342 – Die Männer-sterben-oder-auch-nicht-Notfall-Checklist
25. Juli 2016
14 Kommentare
- Körper
- Männer
Liebe Frauen,
ich weiß ja, wie sehr Ihr Euch darüber lustig macht, dass Männer beim kleinsten Kratzer ob des immensen Blutverlusts in Ohnmacht fallen und bei der leichtesten Verkühlung schwerstleidend dahinsiechen.
Und ich habe mich auch selber schon mal darüber lustig gemacht. Mehr als einmal. Zum Beispiel hier: Das Leiden.
Ja, es würde mich nicht wundern, wenn der berühmte Männerschnupfen schon Einzug in den allerheiligsten Duden gefunden hätte.
Und dabei geht doch leider eines verloren: Ja, wir Männer leiden gerne und ausgiebig und immer wieder. Aber das tun wir durchaus auch dann, wenn es uns wirklich dreckig geht. Nur dass genau das unter Umständen verloren geht, wenn Ihr Frauen mal wieder annehmt, dass es eh nix ist. Jaja, leide nur, du Mann, du, tu dir selber leid, mir nämlich nicht. Und was ist, wenn es wirklich weh tut? Wenn wir uns wirklich nicht mehr erheben können von der Bettstatt, welche unser Totenlager zu werden droht? Weil Ihr kichernd uns einen ganz ekelhaften Tee ans Bett bringt? Statt zu handeln?
Eine kluge Frau könnte nun natürlich sagen, wir Männer könnten doch auch selber handeln. Tun wir doch auch sonst immer. Statt zu jammern.
Aber genau da liegt das Problem: Wir Männer gehen unserer Handlungsfähigkeit verlustig, wenn wir leiden. Außer wir sind Filmhelden. Aber das sind wir nur äußerst selten. Und damit einher geht der Verlust der Ausdrucksmöglichkeit. Wir können nicht sagen, wie schlecht es uns geht. Da könnt Ihr uns noch so sehr nerven, es geht einfach nicht. Im Gegenteil, je mehr Ihr uns nervt, desto weniger sind wir dazu imstande, unseren Gemütszustand in Worte zu fassen. Oder gar in Zahlen, wie irgendein lustiger Querdenker sich mal ertüftelt hat.
Aber ich bin mir durchaus der verzwickten Lage, in der wir damit Euch, unsere angetrauten und stets fürsorglich um uns bemühten Lebensmenschen, versetzen. Da Ihr ja nicht wisst, ob ein Tee reicht, oder sogar nur ein wenig Mitleid ohne Tee, oder doch der Notarzt von Nöten ist. Und deswegen möchte ich Euch hiermit eine Checklist ans Herz legen. Und diese ist bitte wirklich ernsthaft anzuwenden, sonst funktioniert sie nicht. Und bitte auch in der angegebenen Reihenfolge, nämlich von ganz schlimm bis harmlos. Wenn Ihr also nicht weiterwisst, wie mit uns zu verfahren ist, stellt die folgenden Fragen. Ihr werdet nur sehr knappe Antworten erhalten, also seid aufmerksam. Erlaubt ist das einmalige Nachfragen: War das ein Ja oder ein Nein? Bei nicht eindeutiger Antwort die nächste Frage in Angriff nehmen. Bleibt auch da die Antwort schwammig, könnte ein verstecktes Ja zur Frage davor zugrunde liegen. Was Ihr nicht zu erwarten habt, das sind ausgeklüngelte Reden zu unserem Zustand oder als Antwort auf die Fragen. Grunzen tun wir. Mit letzter Kraft. Dagegen ist nichts zu machen. Eindeutiges Ja ist bereits ein Nicken, eindeutiges Nein ein Kopfschütteln. Los geht’s.
1. Soll ich die Rettung rufen?
2. Soll ich den Notarzt rufen?
3. Soll ich beim Arzt anrufen, ob du gleich vorbeikommen kannst?
4. Soll ich dir etwas aus der Apotheke besorgen? (Nicht fragen, was, sondern Vorschläge machen.)
5. Soll ich dir ein Medikament rausgeben? (Nicht fragen, welches, sondern Vorschläge machen.)
6. Soll ich dir einen Tee machen/Wärmeflasche bereiten/Bett herrichten?
7. Soll ich dich bei der Arbeit krank melden?
8. Soll ich dich in Ruhe lassen?
9. Soll ich dir den Fernseher aufdrehen und Kekse bereitstellen?
10. Soll ich dir einen blasen? Oder
11. Soll ich deine Mama benachrichtigen, dass sie vorbeikommt? (Ja, wenn wir hier angekommen sind, ist ein wenig Verarsche wieder angebracht.)
Und bitte verschont uns mit irgendwelchen Ursachenforschungen, welche in dem Moment sicherlich nicht dazu beitragen, den Zustand zu verbessern. Denn diese empfinden wir immer immer immer als Vorwürfe. Vor allem wenn sie in etwa so formuliert sind: „Du hättest halt nicht dieses oder jenes tun sollen.“ „Du achtest ja auch nie auf das, was dein Körper dir sagt.“ „Das ist ja nicht das erste Mal, dass dir das passiert.“
Ich hoffe, ich kann hiermit ein wenig zur verbesserten Kommunikation zwischen Mann und Frau unter erschwerten Bedingungen beitragen.
Euer Adam
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Lieber Adam,
so wenig einfühlsam gehen wir mit Euch und Euren Leider aber auch nicht um, indem wir sie zumeist eher negieren oder nicht erst genug nehmen. Und die meisten von uns sind sicher zur Differenzierung fähig, ob es sich “nur” um einen leichten Schnupfen handelt oder um etwas Ernsthafteres, obwohl Ihr diesbezüglich recht mundfaul seid.
Meiner liegt derzeit in den letzten Zügen einer widerlichen Sommererkältung, die ihn echt geschlaucht hat. Aber es geht aufwärts und er bekommt wieder Appetit. Heute äußerte er den Wunsch nach Milchreis, also kocht sein Frauchen wunschgemäß genau diesen. Bin ja froh, dass er wieder Lust auf Nahrung hat.
Interessant ist allerdings Dein Vorschlag Nummer 10. Zweck? Macht auch den maladesten Mann wieder munter oder eher als ein letztes farewell?
Nummer 10 bedeutet: wenn er dazu nein sagt, dann ist er wirklich schwer krank 😉
Ich weiß nicht, ob alle Frauen so genau differenzieren können, wie du das sagst. Zumindest ist diese Checklist auf Wunsch von Frauen entstanden. Um endlich hinter die krankheitsbedingte Maulfaulheit der Männer zu kommen.
Ich denke schon, dass viele Frauen (sicher nicht alle, genau wie du schreibst) doch unterscheiden können, ob die Leiden ernster zu nehmen sind. Oftmals kann man viel an den Bewegungen, der Körperhaltung und insbesondere den Augen erkennen. Aber bei Rotz und Wasser plus fiebrigen Augen und einer Stimme wie ein Rabe war das bei Stephan letzte Woche auch so nicht besonders schwierig zu erkennen.
Ich gebe selbstverständlich zu, dass Deine Checkliste durchaus hilfreich ist, hat man so ein maulfaules Exemplar Mann, dem seine sprachlichen Fähigkeiten abhanden kommen (und Frau ist zur Detektivarbeit gezwungen), soll er Auskunft bezüglich seines Gesundheits-/Gemütszustandes geben.
Nett, dass Du mich genauer zu Nummer 10 informierst, so bierernst hatte ich die Frage nicht gemeint, aber offenbar selten dämlich ausgedrückt. Männliche Abwehrhaltung ist da doch verhältnismäßig selten.
Zusammengefasst bin ich mal wieder froh, ein auch bei Krankheit sprachwilliges Exemplar Mann zu haben, wenn dann auch deutlich knapper zur Sprache fähig (aber immerhin).
ich glaube, da werden dich viele Frauen um den im Krankheitsfall zwar knapper, aber doch noch zur Sprache fähigen Mann beneiden 😛
Hallo Adam,
ich sehe einfach keinen plausiblen Grund darin, uns beiden das Leben unnötig zu erschweren und Missverständnisse zu provozieren, wenn denn vermeidbar. Warum soll ich meine Frau zwingen, mühsam zu eruieren, was etwaiges Grunzen ausdrücken soll, sieche ich vor mich hin? Also bemühe ich mich, habe ich Anlass zu leiden, wenigstens einen ganz kurzen, aber verständlichen Satz von mir zu geben. Andererseits: am Donnerstag hat sie mir mitfühlend den Kopf getätschelt und erklärt, ich hätte etwas von “Matheflaschen” fantasiert.
siehst du, selbst du bist nicht immer in der Lage, dich in verständlichen Sätzen auszudrücken 😉 Oder aber ich erstelle noch eine weitere Liste, nämlich in welcher Art und Weise Wörter wie “Matheflaschen” im Krankheitsfalle zu interpretieren sind …
Den kurzen und knappen, aber verständlichen Satz hatte er zwei Tage vorher herausgepresst. Und die Matheflaschen waren leicht zu interpretieren: bring mal lieber Paracetamol gegen Kopf- und Gliederschmerzen (und wirkt gleichzeitig als Antipyretikum), kalte Wadenwickel wären auch nicht schlecht und ein Schluck Hühnersüppchen käme später am Tag gut, wenn ich wieder bei Verstand bin.
ich glaube, es liegt nicht daran, dass dein Mann sich auch in Leidenssituationen noch ausdrücken kann, sondern an deinen Interpretationsfähigkeiten wie auch immer zum Ausdruck gebrachten Wünsche, die die Kommunikation zwischen euch beiden auch im Krankheitsfall ermöglicht
Entweder ist das Leiden der Männer wieder ein Klischee oder ich bin die Ausnahme. Ich frage den Zahnarzt, ob es auch ohne Betäubung machbar ist. Ich hatte mir eine Kopfwunde nähen lassen ohne Narkose. Ich hatte mir mit dem Hammer Überbeine in den Handgelenken zertrümmert. Das gab Schweißausbrüche.
Vielleicht sind ja Erkältungen schlimmer. Davon habe ich keine Ahnung.
„Männer fragen nicht nach dem Weg“ trifft auch nicht auf mich zu.
Dann gehörst Du wohl zu den ganz harten Hunden. Wenn mein Mann mehrere Tage über 39 °C Temperatur hat, irgendwann im Fieberwahn nur noch wirres Zeug krächzt und er infolgedessen nicht einmal halbwegs bei Sinnen ist, ich ihn ständig umziehe, damit er nicht in seinen durchgeschwitzten Sachen im Bett liegt, dann nehme ich das ernst und tue, was ich kann, um ein klein wenig Linderung zu verschaffen.
Allerdings mag ich bei einem Tröpfchen aus der Nase wiederum auch keinem sterbenden Schwan begegnen.
Sich eine Kopfwunde ohne örtliche Betäubung nähen zu lassen, halte ich für absolut unsinnig und insbesondere unnötig. Kommt zwar auf die Größe der Wunde an, aber da muss man meiner Meinung nach wirklich nicht den starken Mann geben.
Hallo Susanne,
wenn dein Mann so eine starke Erkältung mit Fiber hat, dann ist er ja nicht wehleidig, dann ist er wirklich krank. Ich glaube, dass Adam solche wirklichen Krankheiten nicht geemeint hat.
Die Kopfwunde war nicht besonders groß, aber die Betäubungsspritze hätte auch weh getan. Wenn es geht vermeide ich Schmerzmittel.
Wie du sagst, eine Abwägung. Das Medikament gegen die Überbeine hätte alle Innereien angegriffen. Das war mir zu gefährlich in meiner Jugend.
Wie gesagt: sterbender Schwan bei leichtem Schnupfen muss echt nicht sein. Aber ich hatte mal einen Freund, der bei etwas verstopfter Nase schon vor die Hunde ging.
Zur Ehrenrettung aller Männer (ob Klischee oder nicht) sei gesagt, auch Frauen können das. Ich erinnere mich an eine Tante. Kommt ja vor, dass man sich beim Kochen schon mal in einen Finger hackt. Wenn ihr das mal passiert ist, wurde stets schon daraus ein Riesendrama, sie schrie das ganze Haus zusammen und hätte am liebsten den Notarzt samt Beatmung und Defibrillator gerufen.
Zahnarzt? Da kannst du mich wehleidig nennen. Bei allem, was über die halbjährliche Zahnreinigung hinausgeht, schiele ich immer danach, ob eine Betäubungsspritze bereit liegt. Da nehme ich lieber das etwas unangenehme Stechen in Kauf. Bei dem Thema bin ich der größte Feigling unter der Sonne. Wäre die regelmäßige Kontrolle nicht absolut notwendig, um Schlimmeres zu vermeiden, würde mich ein Zahnarzt vermutlich niemals sehen.
ach, ab und zu darf man auch mal so richtig unbegründet wehleidig sein. und sich umsorgen lassen inklusive 😉
natürlich ist das Leiden der Männer ein Klischee. Aber ich sage ganz gern, dass an den meisten Klischees ja dann doch was dran ist. Und wenn ich dadurch, dass ich ein Klischee darstelle, Diskussionen auslöse, weil sie eben nicht alle davon beschrieben sehen, ist es mir natürlich auch sehr recht 😉