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539 – Die Vorschusslorbeeren

3. Mai 2020

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  • Liebe
  • Sex

Liebe Frauen,

vor Klischees sind wir alle nicht gefeit. Und auch nicht vor Vorurteilen, die sich aus diesen Klischees ergeben.

Und nein, ich meine nicht nur, dass wir Opfer dieser Vorurteile sind, sondern auch dass wir sie haben.

Und ja, Vorurteile können auch wie Komplimente daherkommen. Sind sie aber nicht. Denn Vorurteile sind deswegen Vorurteile, weil wir urteilen, bevor wir eigentlich etwas haben, worauf wir unser Urteil stützen könnten. So oder so, positiv oder negativ. Komplimente hingegen beziehen sich auf etwas, das da ist. Meistens.

Tut gut

Oh, natürlich freuen wir uns alle, wenn wir mit Komplimenten überschüttet werden. Jeder hört schließlich gern, dass er etwas kann oder ist, was andere gut finden. Und ja, wir freuen uns meistens ebenso über jene Vorurteile, die als Komplimente versteckt daherkommen. Selbst wenn wir eigentlich wissen, dass es nicht so ist. Wir sind da nicht so wählerisch, wir nehmen einfach alles, was wir kriegen können. Denn das tut uns gut.

Es wertet uns auf, wenn jemand den Eindruck hat, wie seien zum Beispiel besonders kompetent. Und das ist auch manchmal wichtig, wenn wir etwa einen Job bekommen wollen. Beim Bewerbungsgespräch weiß der/die Personaler*in in der Regel nicht, ob wir das tatsächlich draufhaben, was man uns zutrauen muss, wenn wir den Job bekommen sollen. Also versuchen wir, den Eindruck zu erwecken, dass wir es können. Deshalb kommen wir nicht in der Jogginghose zum Bewerbungsgespräch. Deshalb waschen wir uns davor. Deshalb haben wir mal einen Blick auf die Website des Unternehmens geworfen, bei dem wir uns bewerben. Und so weiter. Wir tun Dinge, die dazu führen, dass der/die Personaler*in sich denkt: Der weiß Bescheid, die kann’s. Wir schüren Vorurteile. Zu unseren Gunsten.

Anmache

Das funktioniert aber nicht nur im beruflichen Leben so.

Weil sonst würde ich ja wohl nicht drüber schreiben.

Es geht eben auch um nichts anderes, wenn wir wen anderen kennenlernen. Vor allem dann, wenn wir schon recht bald im Zuge dieses Kennenlernens das Gefühl haben, diesen anderen Menschen in dem Sinne näher kennenlernen zu wollen, als dass wir möglichst alsbald mit ihm der geschlechtlichen Vereinigung frönen wollen. Ficken. Und manchmal wollen wir jemanden auch nur deswegen kennenlernen. Auch gut. Und manchmal wollen wir jemand auch kennenlernen, weil wir das Gefühl haben, da könnte sich mehr ergeben im Sinne von: Verlieben, lieben, heiraten, drei Kinder, zusammen alt werden, Doppelgrab, hurra. Variationen möglich. Aber beginnen tut es wie?

Wir bewerben uns. Indem wir den/die andere*n anmachen. Wir versuchen, die richtigen Vorurteile auszulösen. Damit der/die andere denkt: Der weiß Bescheid, die kann’s.

Wenn es also funzt, wenn sich also die Dame auf ein Getränk einladen lässt, wenn sich der Herr auf ein Date auf dem Eisplatz einlässt, obwohl er vor etwa 25 Jahren zum letzten Mal auf Kufen stand, und da hat es ihn hingehaut, auf den Schädel, au, Gehirnerschütterung und den anderen Schlittschuhfahrern auf die Schuhe gekotzt, dann, ja dann ist das nichts anderes, als die Überreichung der berühmten Vorschusslorbeeren. Man wird mit Siegeslorbeeren gekrönt, bevor man überhaupt gezeigt hat, dass man sie verdient. Bevor man überhaupt in den Ring gestiegen ist. Bevor man geschossen hat. Vor dem Schuss.

Und natürlich ist es meine Absicht, hier eine kleine sexuelle Anspielung fallen zu lassen.

Denn ja, auch darum geht es: Kann der elegante Tänzer tatsächlich einlösen, was er versprochen hat, wenn er zum Schuss kommt? Kann der eloquente Rhetoriker seinen Worten Taten folgen lassen?

Oder kackt er ab?

Fehlschuss, Leerschuss, Frühschuss, nasses Schießpulver, Patronen zuhause vergessen?

Und dann sitzt eventuell der mit Vorschusslorbeeren gekrönte Mann da und denkt sich: Fuck, hätte ich mal den Mund nicht so voll genommen.

Na gut, das denkt sich auch die Frau unter Umständen. Und ja, auch das war eine sexuelle Anspielung, und ja, auf eine sexuelle Praktik.

Euer Adam

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