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461 – Das gute alte Fotoalbum

4. November 2018

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  • Körper

Liebe Frauen,

habt Ihr noch Fotoalben von Euch zuhaus?

Und schaut Ihr da auch manchmal rein?

Nein?

Dann tut es. Jetzt.

461 - das gute alte FotoalbumDie schöne alte Zeit

So, zurück vom Albumschauen? Brav. Und was habt Ihr so gesehen? Genau, die gute alte Zeit, die Erinnerungen an die Erstkommunion oder den ersten Schultag, an Urlaube und Familienfeste, an jene Tage, die wir uns im Vorhinein als erinnerungswürdig auserkoren.

Alltag? Raus, interessiert nicht, haben wir ja eh jeden Tag, das wird nicht fotografiert. Ich meine, damals hat ein Foto noch was gekostet. Und man hatte nur 24 Fotos am Film. Da musste man sparsam damit umgehen. Nicht einfach so drauf los klicken, und geht schon.

Und dann hat man eine Woche darauf gewartet, dass die Fotos entwickelt wurden, man musste sie beim Fotografen abholen, hat sie durchgeblättert und … war enttäuscht. Weil dann doch ein paar verwackelte dabei waren. Weil dann doch die Erinnerung etwas bunter war, als die Fotos es zeigten. Egal, kurze Auswahl, die schönsten ins Album geklebt, hurra. Und dann blättern wir Jahrzehnte später darin herum und alle lachen und sind froh.

Denn als geweint wurde und geschimpft, da hat niemand den Fotoapparat gezückt.

Und aus der Vergangenheit wird die schönstmögliche Erinnerung.

Der Fluch des Handys

Was heute nicht mehr so ist.

Heute passiert ein Unfall und rundherum stehen die Leute und knipsen sich die Finger wund, um ja so viel wie möglich Blut drauf zu bekommen, auf die Bilder.

Werden die in ein Album geklebt?

Ich hoffe nicht.

Wenn doch: Macht Euch Sorgen um Eure psychische Gesundheit.

Das meine ich sehr ernst.

Natürlich wird auch heute noch vor allem an den schönen Tagen des Lebens geknipst, was das Zeug hält, doch auf einmal merken wir, dass wir nicht nur Fotos machen können, so viel wir wollen, wir denken auch nicht mehr dran, sie in ein Album zu kleben, das doch am Ende nur wir selbst zu sehen bekommen. Nein, wir können sie in die Welt hinaussenden. Kaum geschossen, schon stehen sie auf Instagram. Da macht es natürlich noch viel mehr Sinn, die malerischsten Sonnenuntergänge unseres Lebens im Bild festzuhalten.

Aber weil wir nicht immer nur malerisch vor uns hinleben, aber quasi gezwungen sind, trotzdem Bilder hochzuladen, wenn wir einmal damit angefangen haben, schließlich sind wir unseren Followern verpflichtet, und wir zudem auch noch Eindruck schinden wollen/müssen/können/sollen, entdecken wir auch die nicht ganz so schönen Seiten an uns. Wenn wir uns das Knie aufgeschlagen haben. Wenn wir im Krankenhaus sind. Wenn wir traurig sind und weinen. Wenn wir einem Arschloch auf der Straße begegnen. Wenn wir selbst das Arschloch sind. Denn dann sind wir auf einmal ganz authentisch in unseren Schwächen, die wir mit der halben Welt teilen. Dann werden wir dafür bewundert, zu unseren Schwächen zu stehen. Dann sind unsere Schwächen unsere Stärken. Dann sind wir wer, der Anerkennung bekommt.

Die Erinnerung verändert

Und dann gibt es doch noch jene Momente, die wir als besonders fotografierungswürdig anerkennen. Oft wenn wir nackt vor dem Spiegel stehen und zufällig das Handy in der Hand halten.

Allerdings weiß ich nicht so recht, ob uns die vielen Mirror Selfies in der Zukunft dermaßen erfreuen werden.

Oder wollt Ihr, liebe Frauen, irgendwann mal ein Fotoalbum aufschlagen, in dem es lauter Fotos gibt, wie Ihr mit Schnabelmund in Eurem nicht besonders professionell ausgeleuchteten Badezimmer steht und Eure Titten herzeigt?

Oder die Männer Ihre Schwänze?

Vielleicht ist es an der Zeit, unsere digitalen Fotoalben mal zu durchforsten und vieles davon zu löschen, sehr vieles, sehr sehr vieles. Und wenn dann am Ende nur mehr das eine oder andere Nacktfoto übrig bleibt, werden wir in zwanzig Jahren auch nicht über uns denken, dass wir uns selbst wohl schwer sexy gefunden haben müssen, wenn wir sonst nichts zu tun hatten, als uns immer wieder abzulichten. Sondern auch mal den einen oder anderen Sonnenuntergang. Oder Geburtstagstorte.

Euer Adam

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