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530 – Das verliebte Hirn

1. März 2020

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  • Liebe

Liebe Frauen,

ach, wie schön wäre das, könnten wir doch wenigstens das eine oder andere Mal unser blödes Hirn abschalten, und einfach nur das tun, was unser Bauch uns sagt: was wir fühlen.

Als Teenager, ja, da konnten wir das noch: Wir sehen einen anderen Menschen, der uns – warum auch immer – ins Auge fällt, und schon sind wir Hals über Kopf unsterblich verliebt, wir müssen diesen anderen Menschen kennenlernen, wir können uns gar nicht vorstellen, nicht mehr ohne diesen Menschen zu sein. Und was, wenn, ach, dieser Mensch ganz einfach nicht interessiert ist? Oder nach einer Woche wieder Schluss macht? Die Welt bricht zusammen, unser Leben ist zu Ende, nichts macht mehr Sinn, hurra.

Ja, hurra, denn ist dieser unerträgliche Schmerz, der nur durch unendliche Liebe verursacht werden kann, nicht das Zeichen, dass wir leben? Dass es wichtig ist, dass wir leben? Unsere Existenz ist gerechtfertigt dadurch, dass wir fühlen. Und je intensiver wir fühlen, desto klarer ist es uns: Dafür lohnt sich das alles.

Das Hirn

Und dann werden wir alt. Und wir merken, dass das Leben doch noch nicht zu Ende war. Und dass selbst die unglaublichsten Gefühle irgendwann vergehen. Ja, das lernen wir auch, wenn wir uns nicht unglücklich verliebt haben, sondern wenn wir nach 13 Jahren auf einmal dastehen, und uns fehlt da was, was war das doch gleich? Ach ja, die Leidenschaft. Wo ist sie hin?

Die Leidenschaft wurde von unserem Kopf zerstört. Denn es ist unser Kopf, der uns sagt, dass die Erfahrung uns lehrt, dass das alles nicht so tragisch ist. Dass Gefühle zwar heftig daherkommen, aber mit der Zeit auch wieder verfliegen. Und dass sie auch wiederkommen können. Gefühle sind so flatterhaft, die können nicht den Sinn des Lebens ausmachen, neinnein, da gibt es noch so viel anderes. Sagt das Hirn.

Und wir sagen: Ja, hast ja recht.

Und sind irgendwie traurig.

Und denken uns das nächste Mal, da wir uns auf den ersten Blick verlieben: Eh, schlaf mal drüber, so drei Wochen lang, dann schauen wir weiter.

Die Schlagersänger

Derweil singen Schlagersänger weiter über die Leidenschaften der Menschen, die ihnen den Atem rauben, und Helen Fisher (sic!) publiziert, was da wirklich in uns abgeht. Und dass es das Hirn selbst ist, das uns an der Nase herumführt. Wo passiert die Liebe? Im Gehirn. Glückshormone werden ausgeschüttet, damit sich der Mensch zu einem anderen hingezogen fühlt, damit er mit diesem anderen Menschen Fortpflanzung betreibt.

Fad.

Packt also alle ein, ihr Schlager- und andere Sänger, Liebe ist banal, dient halt zum Erhalt der Spezies, das war’s.

Das war’s noch nicht.

Der Mensch

Denn wenn der Mensch eines so richtig gut kann, dann ist es, auf Fakten zu pfeifen.

Ist mir doch egal, was da in meinem Kopf angeht. Ich liebe die Liebe (wer singt das nochmal?), und ich liebe es, wenn sich mir der Magen umdreht, nur weil ich diesen einen und einzigen Menschen seh. Und nein, das hat nichts mit dem Fortbestand der Menschheit zu tun, denn ich kann auch lieben, wenn ich keine Kinder mach, und ich kann alt werden mit diesem Menschen und ihn immer noch lieben, auch wenn ich nicht einmal mehr Kinder machen könnte, und ich kann mich hundert Mal verlieben, und ich kann es genießen, dass ich krank vor Schmerz bin, wenn diese Liebe nicht erwidert wird, und der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst und weil er … Sorry. Der Mensch ist Mensch, weil er die ungemeine Fähigkeit hat, Dinge zu tun, die ihn über sich selbst erheben. Oder mit Anlauf gegen die nächste Wand klatschen lassen. Das machen die anderen Tiere nicht. Die mir weniger Hirn.

Euer Adam

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