538 – Die Liebe und der Sex

Liebe Frauen,

und liebe Menschen jedweden Geschlechts,

wen liebt Ihr?

Und was muss dieser Mensch so an sich haben, damit Ihr ihn lieben könnt?

Die inneren Werte

Ja, wenn wir von Liebe reden, dann reden wir von dem, was den Menschen wirklich ausmacht. Dann ist es verpönt, auf Äußerlichkeiten hinzuweisen. Da dürfen wir nicht sagen: Sie sind einfach so geil aus, er hat den knackigsten Arsch der Welt, und das volle Haar, und die lustigen kleinen Ohrläppchen. Nein. In der Zwischenzeit hat es sich durchgesetzt, mal gleich ganz oben auf die Liste der unabdingbaren Eigenschaften eines Menschen, den man zu lieben bereit sein könnte, Humor steht. Gemeinsam lachen. Gemeinsam über sich selbst lachen. Gemeinsam über andere lachen. Gemeinsam über sich selbst lachen, dass man es so lustig findet, wenn man gemeinsam über andere lachen kann und auf politische Korrektheit kackt. Und sie mag tatsächlich alle schlechten Witze, die er erzählt, und er mag tatsächlich, wie sie grunzend über seine schlechten Witze lacht, und, ach, wenn man den Humor hat, dann kann man sich über so manch andere hinweglachen.

Und Humor ist ja auch ein Zeichen von Intelligenz, oder? Punkt zwei auf der Liste. Weil man jemand ebenbürtigen haben will. Und weil man sich selbst als ganz besonders intelligent wahrnimmt, muss der andere mindestens ebenfalls ein Genie sein. Naja, oder man sagt das halt, obwohl es wieder nur ein alter reicher weißer Mann ist, der sich ein Dummchen abschleppt. Aber ein ganz besonders intelligentes Dummchen, dochdoch. Und es geht um Mut und Stärke auf der einen, um Sensibilität auf der anderen Seite. Es geht darum, dass der andere Mensch offen ist, dass er neugierig ist, dass er weiß, was er will, und tut, was er will, außer man selbst will es nicht, dann ist es seine Bescheidenheit, das ist schön, nie versucht er, mich zu etwas zu zwingen, was ich nicht will, hurra.

Der Mensch, den man liebt, muss ein guter Mensch sein.

Mit dem man über die ganzen depperten Gutmenschen schimpfen kann.

Gemeinsamkeiten. Die gleiche politische Einstellung. Die gleiche gesellschaftliche Ignoranz. Die gleiche Vorliebe fürs Klettern gehen. Darauf kommt es an.

Ja, das sind die Dinge, die die Liebe braucht.

Die äußeren Werte

Und wenn wir nun all das zusammenfassen, dann fehlt das Körperliche komplett. Weil wir ja den Menschen an sich lieben, nicht?

Offensichtlich nicht.

Heterosexuelle lieben nur die Menschen des anderen Geschlechts. Homosexuelle lieben nur die Menschen des eigenen Geschlechts. Und zu den Bisexuellen sagen sowohl Hetero- wie Homosexuelle: Jetzt entscheidet euch doch endlich, echt.

Offensichtlich ist für die ganz ganz ganz große Mehrheit die absolute Grundvoraussetzung, einen Menschen lieben zu können, die Tatsache, dass er die richtige geschlechtliche Ausstattung hat. Mir ist wurscht, was für ein superer Mensch wer ist, wenn er keine Vagina hat. Ach, hätte doch dieser Mensch nur einen Penis, wie glücklich könnten wir zusammen sein.

Das würde nun eines bedeuten: Liebe und Sex sind entgegen aller ach so weltoffenen Meinungen eben nicht voneinander zu trennen. Oder höchstens in eine Richtung: Sex ohne Liebe geht, Liebe ohne Sex wohl eher nicht. Außer für die Asexuellen. Und was sagen die nicht-Asexuellen dazu? Die sind doch krank, echt.

Was wäre also, wenn Liebe und Sex tatsächlich (in beide Richtungen) nichts miteinander zu tun hätten?

Dann müssten wir uns in jeden Menschen verlieben können. Egal welchen Geschlechts der andere ist. Oder wir.

Das möchte ich sehn.

Euer Adam

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