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434 – Der Vaginaneid

29. April 2018

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  • Männer

Liebe Frauen,

wie oft habt Ihr schon gehört, dass alles alles alles, was Euch so umtreibt, einzig und allein auf den berühmt-berüchtigten Penisneid zurückzuführen ist?

Frauen wollen gleichberechtigt sein? Penisneid. Respektvoll behandelt werden? Penisneid. Menschen sein? Penisneid.

Onkel Freud

Da hat mal ein zigarrenkauender Mann – wer sonst? – sich was einfallen lassen, um ganz klar und eindeutig festzulegen, warum Frauen auf ewig dem Mann unterlegen sein werden, und dass sie das auch noch wissen, dass es ihnen zumindest unbewusst klar ist, und dass sie deswegen nach nichts anderem streben, als endlich ihm gleich zu sein, was aber (in dieser Logik) natürlich niemals passieren wird, weil ihnen nämlich kein Zumpferl gewachsen ist und deswegen sind sie den Männern auf immer neidig.

434 - der Vaginaneid | Adam sprichtUnd dann hocken die armen Frauen rum und beschauen sich im Spiegel ihre schwanzlose Mitte und können nicht umhin sich zu denken: Da fehlt doch was.

So ist es doch, oder?, liebe Frauen, genau so und nicht anders.

Andersrum wird dann einfach mal ignoriert. Dabei wurde das Wort Vaginaneid schon Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts erfunden. Und gleich auch noch mit weiteren Klischees um sich geworfen. Denn den Vaginaneid attestierte ein Russe namens Iwanow – eh klar – nicht allen Männern, sondern lediglich schwulen Häftlingen. Ja, können dann die üblichen Heten wieder schreien, muss ja so sein, die Homos wollen ja gepimpert werden, weil die ja eigentlich keine echten Kerle sind, sondern halt nur missglückte Frauen. Aber so ein wahrer Mann, harr harr, so wie ich einer bin, harr harr, nein, der hat sowas nicht nötig, warum sollte der neidig sein auf ein Loch, das zu nichts anderem da ist, als gestopft zu werden, harr harr, und zwar durch mich, dreifach harr harr.

Und schon kriegen die Männer Pickel, wenn sie auch nur dran denken, dass ihnen etwa ein Finger ins Popöchen geschoben werden könnte, iih, schwul.

Der männliche Mann

Ich glaube aber, dass diese ach so offensichtliche Abneigung der werten Männlichkeit gegen alles, was sie in ihrem männlichen Selbstverständnis stören könnte, unter anderem auch eben dem entspringt, dem Vaginaneid nämlich. Denn auch ein Mann möchte nicht immer seinen Mann stehen müssen. Boys don’t cry und Indianer noch viel weniger, das sind Sprüche, die wir getrost im letzten Jahrhundert belassen können. Oder könnten. Denn die Männer wollen diese Haltung partout nicht aufgeben. Weil sie dann nicht mehr wüssten, wer sie sind. So eingehämmert wurde uns Männern das, was wir zu sein haben. Und Überforderung als Mann, das darf nicht sein. Oder nicht einmal das, sondern einfach nur der Wunsch, nicht die ganze Verantwortung alleine auf den Schultern tragen zu müssen, die ganze Welt und Atlas bricht niemals zusammen, nein, legt noch eine weitere Welt obendrauf.

Ich glaube tatsächlich, dass es einen sehr tiefen Wunsch des Mannes nach Gleichberechtigung der Frau gibt, damit er endlich loslassen, damit er die Bürde teilen kann. Mit ebenbürtigen Menschen. Ohne gegen die Geschlechtsgenossen in Konkurrenz treten zu müssen. Entspannen. Und sich dann vielleicht sogar auch einmal zurücklehnen zu dürfen, die anderen machen zu lassen, und zu empfangen, statt immer nur zu geben. Denn das ist es doch, der Vaginaneid: Der Wunsch, nicht penetrieren zu müssen, sondern penetriert zu werden, sich penetrieren zu lassen, sich zu öffnen und sich öffnen zu dürfen, um penetriert werden zu können.

Und seht Ihr, liebe Frauen, den Fehler im System?

Der Vaginaneid geht natürlich davon aus, dass das alles ist, was Frauen so zu tun haben: Nichts.

Und auch der liebste Feminist wird am Ende doch als Chauvi geoutet, der sich vor allem ganz ganz arm vorkommt, weil er als Mann ja die ganze Verantwortung zu tragen hat, im Gegensatz zu Euch, liebe Frauen.

Ach ja, wir haben es nicht leicht, wir bedauernswerten männlichen Würstchen. Eine Runde Mitleid, bittesehr.

Euer Adam

P.S.: Aber dass der werte Mann es grundsätzlich scheiße findet, dass allein die Frau Leben gebärt, das will er auch weiterhin getrost ignorieren dürfen, nicht wahr?

P.P.S.: Dieser Text erschien als Gastbeitrag ebenfalls auf der Seite Im Gegenteil

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