466 – Die erlernte Liebe

Liebe Frauen,

es reicht nicht, dass Männer lernen, zu ihren Gefühlen zu finden. Und dazu zu stehen. Das müssen Frauen auch. Beide müssen lernen, wie sie damit umzugehen haben.

Das große Gefühl

Die Liebe ist etwas Magisches. Man kann sie sich nicht wirklich erklären. Natürlich gibt es viele Wissenschaftler, die es trotzdem versuchen und mit Hormonen und Bindungstheorien und so um sich schmeißen. Und andere stellen die Liebe auf eine Stufe mit dem Göttlichen. Denn von wem sollte sie auch sonst kommen, wenn nicht von ganz oben? Und wenn sie von dort kommt, dann dürfen wir niederen Menschen da nicht rumpfuschen. Und was von Gott zusammengeführt, das darf der Mensch nicht scheiden.

Und wir Menschen stehen da, die Kinnlade am Boden ob unserer Überwältigung, wenn wir uns verliebt haben. Und wenn wir lieben. Und wenn wir geliebt werden. Und wir verstehen es immer noch nicht. Vor allem, wenn wir uns in jemanden verlieben, der uns nicht zurückliebt. Denn dann tut es auch noch weh. Oder wenn wir uns in jemanden verlieben, von dem wir wissen, dass wir ihn besser nicht lieben sollten. Denn dann tun wir uns selber weh.

Doch dieses große Gefühl ist da und hat uns vollkommen in der Hand.

Und wir sagen uns: Gut so, Liebe ist menschlich, Liebe muss sein, schmeißen wir uns rein mit Haut und Haar und Seele und Penis und Vagina.

Und dann wundern wir uns, wenn’s nichts wird.

Die Schulbank Leben

Wir Menschen sind Lebewesen, die die unglaubliche Fähigkeit haben, zu lernen. Ohne das wären wir nicht da, wo wir sind. Gut, würden wir uns vielleicht auch nicht die eigene Erde kaputtmachen. Aber nur weil wir lernen können, heißt das noch lange nicht, dass wir alles gelernt haben. Oder alles verstehen, was wir lernen sollten. Wie wir zum Beispiel mit dem eigenen Lebensraum umgehen sollten. Oder mit dem eigenen Leben. Oder der Liebe.

Schon als Kind sehnen wir uns nach Liebe. Und wir erfahren sie im besten Fall durch unsere Eltern. Wie wir sie erfahren, oder eben auch ob wir sie erfahren, lehrt uns, wie wir auch in späteren Jahren nach Liebe suchen. Wie wir denken, dass dieses unbändige Bedürfnis am besten gestillt werden kann. Nicht immer ist das, was wir als Kind lernen, das, was uns als Erwachsener am weitesten bringt. Und manches ist als Kind ok, als Erwachsener nicht mehr.

Aber wir können auch als Erwachsener lernen. Erwachsenenbildung nennt man das. Und man höre und staune, wir können nicht nur aus den Fehlern lernen. Aber wir können nur dann lernen, wenn wir lernen wollen. Wenn wir uns mit dem auseinandersetzen, was wir so tun. Warum wir so tun. Warum wir vielleicht nicht so tun sollten. Wie wir anders tun können. Und dass auch etwas einmal Erlerntes nicht für die Ewigkeit bestimmt ist.

Gilt für das Leben. Gilt für die Liebe.

Die Liebe ist ein großes Gefühl, und das ist gut so, denn sonst wäre es nicht so spannend, es zu fühlen. Doch wenn wir die Liebe erhalten wollen, dann müssen wir schon etwas genauer wissen, was es bedeutet zu lieben und geliebt zu werden.

Und ja, es beginnt damit, dass Männer sich endlich mal zu ihren großen und auch kleinen Gefühlen bekennen, statt immer nur auf eiskalten Macho zu machen.

Und es endet damit, dass wir alle über diese großen und unaussprechlichen und unbegreiflichen und gar nicht in Worte zu fassenden Gefühle reden.

Euer Adam

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