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553 – Die Sexsucht

9. August 2020

2 Kommentare

  • Sex

Liebe Frauen,

was haben Kanye West, Michael Douglas, Charlie Sheen, Tiger Woods, Lindsay Lohan, Megan Fox, James Blunt, Arnold Schwarzenegger und Bushido gemeinsam?

Sie sind (oder waren) sexsüchtig? – Nein.

Sie haben es behauptet. – Ja.

Nicht jeder, der sagt, er sei sexsüchtig, ist es auch.

Was nicht bedeutet, dass es das nicht gibt.

Die Ausrede

Promis sind angeblich auch nur Menschen. Weswegen Promis, die in einer Beziehung sind, auch mal außerhalb dieser Beziehung Sex haben. Sie gehen fremd. Sie haben eine Affäre. Wie auch immer man es nennen mag, sie tun’s. Und weil sie ja offensichtlich auch nur Menschen sind, versuchen sie, sich rauszureden. Im Gegensatz zu manch anderen Menschen aber ist es für einen Promi-Menschen nicht immer so einfach sich rauszureden, weil möglicherweise würden sie dabei in Bild und Ton festgehalten, wie sie wem die Zunge in den Hals gesteckt, die Hand auf den Arsch gelegt oder die Geschlechtsteile ineinandergleiten haben lassen. Blöd. Was macht man da?

Man gibt trotzdem nicht zu, dass man einfach nur einen Riesenscheiß gebaut hat. Dann war man halt krank. Ja, man weiß doch, wie das so ist bei den Stars dieser Welt, die nehmen Drogen und saufen sich die Birne dicht, alle Süchtler vor dem Herrn, und wenn wir eins wissen, dann ist es, dass ein süchtiger Promi immer einen guten Grund für diese Sucht hat, nämlich dass er es schwer hatte als Kind, dass er es schwer hatte als Star, dass er mit dem Ruhm nicht klarkam, dass er mit der Depression nicht klarkam, dass es alle anderen auch getan haben. Und dann geht er in eine Rehab, in der er neben den anderen süchtigen gefallenen Sternschnuppen am Pool liegt und alles ist gut. Und Verantwortung muss er nicht übernehmen. Na das lässt sich doch sehr gut auf Sex übertragen. Und Verantwortung muss er nicht übernehmen. Denn darum geht’s.

Die Sexsucht ist also eine durchaus willkommene Ausrede fürs Rumficken.

Und Sexsucht ist zudem eine Sucht, die mit viel Prestige verbunden ist: Sie zeigt schließlich, wie potent ich bin, wie männlich, wenn ich ein Mann bin, wie frei und ungebunden und emanzipiert, wenn ich eine Frau bin. Sexsucht, ja, doch, das ist etwas, damit kann man durchaus auch mal angeben. Machen sie ja auch immer mal wieder, die Stars. Und die angeblichen. Ich denke da an Nico Schwanz.

Die Sucht

Aber Sexsucht ist tatsächlich eine Sucht. Und damit eine Krankheit. Und vielleicht haben ja die einen oder anderen der aufgezählten Menschen wirklich unter Sexsucht gelitten. Aber das Wort „gelitten“ ist dabei ausschlaggebend.

Von einer Sucht reden wir dann, wenn es nicht mehr zu kontrollieren ist. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass andere Lebensbereiche vernachlässigt werden. Wenn die Arbeit nicht mehr ordentlich gemacht wird, wenn die Familie zu kurz kommt, wenn sich also alles nur mehr um das dreht, wonach man süchtig ist.

In vielen Fällen hat das finanzielle Konsequenzen, denn die meisten Süchte sind teuer. Aber das ist einem dann bis zu einem gewissen Grad egal. Weil man das braucht. Weil wenn man das nicht hat, dann fühlt man sich schlecht, scheiße, krank. Bei vielen der sogenannten substanzgebundenen Süchten, also die klassischen Drogen, gibt es einen massiven körperlichen Entzug mit Fieber und Schüttelfrost und was nicht noch alles. Bei Verhaltenssüchten, wenn man also nach einem bestimmten Verhalten süchtig ist, ist die Reaktion auf den Entzug oft nicht minder schlimm. Nervosität, Zittern, Aggression usw. Es geht nicht mehr ohne. Und es muss immer mehr werden.

Der Spielsüchtige muss spielen. Da geht es nicht ums Vergnügen, es geht nicht ums Gewinnen, der weiß längst, dass er nur verlieren kann. Auch wenn er das sich selbst gegenüber nicht zugibt. Nicht zugeben kann.

Auch dem Sexsüchtigen geht es nicht mehr um die Lust und deren Befriedigung. Das macht keinen Spaß mehr. Wenn er gerade Sex hat, denkt er dran, wie er zum nächsten Sex kommt. Wenn er dazwischen wichst, wichst er sich den Penis wund. Wenn er Porno schaut, geht das über Stunden und Stunden und Stunden. Wenn sie Schwänze braucht, dann ist es ihr egal, wer dranhängt. Und ob dieser Mensch gesund ist. Sucht ist, wenn man sich und/oder anderen damit schadet. Und es trotzdem macht.

Und wer all das spürt, weil er tatsächlich sexsüchtig ist, der wird eher weniger rumrennen und damit angeben.

Die Therapie

Aber Sexsucht ist – wie jede andere Sucht – therapierbar. Das findet meistens nicht irgendwo an einem Pool statt. Das braucht eine tiefgehende Auseinandersetzung mit sich selbst. Es reicht nicht zu sagen: Ich mach’s nicht mehr. Wenn es so einfach wäre, wär’s keine Sucht.

Und dann kommt man vielleicht drauf, dass es im Grunde nicht um den Sex geht. Oder ums Spielen oder ums Heroin oder sonst etwas.

Es geht um etwas anderes.

Nur sich das zuzugestehen, kann wehtun.

Und die Flucht in die Sucht bietet sich immer als vermeintlich einfache Lösung an.

Euer Adam

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2 Kommentare zu "553 – Die Sexsucht"

  • Hey Adam,

    ich finde deinen Schreibstil großartig und mit dem Thema habe ich mich auch schon oft auseinandergesetzt. Wie in deiner Einleitung beschrieben ist den meisten Menschen gar nicht bewusst, ab wann man das Verlangen nach Sex als Sucht betiteln kann.

    Ich finde den Satz passend: “wenn es nicht mehr zu kontrollieren ist” und/oder andere Bereiche des Lebens vernachlässigt werden. Das bringt es auf den Punkt, wobei ich persönlich ein starkes Verlangen nach guten Koitus erstmal befürworte. Ich werde mich mal weiter durch den Blog lesen.

    Beste Grüße

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