449 – Die gackernden Hühner

Liebe Frauen,

Mädelsabend.

Mehr muss ich ja eigentlich nicht sagen, oder?

Mädelsabend. Prosecco schlürfen, schlüpfrige Witzchen machen, lauthals losgackern.

Oder greife ich da etwa zu tief in die Klischeekiste?

Und natürlich über die Ausstattung der jeweiligen Angetrauten lästern, ist ja klar, das wissen wir Männer nur zu gut. Aber darum geht es (dieses Mal zumindest) nicht.

Der Sexist

Vielmehr geht es darum, warum Ihr, liebe Frauen, selbst dann noch gackert, wenn Euch eigentlich das Gackern längst im Halse stecken geblieben ist. Weil sich mal wieder ein Mann dazu auserkoren hat, Euch zum Gackern zu bringen. Ja, ich berichte über einen tatsächlichen Vorfall. Auch wenn er mir nur zugetragen wurde. Weil: Mädelsabend.

Ein Show-Koch kocht. Und reißt sexistische Witze. Und schmeißt sich an die eine oder andere ran. Und seine Hände liegen nicht mehr immer nur an den Töpfen. Und der Sekt fließt. Und die Frauen lachen. Weil sie den Abend nicht verderben wollen. Indem sie nicht lachen. Indem sie sagen, der Typ soll seine fettigen Finger bei sich lassen. Indem sie eine Sexismusdebatte anfangen. Das gehört sich doch nicht, dann ist der Spaß vorbei, dann lacht niemand mehr. Und der wehrte Koch fühlt sich bemüßigt zu erzählen, wie ungerecht er doch behandelt wurde, als eine es doch mal getan hat, ihn angezeigt hat, ihn, den lustigen Kerl. Weil wenn das so ist, dann kann er doch nicht mehr er selber sein.

Liebe Frauen,

wer bin ich, Euch zu sagen, wie Ihr mit sexistischen Männern umzugehen habt?

Eben.

Aber wenn es wichtiger ist, sich den Spaß nicht verderben zu lassen, obwohl der längst vergangen ist, weil man den anderen den Spaß nicht verderben will, den sie ja offensichtlich haben, sonst würden sie ja nicht so laut lachen, dann lacht man halt mit?

Ich glaube, Ihr erkennt den Denkfehler.

Und ein sexistisches Arschloch mehr auf der Welt fühlt sich bestätigt, dass #metoo eine Idee von irgendwelchen lesbischen, frigiden, feministischen und vor allem humorlosen Hexen ist, die die Männer in ihrer Natur beschneiden und unterdrücken wollen. Und macht fröhlich weiter. Weil auch die nächsten Mädels sich durch den Abend gackern.

Und was bleibt?

Das Gefühl, einen lustigen Abend verbracht zu haben?

Oder doch vielleicht das irgendwie ungute Gefühl, im entscheidenden Moment nicht für sich eingetreten zu sein? Denn es geht nicht darum, die Welt zu verbessern. Es geht darum, sich selbst ein klein wenig besser zu fühlen. Ab und zu.

Und die Arschlöcher Arschlöcher zu nennen.

Sonst wissen die das nicht.

Euer Adam

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