau sowas so gerne ausmalt, wenn man aufgrund eines akuten Partnermangels sowas einfach nicht in die Realität umsetzen kann. Böse Gedanken. Und das ist doch, was man sich als Paar schenken kann: Die plötzliche Realisierung seltsamer Phantasien. Hurra. So wie der pickelige Neumann, sprich Teenager auch das Wichsen noch ganz gerne zelebriert. Weil es plötzlich ein Thema ist. Weil es plötzlich da ist. Weil es geht.

Wie lange aber dieser Reiz, Grenzen zu überschreiten, anhält? Ich weiß es nicht.

Was ich nicht glaube: Dass zusammen Porno schauen etwas damit zu tun hat, dass man sich nicht (mehr) attraktiv genug findet, um ohne äußere Stimulation geil zu werden. Womit es aber möglicherweise zu tun haben könnte, das ist, dass es einem schwerer fällt, sich ausschließlich auf eine reale Person zu beziehen, wenn es um die Geilheit geht. Weil man es verlernt hat. Weil man so überströmt ist von Bildern, die die reale Person gar nicht (mehr) erfüllen kann. Und dann kriegt es was von Kochsendungen Schauen, statt zu kochen.

Wem’s schmeckt.

Euer Adam

• 408 – die Länge, auf die es ankommt
• 410 – Die sexuelle Belästigung