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505 – Der Bär

8. September 2019

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  • Körper
  • Männer

Liebe Frauen,

soll ich zur Abwechslung mal (wieder) ein paar handfeste Klischees vom Stapel lassen?

Gut, dann mach ich das. Aber nachher nicht schimpfen.

Die glücklichen Schwulen

Schwule haben es ja soooo leicht. Weil schwule Männer sind halt alles Männer und deswegen gehen die ja ganz anders miteinander um, und das heißt natürlich auch mit ihren Schwächen, ist ja klar, als wir armen Heten, die wir doch nicht zugeben können, dass wir nicht perfekt sind, dass wir nicht alle Machos sind, dass wir nicht alle Helden sind und ständig können und alles ist gut. Nein, die Schwulen, die ach so Glücklichen, die machen einfach was Positives aus ihren Schwächen, aus ihren kleinen Makeln, aus dem, worunter wir armen armen armen Heten leiden. So das Aussehen nur mal als Beispiel. Und nur mal als Beispiel wenn da ein Mann etwas korpulenter ist. Oder etwas haariger. Oder beides. Was dann? Wird er dann gezwungen, sich zu verkrümmen, dass er mit dem Nassrasierer an den Rücken reicht? Oder muss er sich von Tofustäbchen und Äpfeln ernähren, bis er wieder schlank und rank ist? Und in der Muckibude Gewichte stemmen und sich von den Schwarzeneggers dieser Welt verarschen lassen, weil er nach fünf Minuten halbherzigem Spazierengehens auf dem Walker lieber mal in die Sauna verschwindet, weil Hauptsache, man schwitzt? Nein, natürlich nicht, von dem wird gesagt, dass er ein Bär ist, klingt doch super, und natürlich gibt es dann auch Männer, die auf Bären stehen. Hurra, Problem gelöst. Und zwar so richtig elegant. Nicht so wie die Heten, die uneleganten das machen. Da ist dick dick und haarig haarig und dann heißt es: Ja, jeder Deckel findet einen Topf, und damit ist gemeint: Tja, wer nicht schön ist, der muss halt hoffen, dass wer anderer, der ebenfalls nicht schön ist, die eigenen Erwartungen runterschraubt und sich erbarmt. Chewbacca und Chewbacca gesellt sich gern. Oder es findet sich wer Blinder, das geht auch. Oder man wird reich. Je hässlicher, desto mehr Geld braucht man, dann klappt das auch mit der hübschen Nachbarin.

Aber was soll ich sagen, ich bin nicht schwul.

Zurechtgerückt

Schluss mit Klischee, ich weiß ja, dass das nicht so ist. Dass unter Homosexuellen sogar noch mehr Druck auf den Männern liegt, irgendwelchen Normen zu entsprechen? Vielleicht. Aber eine Sache finde ich doch spannend, und das ist, dass sich die Sicht auf etwas (oder jemanden) verändert, wenn man es (oder ihn oder sie) anders benennt.

Es macht einen Unterschied, ob man auf haarige Dicke steht oder auf Bären. Oder auf alte oder auf Daddys. Oder was man sich sonst noch für Begriffe ausdenken kann.

Denn dadurch darf man auf einmal auch drauf stehen. Da rümpft dann die Gesellschaft nicht mehr die Nase, weil man Vorlieben hat, die entgegen der allgemeinen Trends sind. Weil man die Vorteile in den Vordergrund rückt. Weil Bären sind stark, sie sind aber auch kuschelig. Sie geben Halt, und sie wissen, was sie wollen. Und was sie nicht noch alles sind.

Was wir übernehmen können

Und vielleicht gibt es dann zwischen all den Klischees doch etwas, was homosexuelle Menschen besser machen als die heterosexuellen. Sie sind vielleicht (vielleicht?) etwas offener, wenn es darum geht, ein Merkmal, was an sich erstmal wertfrei ist, in ein positives Licht zu rücken, statt zu sagen: Ist Scheiße.

Aber vielleicht (vielleicht?) irre ich mich auch.

Und wenn ich mich irre: Egal, dann nehmen wir uns halt an uns selbst ein gutes Beispiel: Wer steht worauf? Na dann: Benenn es auch so.

Aber ihr habt mich natürlich längst durchschaut, liebe Frauen, das ist mir eh klar: Nur weil ich nun auch nicht mehr Mitte zwanzig bin und ab und an Körperhaare an Stellen entdecke, wo vor ein paar Jahren noch Pfirsichhaut war, und weil ja auch ein Wohlstandsbäuchlein irgendwann auf den Umlaut und das -lein verzichten wird müssen (sprich: Wampe), versuche ich nur auf unglaublich perfide Art und Weise dafür zu sorgen, dann Ihr nicht sagt: Schaut, da kommt der kleine Dicke, so ein alter Sack, sondern: Oh, ein Bärchen, süß, so einen wollte ich auch schon immer mal haben.

Euer Adam

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